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Jeder kann mal ins Wasser fallen

Alarm der Wasserwacht! Kinder können immer schlechter schwimmen – woran das liegt

Die Badesaison ist in vollem Gange. Trotzdem kann jedes fünftes Kind nicht schwimmen, wie eine Studie der DLRG belegt.
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Die Badesaison ist in vollem Gange. Trotzdem kann jedes fünftes Kind nicht schwimmen, wie eine Studie der DLRG belegt.

Die Badesaison ist in vollem Gange. Trotzdem kann jedes fünftes Kind nicht schwimmen, wie eine Studie bestätigt. Die beiden Schwimmlehrer, Sabine Kastner und Martin Hülsmeyer aus Wasserburg, wissen: hier herrscht dringender Handlungsbedarf.

Wasserburg/Haag/Rott – Die Sonne scheint, die Temperaturen sind hoch und somit kann die Badesaison auch in den Seen und Freibädern der Region durchstarten. Auch für Kinder kann nun der Spaß im Wasser beginnen. Doch im vergangenen Jahr machte eine forsa-Umfrage der Deutschen-Lebensretter-Gesellschaft (DLRG) Schlagzeilen. In Ihr hieß es, dass jedes fünfte Kind im Grundschulalter nicht schwimmen könne. Dabei bedeutet Schwimmen zu können mehr, als sich an heißen Tagen abzukühlen.

„Schwimmen ist lebensrettend“

Denn „Schwimmen ist lebensrettend“, verdeutlicht Sabine Kastner, stellvertretende Leiterin der Wasserburger Volkshochschule (Vhs) und Fachbereichsleitung fürs Schwimmen. In der Region seien viele Seen. Obwohl die Vhs eine Bildungsstätte für Erwachsene sei, bietet sie Kurse für Kinder an, „denn die Kinder können das nicht einfach so“, erklärt Kastner. Zudem sei regelmäßiges Üben wichtig. Die Vhs verteile zudem das Seepferdchen-Abzeichen „nicht inflationär“, sondern nur, wenn mindestens die Anforderungen erfüllt würden. Laut Deutscher Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) bekommen Teilnehmer ein Seepferdchen, der vom Beckenrand ins Wasser springen und 25 Meter am Stück schwimmen kann. Zudem muss der Prüfling einen Gegenstand aus schulter-tiefem Wasser holen können, so die Organisation.

Sicher schwimmen und auch bei einem Sturz ins Wasser wieder auftauchen: für Kastner überlebenswichtige Fähigkeiten. Die Kurse, die die Vhs anbiete, seien schnell ausgebucht. „Um mehr Unterricht anbieten zu können, suchen wir ständig neue Schwimmlehrer – auch nur zur Aushilfe“, sagt sie. Die Lektionen finden im Badria und im Lehrbecken Reitmehring statt. Im Letzteren bietet die Vhs zudem Kurse für Erwachsene an. „Diese sind dann nicht öffentlich, sondern finden in einem geschützten Rahmen statt“, erklärt Kastner.

Schwimmverein „Haager Hechte“

Auch beim Verein „Haager Hechte“ seien viele Kinder an Kursen interessiert – auch aus Isen oder Dorfen. Hier würden das Kraulen oder Rückenschwimmen trainiert werden. „Bei uns können nur Heranwachsende mitmachen, die schon schwimmen können“, erklärt Ingrid Knauer, Vorsitzende des Vereins. Denn „es ist eine wichtige Fähigkeit zum Überleben. Trotzdem steht bei uns der Spaß im Vordergrund“, betont sie.

Auch für die gesellschaftliche Teilhabe sei diese Fähigkeit nützlich – vor allem bei Kindern, ergänzt Kastner. „Abgesehen davon ist das Schwimmen eine der gesündesten Sportarten“, erklärt sie. Weswegen laut der Studie der DLRG weniger Kinder schwimmen könnten, habe verschiedene Ursachen, meint sie. „Vielleicht fehlt manchen Eltern schlichtweg die Zeit, mit den Kindern ins Bad oder an den See zu fahren“, vermutet Kastner.

„Ein weiterer Grund ist sicherlich, dass in den vergangenen Jahren viele Schwimmbäder dichtgemacht haben, auch während der Corona-Pandemie“, meint Martin Hülsmeyer, der seit über zehn Jahren Schwimmlehrer in Wasserburg ist. Dadurch seien lange Wartelisten für Schwimmkurse entstanden, sagt er. Darüber hinaus hätten die Kids oft zahlreiche Hobbys, die sich mit den Schwimmkursen überschneiden würden, obwohl es in Wasserburg ein großes Angebot an diesen geben würde, so Hülsmeyer.

Martin Hülsmeyer ist seit 10 Jahren Schwimmlehrer.

Ihm sei aufgefallen, dass es neben mehr Nicht-Schwimmern vor allem auch immer mehr „Schlechtschwimmer“ gebe, sagt er. „Die Heranwachsenden schwimmen oft unkoordiniert oder mit falscher Atmung“. Ihnen die korrekten Bewegungen beizubringen, sei oftmals schwierig. Zudem seien immer mehr Schüler nicht ans Wasser gewöhnt und hätten teilweise Angst davor. „Das Schwimmen-Lernen dauert so bei manchen länger“, erklärt Hülsmeyer.

Kinder spielerisch ans Wasser gewöhnen

Deshalb empfiehlt Jakob Ametsbichler von der Wasserwacht Rott, die Kids spielerisch ans Wasser heranzuführen, um ihnen so die Furcht zu nehmen. Denn wer im Kindesalter schwimmen lerne, der könne das sein Leben lang, betont er. „Und je mehr Menschen diese Fähigkeit beherrschen, desto mehr Personen können sich in Gefahrenlagen gegenseitig helfen“, sagt er.

Unfälle am Wasser seien nicht so selten, jeder könne mal vom Steg oder vom Boot ins Wasser fallen. Die Rotter Wasserwacht sei für den Hochstätter Waldsee, den Rotter Ausee und den Kettenhamer Weiher in Griesstätt zuständig. Dass eine Person hier vor dem Ertrinken gerettet werden müsse, komme glücklicherweise extrem selten und nicht jedes Jahr vor, sagt Ametsbichler. „Wir sind vor allem mit Bienenstichen, Schürfwunden, aber auch Schnittverletzungen durch Glasscherben beschäftigt“, so der Vorsitzende des Ortsverbandes. Die Ehrenamtlichen der Rotter Wasserwacht seien meist an schönen, stark frequentierten Sonntagen an den drei Seen vertreten.

20-Jähriger vor einem Jahr fast ertrunken

Festzuhalten bleibt: Sicher Schwimmen zu können, kann das eigene Leben retten. Regelmäßiges Üben ist dabei wichtig. Erst vergangenes Jahr wäre beinahe ein 20-jähriger Mann im Hartsee bei Eggstätt ertrunken. Der junge Mann und seine Freundin waren mit dem Boot unterwegs, als ihnen ein Paddel ins Wasser fiel. Der 20-Jährige sprang ins Wasser, doch das Boot trieb davon, sodass er es nicht mehr erreichen konnte. Als ihm die Kräfte auszugehen drohten, konnte er glücklicherweise von Jugendlichen – Mitgliedern der Wasserwacht – gerettet werden. Der Verunglückte konnte nach ambulanter Behandlung mit einem leichten Schock wieder entlassen werden – nochmal Glück im Unglück gehabt.

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