Repair Café nicht mehr wegzudenken
„Kann man das noch reparieren?“ So stemmen sich Priener gegen den Wegwerf-Wahnsinn
So geht das nicht weiter, denken sich immer mehr Konsumenten - und stemmen sich gegen den Wegwerf-Wahnsinn. Geholfen wird ihnen in Repair Cafes. Auch in Prien findet diese Methode bereits Anklang.
Prien – Viele kennen das: Kaum ist die Garantiezeit vorbei, streikt der Toaster, der Drucker oder die Pumpe im Keller. Was tun? Einfach ein neues Gerät kaufen?
Zahlreiche Hersteller billiger Elektrogeräte setzen auf diese Masche. Die Müllberge wachsen, Rohstoffe gehen verloren und keiner steht für den Wegwerfwahnsinn gerade. Doch in Einrichtungen wie den boomenden Repair Cafés formiert sich Widerstand.
Sogar medizinisches Gerät wird repariert
Ein anschauliches Beispiel dafür zeigt sich bei den regelmäßigen Reparaturtagen des Vereins Repair Café Prien am Chiemsee. Unlängst brachte hierhin sogar eine Ärztin ihr Otoskop zum Reparieren.
Diesen „Ohrenspiegel“ kennt jeder, dessen äußerer Gehörgang oder das Trommelfell schon einmal untersucht wurde. Eine Medizinerin im Repair Café? Georg Foraita findet das nicht ungewöhnlich. „Vermutlich hätte sich die Frau leicht ein neues Otoskop leisten können. Aber sie wollte es nicht gleich wegwerfen“, sagt der Vereinsvorsitzende.
Und tatsächlich schaffte es ein tüftelnder Kollege, das verklemmte Lämpchen im „Ohrenspiegel“ wieder instand zu setzen. „Man konnte das Lämpchen nicht einfach austauschen. Damit steht das Otoskop symptomatisch für wahnsinnig viele Geräte. Und darüber ärgern sich die Leute“, sagt Georg Foraita.
Den wenigsten Besucherinnen und Besuchern des Repair Cafés gehe es ums Geld. Noch seien die Inflation und die hohen Energiepreise kein Grund dafür, kaputtgegangene Toaster, Mixer oder Hochdruckreiniger vermehrt ins Repair Café zu bringen.
Es scheint viel mehr ums Prinzip zu gehen. Foraita: „Viele finden es einfach nicht mehr in Ordnung, dass Geräte so gebaut werden, dass man sie kaputt machen muss, wenn man etwas nachschauen will.“
Das Geld, das Repair Café-Besucher als Dank spenden, lassen die Geräte-Retter guten Zwecken zukommen. Vor Kurzem erhielt die Evangelische Kirchengemeinde, in der das Café am 12. November von 14 bis 17 Uhr stattfindet, 1 .000 Euro.
Er verstehe, wenn sich Reparaturen billig gekaufter Geräte betriebswirtschaftlich in Fachgeschäften nicht rentieren, so Foraita: „Da kostet oft das Anschauen fast so viel wie das ganze Gerät im Discounter. Der Fachhandel muss ja auch seine Miete bezahlen und seinen Stundenlohn verrechnen.“
Zum Glück gebe es in Prien aber noch einige Geschäfte, die Waren reparieren. Im Repair Café bekommen die Besucher bei Kaffee und Kuchen Tipps, wohin sie gehen können.
Ihr Geld würde viele Konsumenten gerne in teurere Geräte stecken, meint Gorg Foraita – wenn diese als „leicht zu reparieren“ ausgezeichnet würden. Auch der Hinweis „Ersatzteile erhältlich“ wäre hilfreich. Manche Initiative gibt es schon, und auch darüber tauscht man sich im Repair Café aus.
Erste reparierbare Handys im Handel
So verkauft ein holländischer Hersteller „Fairphones“, die nach dessen Angaben ohne Kinderarbeit hergestellt werden und einfach reparierbar sind. Elektrofan Foraita hat schon eines. „Nach 14 Tagen ist es mir das erste Mal runtergefallen. Ich konnte es ganz leicht wieder instand setzen“, lacht er. Das „iPhone“ habe der Enkel bekommen.
Der Priener nennt das Reparieren seinen Beitrag zum Umweltschutz und Umwelterhalt – sodass die Enkel von heute als Erwachsene auch noch Spaß haben.
Sein Tipp an Konsumentinnen und Konsumenten: „Die meisten Geräte gehen aus einfachen Gründen kaputt, weil etwa ein Wackelkontakt vorliegt.“ Sie seien deshalb auch einfach zu reparieren. Es lohne sich also, nachschauen zu lassen.