Sicherheit und Freizeit im Mittelpunkt
„Einfach zu gefährlich“: Das wünschen sich die jungen Feldkirchen-Westerhamer von ihrer Gemeinde
Rund 35 Jugendliche und junge Erwachsene kamen am Dienstag (4. Februar) in Feldkirchen-Westerham zusammen. In der Jungbürgerversammlung konnten sie ihre Wünsche direkt an die Gemeinde vortragen. Was die Jugend bewegt und wo sie dringenden Handlungsbedarf sieht.
Feldkirchen-Westerham – Langsam füllte sich der Sitzungssaal im Rathaus der Gemeinde Feldkirchen-Westerham. Ein Jugendlicher nach dem anderen trat ein und setzte sich an den Ratstisch, an dem sonst der Gemeinderat tagt. 35 Jugendliche und junge Erwachsene kamen am Dienstagabend (4. Februar) zur Jungbürgerversammlung zusammen. Sie alle wollten sich nicht die Chance entgehen lassen, Bürgermeister Johannes Zistl persönlich ihre Wünsche mitzuteilen. Und davon gab es reichlich.
Stephanie Meier hat sich dafür gleich mal etwas Kreatives einfallen lassen. Die kommunale Jugendpflegerin im Landkreis Rosenheim forderte die jungen Gemeindebürger im Alter zwischen 14 und 27 Jahren auf, spielerisch und künstlerisch an die Sache heranzugehen. Sie sollten ihre Herzenswünsche entweder durch Lego-Bauten, durch Malen, Schreiben oder durch Fotokarten visualisieren. Danach ging es für die Heranwachsenden zum „Speed-Dating“ mit dem Bürgermeister, den anwesenden Gemeinderäten, der Jugendbeauftragten Annette Thielmann-Schlarb und der Sachgebietsleiterin „Jugend“, Doreen Lein.
Sicherheit ist ein großes Anliegen der Jugendlichen
Dabei zeichnete sich klar ab, dass das Thema Sicherheit den jungen Bürgern am Herzen liegt. So hielt ein junger Mann ein Foto von einem Straßenschild hoch, was für absolutes Halteverbot steht. „Ich würde mir wünschen, dass in der Gemeinde die kleinen Seitenstraßen weniger zugeparkt werden“, erklärt er. Falschparker seien deshalb keine Seltenheit und dadurch könne es schnell mal unübersichtlich auf den Straßen werden. „Eventuell kann man ja bei den Neubaugebieten mehr Parkflächen ausweisen, damit man in der Gemeinde wieder gescheit durchkommt“, überlegt der junge Mann.
Mehr Sicherheit ist auch im beliebten Biker-Park gewünscht. Gleich mehrere männliche Teilnehmer äußerten sich dazu. „Wir würden uns wünschen, dass der Biker-Park vergrößert wird, mit ein paar größeren Schanzen“, sagt einer von ihnen. Die Hügel seien viel zu kurz hintereinander gebaut, weshalb man schnell umlenken müsse, um den nächsten Sprung noch zu schaffen. „Das ist dann einfach zu gefährlich“, sagt er.
Bürgermeister Johannes Zistl nickt verständnisvoll. „Das ist eine gute Idee, die ich mir gleich mal notiere“, wirft er kurz ein. Ihm sei klar, dass auf dem Platz „noch nicht die endgültige Ausbaustufe“ erreicht ist. Schon vor zwei Jahren hatten sich Jugendliche bei der Jungbürgerversammlung dort mehr Ausbau gewünscht. „Die Jungs kümmern sich nach wie vor um die Strecke. Sie erhalten von uns Werkzeug und Material und sind dort immer fleißig tätig“, erklärt Zistl. Er sehe deshalb kein Problem, warum nicht zusammen an neuen Schanzen gebaut werden sollte.
Mehr Freizeitgestaltung für die junge Generation?
Auch das Anliegen einer jungen Frau ist dem Rathauschef wichtig. Sie wünscht sich bessere Badezugänge und mehr Mülleimer an der Mangfall. Es komme immer wieder vor, dass neben Verpackungen auch Glasflaschen irgendwo hingeworfen werden und zu Bruch gehen. „Das kann gerade für kleinere Kinder eine schlimme Situation werden“, sagt sie.
Dem kann sich Zistl nur anschließen. „Mehr Mülleimer sind eine super Idee. Diese Situation dort hat sich zum Negativen verändert“, pflichtet er ihr bei. Allerdings müsse bei diesem Vorhaben das Wasserwirtschaftsamt miteinbezogen werden, da sie für diesen Bereich zuständig sind. Versprechen konnte die Jugendbeauftragte, Annette Thielmann-Schlarb, allerdings, dass für den Sommer die Liegeflächen an der Mangfall gemäht werden.
