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Missbrauch in der Kirche

Kette der Täter-Orte: Warum Missbrauchs-Betroffene zur Radtour um den Chiemsee starten

Richard Kick (links), Sprecher des Betroffenen-Beirats, beim Start 2023 zur Rom-Fahrt, zusammen mit seinem Sohn Leopold (rechts). Nun geht‘s nach Rosenheim.
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Aufbruch gegen Missbrauch: Richard Kick (links), Sprecher des Betroffenen-Beirats, beim Start 2023 zur Rom-Fahrt, zusammen mit seinem Sohn Leopold (rechts). Nun geht‘s nach Rosenheim.

Eine Pilgerreise gegen das Vergessen und für Solidarität: Menschen, die im Bereich des Erzbistums München-Freising von Geistlichen missbraucht wurden, brechen am 16. Juni zur Radtour in die Region Rosenheim auf – ein Brennpunkt des Skandals.

Rosenheim – Und wieder steigen sie auf ihre Räder, zu einer Tour gegen das Vergessen, gegen die Mutlosigkeit und für Solidarität: Von Missbrauch Betroffene im Erzbistum München-Freising machen sich auf den Weg in die Chiemsee-Region. Geplant sind neben den Fahrten Andachten, Austausch mit Betroffenen und eine Diskussionsrunde.

Bereits im Mai 2023 waren Betroffene zu einer Pilgerreise aufgebrochen. Sie fuhren seinerzeit mit dem Fahrrad von München in die Ewige Stadt und suchten auch den Vatikan auf. In einer Privataudienz trugen sie ihr Anliegen Papst Franziskus vor.

Organisiert wird die Neuauflage wie schon beim ersten Mal vor allem vom Betroffenenbeirat für die Erzdiözese München-Freising. „Sie waren überrascht, dass wir wieder aufs Rad steigen wollen“, sagt Richard Kick, Sprecher des Betroffenenbeirats, über die Reaktion der Diözese. Insgesamt sei die Resonanz „sehr positiv“ gewesen.

Zeichen in einer besonders betroffenen Region

Richard Kick ist federführend auch an der Organisation der Fahrt beteiligt. Am 16. Juni geht es los, diesmal in eine vom Missbrauch offenbar besonders betroffene Region: um den Chiemsee und nach Rosenheim. Kardinal Reinhard Marx hält einen Gottesdienst, am fünften Tag der Fahrt am Donnerstag, 20. Juni. In sechs Tagen wollen die Teilnehmer rund 300 Kilometer zurücklegen.

Radtour der Betroffenen: Diesmal geht es in die Region Rosenheim.

Kick hofft wieder auf eine Signalwirkung der Fahrt, auf ein Signal, das Mut macht vor allem, aber auch auf Aufarbeitung des Unrechts, das Kindern an verschiedenen Orten der Region angetan wurde. Vor allem der Missbrauchsskandal von Rosenheim schlug hohe Wellen: Dorthin wurde ein Pfarrer versetzt, der in den 60er Jahren wegen schweren Missbrauchs von Kindern zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt worden war. Nach allem, was bekannt ist, verübte der mittlerweile verstorbene Priester nach der Versetzung auch in Rosenheim über Jahre hinweg Untaten.

Warum so viele Fälle in der Region?

Auch in weiteren Orten missbrauchten Geistliche Kinder, unter anderem in Maitenbeth. Nicht zuletzt durch die Berichterstattung im OVB kamen jahrelang vertuschte Untaten ans Licht und meldeten sich weitere Betroffene, die oft über Jahrzehnte über ihr Leid geschwiegen hatten.

Die auffällige Häufung von Verbrechen in der Chiemsee-Region kann sich Kick nicht ganz erklären. Man sei eher zufällig darauf gekommen, als es an die Planung der Tour ging. „Da reihte sich wie in einer Kette ein Täterort an den andern“, sagte Kick dem OVB. Hinweise auf bislang unbekannte Missbrauchsfälle seien sowohl von Menschen gekommen, die sich mittlerweile dem Betroffenenbeirat anvertraut haben, als auch von der Diözese selbst, sagt Kick.

Die Fahrt dient nicht nur der Erinnerung, sondern auch dem Austausch. So ist am Mittwoch, 19. Juni, eine Diskussion geplant. Als Gäste werden unter anderem Vertreter der katholischen und der evangelischen Kirche erwartet, dazu Dr. Ulrich Wastl von der Kanzlei Westpfahl, Spilker, Wastl, die das Gutachten zum Missbrauch in der Erzdiözese München-Freising erstellt hatte. Um 19.30 Uhr diskutiert die Runde es in Rosenheim im Bildungszentrum St. Nikolaus um das Thema „Missbrauch im Kontext der Kirche“, wie Kick mitteilt.

Am Donnerstag, 20. Juni, feiert Kardinal Marx am Schliersee eine Messe. Offizieller Start der Tour ist am Sonntag, 16. Juni, um 9.45 Uhr am Domplatz in München. Das Sonntagsgeläut ist sozusagen das Startsignal für die Tour, Generalvikar Christoph Klingan und Amtschefin Dr. Herrmann verabschieden die Teilnehmer. Auch den offiziellen Segen der Kirche gibt es: Dompfarrer Klaus Peter Franzl spricht ihn.

„Die Erzdiözese hat großen Respekt für die an der Radtour Beteiligten und deren Engagement, insbesondere die Betroffenen“, heißt es in einer Antwort der Erzdiözese auf eine Anfrage des OVB. Das Thema sei wichtig, die Bemühungen um eine weitere Auseinandersetzung zu begrüßen. „Gerne unterstützen wir die Radtour maßgeblich finanziell und organisatorisch.“

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