23 Vereine sorgen für unvergessliche Momente
„A Riesnfreid“: Mehr als 4000 Kolbermoorer feiern bei tropischer Hitze ihr Bürgerfest
Tropische Temperaturen können die Kolbermoorer nicht schrecken: Mehr als 4000 Besucher kamen zum Bürgerfest und ließen sich von den Vereinen der Stadt nach allen Regeln der Kunst verwöhnen. Das sind die schönsten Impressionen.
Kolbermoor – „Es ist a Riesnfreid, wenn man sieht, wie Kolbermoor zusammenwächst, wie die Leute beieinander sitzen, sich unterhalten, den Abend genießen.“ Sebastian „Wast“ Voit, der Vorsitzende des Bürgerfestvereins, zieht ein durchweg positives Resümee: „Es war einfach super!“
Das Kolbermoorer Bürgerfest ist keine Partymeile, sondern ein „Miteinander, Zusammenkommen, Ratschen und Genießen“. Und auch wenn es „im Vorfeld anstrengend ist“, wie Voit sagt, und die Vereine an den beiden Abenden wahrlich enormen Stress haben: Besucher und ehrenamtliche „Wirte“ – allesamt genießen sie ihr Bürgerfest, zu dem diesmal mehr als 4000 Menschen kamen.
Nach drei Schlägen fließt das Bier
Mit dem Glockenschlag der Stadtkirche beginnt am Freitag, 14. Juli, Punkt 18 Uhr, das Bürgerfest. Schon kurz darauf ist „o‘zapft“, denn Bürgermeister Peter Kloo braucht nur drei kurze Schläge und schon fließt Maxlrainer in die Krüge. Gemeinsam mit Wast Voit und der Willinger Musi lädt er mit einem „Prosit“ zur Gemütlichkeit ein: „Wir wünschen Ihnen erlebnisreiche Stunden, viele gute Gespräche, ein schönes Bürgerfest.“
Den ersten Applaus gibt es am Eröffnungsabend für die Vereine und den Bauhof der Stadt, die das Areal vorm Alten Rathaus in einen Festplatz verwandelt haben. An den Ständen rundum schwitzen die ehrenamtlichen Helfer schon seit Stunden, um den Appetit der Festbesucher zu stillen. Seit mehr als drei Jahrzehnten richten sie das Fest der Kolbermoorer für die Kolbermoorer aus. „Wir sind von Anfang an dabei“, erzählt Vroni Gmeiner von der Schützengesellschaft Bavaria und Wendelstein.
Während Christian Franz die Würste grillt, ihr Sohn Sebastian die Pommes frittiert, Simone Huber und Julia Hechenberger die hungrigen Festbesucher bewirten und sich von der extremen Hitze in der Hütte nicht aus der Ruhe bringen lassen, werden „backstage“ Würste vorbereitet, Bestecke in Servietten gerollt und Erinnerungen wach: „Am Anfang habe ich 30, dann 50 Kilogramm Kartoffelsalat selbst gemacht“, erzählt Vroni Gmeiner. Heute kommen alle frischen Zutaten vom Metzger aus Schmidhausen – unter anderem 145 Kilo Currywurst und 172 Nürnberger. Ob das reichen wird? „Wir können jeder Zeit nachordern“, sagt Gmeiner, die immer wieder bei den „Brutzlern“ nachfragt, was gebraucht wird.
Nebenan schwitzt die Sing- und Musikschule. Heute wird im Takt gebraten und gezapft. Auch die Fußballer des SV-DJK haben alle Hände voll zu tun. Ihre Essigknödel sind gefragt, genauso wie die trendigen Cocktails. Die Crew von Manuel Eckert steht am Grill, hat fürs Fest 330 Regenbogenforellen gefangen. Die Besucher reißen sich um den Steckerlfisch. „Hervorragend“, lobt Feuerwehrler Thomas Paukert das Traditionsgericht.
Trotz der tropischen Hitze am Abend und am Grill steht der Faschingsverein kurz darauf auf der Bühne. Kinder-, Jugend- und Erwachsenen-Formationen präsentieren Auszüge aus ihrer Show „Police Department Mangfalltal“ und zünden ein Feuerwerk aus Temperament, Rhythmus und Akrobatik. Zum ersten Mal ist der Platz vor der Bühne voll. Die „Officer“ verabschieden sich mit viel Applaus und angeheizter Spannung auf die neue Saison, die im 20. Jahr eine besondere sein wird, wie Vereinschef Eckert neugierig macht.