Die Verschönerung der Gemeinde schien vor allem den Teilnehmerinnen ein großes Anliegen zu sein. So äußerte eine junge Frau den Herzenswunsch, die Betonwände vom Hochwasserpolder zu verschönern. „Vielleicht kann man da einen kleinen Wettbewerb zwischen Schulen machen und wer das schönste Motiv hat, darf die Wände bemalen“, schlägt sie vor. Der Bürgermeister ist direkt begeistert und sagt nur: „Die Idee setzen wir auf jeden Fall um.“
Weitere Anliegen und Wünsche der Jugendlichen:
- Einführung einer U18-Wahl
- Ampel an der Westerhamer Straße (Höhe Tennisplätze) zur sicheren Straßenüberquerung
- Optimierung der Ampelschaltung an der Staatsstraße für Fußgänger
- Gemeinschaftliches Feuerwerk an Silvester
- Verbesserung der Kreuzungssituation in Westerham für landwirtschaftliche Fahrzeuge und Schwerlastverkehr
- Ausbau der Radwegverbindungen von Höhenrain nach Bruckmühl und Feldkirchen
Auch die Freizeitgestaltung liegt vielen am Herzen. „Wir haben drei wunderschöne Volleyballplätze, die aber nur für Leute aus dem TV Feldkirchen benutzt werden können“, sagt ein Jugendlicher an Zistl gerichtet. Das sei sehr schade. Denn im Sommer gebe es viele junge Leute, die gerne mal Volleyball zusammen spielen wollen. Kaum war der Vorschlag ausgesprochen, kam auch schon die Zusage, dass sich das ändern wird.
Ein gelungener Abend für Groß und Klein
Es war ein Abend voller Ideen. Zu einigen Anliegen kamen direkt die Zusagen. Bei anderen Punkten sei das allerdings schwieriger. Ein junger Mann wünschte sich zum Beispiel mehr Aufenthaltsmöglichkeiten für Vereine. Er selbst spiele in der Musikkapelle und es gebe immer wieder Probleme, wo sie proben und ihr Equipment unterstellen können. Zistl stimmte zwar zu, weil das Problem schon länger bekannt sei, jedoch machte er deutlich, dass man hier schon in der aktiven Planung sei, es aber ein langjähriges Verfahren sei.
„Um- und Neubauten sind derzeit aufgrund der allgemeinen finanziellen Lage und auch oft mangels fehlender gemeindeeigener Grundstücke sehr schwierig umzusetzen oder momentan erst in Planung“, ergänzt die Jugendbeauftragte Annette Thielmann-Schlarb. Eine gute Zwischenlösung ist daher die Benutzung von bereits vorhandenen öffentlichen Gebäuden. Hierfür brauche es allerdings eine „gute organisatorische Absprache zwischen Vereinen und Institutionen“ und Personen, die die Verantwortung für die jeweilige Nutzung übernehmen.
Für Annette Thielmann-Schlarb war die Veranstaltung aber alles in allem „sehr erfolgreich“. Gerade die Anzahl der Teilnehmer sei beeindruckend gewesen. 35 Jugendliche und junge Erwachsene kamen zusammen. Eine Altersabfrage zeigte, dass fast zwei Drittel der Teilnehmer zwischen 14 und 17 Jahre alt waren. „Sie waren alle super mutig und sind sehr selbstbewusst aufgetreten“, sagt die Jugendbeauftragte.
Über die vielen Anliegen und Wünsche bedankte sich auch Bürgermeister Zistl. Es sei schön, dass die Vorschläge der jungen Bürger immer nur dem Gemeinwohl dienen und er versprach alle Punkte noch einmal zu durchleuchten. Versprechen könne aber nicht, dass alles immer umgesetzt werden kann. Denn „oft scheitert es am Geld“. Seinen Herzenswunsch wollte er den jungen Bürgern aber nicht vorenthalten.
„Ich wünsche mir einen Dorfplatz für Jung und Alt“, sagt er. Damit spielte er auf die Vision an, dass der neu gestaltete Dorfplatz mit Bücherei, Vhs, Spielplatz und einem Café zu einem neuen Treffpunkt der Bürger werden soll. Dafür sollen auf dem „zugepflasterten Platz auch viele Pflanzen und Bäume gepflanzt werden.“

