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Ehrgeiziges Vorhaben in Wasserburg

Kläranlage trifft auf Biogaswerk: Wie sich Meggle selbst mit Energie versorgen will

Die Firma Meggle in Wasserburg will aus Abwasser und Schlamm Energie gewinnen.
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Die Firma Meggle in Wasserburg will aus Abwasser und Schlamm Energie gewinnen.

Die Firma Meggle in Wasserburg will aus Abwasser und Schlamm Energie gewinnen. Hört sich erst einmal nach einem utopischen Plan an. Wie das Ganze funktionieren soll und warum es auch für die Erweiterung der Molkerei notwendig ist.

Wasserburg – Aus Abwasser und Schlamm Energie gewinnen: Was sich fantastisch anhört, will die Molkerei Meggle jetzt in großem Stil praktizieren. Dort plant man mit einem neuen Konzept aus Klär- und Biogasanlage eine zukünftige eigenständige Energieversorgung der Produktion. Der Wasserburger Bauausschuss hat sich in seiner Sitzung den Vorentwurf angesehen und für den Stadtrat vorberaten.

„Wir wollen weiter wachsen“

Holger Kühner, der bei Meggle für den Bereich Technik zuständig ist, stellte das Vorhaben vor. Er berichtete, dass Meggle auf einer Fläche zwischen Megglestraße und B15 bereits eine eigene Kläranlage betreibt. Dabei werde das Abwasser des Betriebs – allerdings ohne Haus- und Sanitärgewässer – biologisch geklärt. Das gesäuberte Wasser werde in den Vorfluter des Inns eingeleitet, der entstehende Schlamm werde entwässert und zur Entsorgung abgegeben. Er werde teils verbrannt, rekultiviert oder auf Deponien gebracht.

Die Kläranlage sei auf eine Größenordnung von 90.000 Einwohnergleichwerte ausgelegt und säubere rund 1,5 Millionen Kubikmeter Abwasser pro Jahr. „Der Genehmigungsbescheid läuft im Dezember 2025 aus“, so Kühner. Daher müsse man das Verfahren neu durchlaufen. Dazu komme die neue gesetzliche Pflicht einer Phosphorrückgewinnung aus Klärschlamm, der das Unternehmen nachkommen müsse. Außerdem wolle es sich für zukünftige Produktionserweiterungen aufstellen. „Wir wollen wachsen und die Produktionsmenge erhöhen“, so Kühner. Außerdem treibe das Unternehmen der Nachhaltigkeitsgedanke an.

Meggle ist ein wärmeintensiver Betrieb

Ziel sei es, eine eigene Energiegewinnung mittels eines Biogaskraftwerkes aufzubauen. „Wir sind ein wärmeintensiver Betrieb“, so Kühner, und bezog sich dabei zum Beispiel auf die Milchverarbeitung in den Trocknungstürmen. Nicht nur der Fremdgas-Bezug, sondern auch der CO2-Ausstoß sollen reduziert werden. Die Bestandskläranlage soll saniert und auf eine Kapazität von bis zu 150.000 Einwohnergleichwerte aufgerüstet werden.

In den Klärbecken bauen – vereinfacht gesagt – Bakterien den Schmutz ab. Das geklärte Wasser wird weiterhin abgeleitet, doch der energiereiche Schlamm soll vor Ort weiter genutzt werden. Hier kommt die geplante Biogasanlage ins Spiel. Das eigens gewonnene Gas soll zur Wärmeerzeugung genutzt werden, könne aber laut Kühner auch in der Lebensmitteltechnologie eingesetzt werden. CO2 soll aus dem Biogas herausgefiltert werden. Der Restschlamm werde final entsorgt.

Rücksicht auf den Kiebitz

Die Anlage auf der Fläche wird entsprechend erweitert. Sie soll durch Misch- und Ausgleichsbehälter ergänzt werden. Die Bioreaktoren der neuen Biogasanlage werden mit 18 Metern die höchsten Gebäude sein und in der Mitte angesiedelt. Damit, so Kühner, nehme man Rücksicht auf die Brutplätze des dort ansässigen Kiebitzes, der ungern in der Nähe von hohen Gebäuden seine Kinder aufziehe. Als Abgrenzung zur B15 ist ein Grünstreifen als Biotop vorgesehen. „Bei so einer Menge an Schmutzwasser – wäre da nicht vielleicht eine Wasserrückgewinnung möglich?“, wollte Stadtrat Dr. Hermann Budenhofer (FWRW) wissen. Technische Möglichkeiten der Filterung gebe es inzwischen, meinte Kühner. Doch das sei noch ein langer Weg, bei dem auch die Behörden „ein Stück weit mitgehen“ müssten.

Christian Stadler (Bündnis 90/Die Grünen) fragte, ob man sich bei der Phosphorrückgewinnung mit den Stadtwerken zusammentun könnte. Kühner verneinte dies. Bei Meggle verarbeite man Schlamm aus einem Lebensmittelbetrieb, bei den Stadtwerken handele es sich um Fäkalabwasser – beides habe unterschiedliche Entsorgungswege und dürfe nicht vermischt werden.

Der Vorentwurf für den Bebauungsplan „Kläranlage Meggle“ wurde vom Ausschuss einstimmig gebilligt. Als Art der baulichen Nutzung soll ein Sondergebiet mit der Zweckbestimmung „Private Abwasserbehandlung mit energetischer Nutzung von Biomasse“ festgesetzt werden. Der Ausschuss empfiehlt dem Stadtrat, den Vorentwurf zu billigen und eine frühzeitige Öffentlichkeits- und Behördenbeteiligung einzuleiten.

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