Nach einem lauen Freitagabend klettern die Temperaturen am Samstag, 15. Juli, weiter – auf eine Rekordhöhe von 37 Grad Celsius. Doch wer glaubt, das könne die Kolbermoorer von ihrem Bürgerfest fernhalten, der irrt. „Ich habe nicht gedacht, dass bei der Hitze so viele Besucher kommen, wurde aber eines Besseren belehrt“, freut sich Wast Voit. Ab 16 Uhr strömen die Knirpse in die Anrainerstraßen, wo Jugendtreff, Bergsteigergilde und Schützen mit Kletterfelsen, Hüpfburg, Kinderschminken, Bastelstraße und Schießbude zum Spielen einladen.
Am Abend wird es nicht kühler. Die Stadtkapelle Kolbermoor trotzt den Temperaturen auf der Bühne, spielt unentwegt. Die „Immergrünen“ und „Mangfalltaler“ schwitzen in ihrer Tracht. Trotzdem werden die Auftritte um 19 Uhr nicht abgesagt. Die kleinen „Immergrünen“ glänzen mit ihrem „Bauernmadl“ und „Siebenschritt“.
Dann ist der Nachwuchs der „Mangfalltaler“ an der Reihe. Das jüngste Dirndl ist gerade erst zwei Jahre alt und hat eine unglaubliche Bühnenpräsenz. Stolz und selbstbewusst tanzen die Kinder „Kikeriki“ und „Sternpolka“ und „Mühlrad“.
Zu den Klängen der „Amboss-Polka“ zeigen die Buben beider Trachtenvereine schließlich ihr Können beim Plattln. Wenig später „tanzen“ die Goaßlschnoizer auf den Tischen und lassen ihre Goaßl im Rhythmus schnoizen.
Die Belohnung für die kleinen Trachtler ist erfrischend. Zum Applaus der Fans gibt es bei den „Immergrünen“ ein Eis, wie Jugendleiter Florian Podorny verrät. Und Claudia Beutl lädt die „Mangfalltaler“ Kinder zu einem Superhelden-Cocktail der Pullacher Trommler ein. Die begeistern an diesem Abend nicht nur die kleinen Besucher mit ihren glitzernden, alkoholfreien Drinks. Auch die Erwachsenen stehen bei ihnen Schlange, um zur tropischen Hitze das passende karibische Cocktail-Feeling zu genießen.
Groß ist der Andrang auch bei den Sportlern vom SV-DJK, die zur Apres Ski Party einladen. Bei der Feuerwehr wird der Durst mit Maxlrainer und alkoholfreien Getränken gelöscht. Bei den Pullacher Kameraden gibt es zum Kaffee täglich frisch gebackene Kuchen und Torten. Und der Motorradclub hat für die Besucher Flötzinger im Tank.
Bis in die Nacht wird rund ums Alte Rathaus geratscht, gelacht und gefeiert. Bis in die Morgenstunden dauern in den Vereinen Aufräumarbeiten und Nachbesprechungen an. Am Sonntag, 16. Juli, sind die schönen Erinnerungen an lauschige Sommerabende, gute Freunde, deftige bayerische Schmankerln und süffige Drinks die einzigen Spuren, die das Bürgerfest hinterlassen hat. „Es war super. 23 Vereine haben für ein wunderbares Fest gesorgt“, resümiert Sebastian Voit.
„Und auch die, die für die Besucher kaum sichtbar, aber für die Bewirtung unentbehrlich waren, hatten ihren Spaß“, beschreibt er den undankbarsten Part des Festes: In diesem Jahr übernahm der Tennisclub die „Waschstraße“, in der im Minutentakt frische Gläser, Teller und Bestecke gespült und geputzt werden mussten. Eines freut den Chef des Bürgerfestvereins bei all dem ehrenamtlichen Engagement ganz besonders: „Dass sich in unseren Vereinen so viele junge Leute einbringen.“
Zusammenhalt ist besser „als in manchem Dorf“
Mit dem Bürgerfest richten Kolbermoorer nicht nur für Kolbermoorer ein Fest aus. Die Vereine „schuften“ auch für den Reinerlös der Abende zur Finanzierung ihrer Jugendarbeit. Zwar tragen alle gemeinsam die Betriebskosten des Festes, doch die Arbeit des Bauhofes ist kostenlos. „Das ist das Sponsoring der Stadt“, erklärt Voit und spricht den Mitarbeitern des Bauhofes ein zweites Mal ein dickes Lob aus, denn: „Das kann man nicht aufwiegen, das ist nicht selbstverständlich und ein besseres Miteinander als in manchem Dorf.“










