Feldkirchen-Westerham probiert es nochmal
Null Bock auf Heimat? Wie ein Fiasko die Jungbürger-Versammlung verändert
Die Jungbürger-Versammlung 2024 musste abgesagt werden, nachdem nur ein Jugendlicher erschienen war. Sind die jungen Bürger wunschlos glücklich oder ist ihnen ihre Gemeinde egal? Die Jugendbeauftragte Annette Thielmann kennt die Gründe und hat für die kommende Veranstaltung einiges verändert.
Feldkirchen-Westerham – Für Annette Thielmann lief es anders als geplant. Die Jugendbeauftragte von Feldkirchen-Westerham hatte am 9. Oktober 2024 zur Jungbürgerversammlung eingeladen. Heranwachsende im Alter von 14 bis 27 Jahren bekamen dabei die Möglichkeit, ihre Wünsche und Ansichten gegenüber Bürgermeister Johannes Zistl (OLV) zu äußern. Doch diese Versammlung scheiterte.
Nur ein Jugendlicher kam zur Veranstaltung ins Rathaus. Für den Bürgermeister war das Anlass genug, die Veranstaltung, in Absprache mit Annette Thielmann, zu beenden. Nun soll am 4. Februar ein neuer Versuch gestartet werden. Allerdings ist eine Frage noch offen: Sind die jungen Leute in der Gemeinde desinteressiert oder einfach nur wunschlos glücklich mit den Angeboten, die die Kommune bereits anbietet?
Jugendbeauftragte kennt die Antwort
Annette Thielmann hat sich dazu einige Gedanken gemacht. Und nun ist in ihren Augen klar, was im vergangenen Jahr falsch lief. „Bei der Versammlung 2023 habe ich eng mit der Schulsozialarbeiterin der Mittelschule gearbeitet. Diese hat die Schüler über die Veranstaltung ausführlich informiert“, erklärt die Jugendbeauftragte. Das habe damals auch Wirkung gezeigt. Schließlich lief die Jungbürgerversammlung vor zwei Jahren gut.
Doch dann sei die Schulsozialarbeiterin „ausgeschieden“ und man sei „zu wenig mit den Schulen in Kontakt getreten“. Und auch an die Vereine aus der Gemeinde sei man zu wenig herangetreten. Damit steht für Thielmann fest, dass im vergangenen Jahr zu wenig Werbung gemacht wurde. Deshalb hat sie für die Versammlung am kommenden Dienstag (4. Februar) einiges verändert.
„Wir haben wieder mehr mit der Schulsozialarbeiterin zusammengearbeitet und wieder in den Schulgebäuden geworben“, sagt Thielmann. Dafür ist sie auch in Kontakt mit den Elternbeiräten von Gymnasien und Realschulen getreten. Und das nicht nur in Feldkirchen-Westerham, sondern auch in Bruckmühl, wo viele Kinder aus der Gemeinde zur Schule gehen. An die Vereine gingen E-Mails an die Vorstände heraus.
Veränderungen sind geplant
Nach dem Jungbürger-Fiasko im vergangenen Jahr hat sich Annette Thielmann viele Gedanken gemacht. Für die Zukunft soll sich eventuell noch mehr verändern. „Im Gespräch mit der Schulsozialarbeiterin kam die Überlegung, ob die Zielgruppe vielleicht zu weit gefasst ist“, sagt Thielmann. Aktuell werden Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 14 und 27 Jahren zu der Versammlung eingeladen. Doch ist diese Altersspanne nicht zu groß? Schließlich gehen die Interessen bei den Betroffenen womöglich zu weit auseinander. Thielmann überlegt, eine Unterteilung von 14- bis 21-Jährigen und eine von 22- bis 27-Jährigen zu machen. Doch das müsse noch genauer durchdacht werden.
Erstmal konzentriert sich die Jugendbeauftragte auf die kommende Versammlung. Aufgeregt ist sie nicht. „Wir bieten den jungen Menschen ein Angebot, bei dem sie die Gelegenheit bekommen, mit dem Bürgermeister direkt in den Austausch zu gehen. Entweder das wird angenommen oder nicht“, sagt Thielmann. Dass die Anliegen der jungen Bürger ernst genommen werden, zeigt die jüngste Gemeinderatssitzung.
13 Solarleuchten an der alten Westerhamer Straße
Denn am Dienstag (28. Januar) teilte Bürgermeister Johannes Zistl in der Sitzung mit, dass die Solarleuchten in der Zugspitzstraße, die auch als „Alte Westerhamer Straße“ bekannt ist, in Betrieb genommen wurden. Auf der Jungbürgerversammlung 2023 hatte sich ein Jugendlicher aus Sicherheitsgründen eine Beleuchtung an genau dieser Straße zwischen Feldkirchen und Westerham gewünscht. Nun hat sich dieser Wunsch erfüllt.
Entlang des Fuß- und Radwegs wurden insgesamt 13 Solarleuchten vom Typ „Solar Merkur“ aufgestellt. Bislang war der viel genutzte Verbindungsweg für Fußgänger und Radfahrer nur am Anfang und am Ende beleuchtet. Das gehört nun der Vergangenheit an. Und Annette Thielmann ist gespannt, mit welchen Anliegen die jungen Bürger jetzt an den Bürgermeister herantreten können. Dieser sei schon „Feuer und Flamme“.
Große Freude bei Bürgermeister Johannes Zistl
Bestätigung kommt vom Rathauschef persönlich. „Mir ist wichtig, die Belange der Jugend zu hören, da ich in der Regel nur wenige direkte Kontakte zu dieser Altersgruppe habe“, sagt Johannes Zistl auf OVB-Anfrage. Die Jungbürgerversammlung biete eine „großartige Möglichkeit“, um das zu ändern.
Dass die Versammlung im Herbst ausfallen musste, bedaure er sehr. „Ich hoffe, dass diesmal wie 2023 viele Jugendliche beziehungsweise junge Erwachsene teilnehmen und wir einen lebendigen Austausch über Themen erreichen, die für die junge Generation wichtig sind“, sagt Zistl. Schließlich stärke solch eine Veranstaltung nicht nur das Gemeinschaftsgefühl, sondern sei auch die Möglichkeit, die jungen Bürger in die kommunale Politik einzubinden. „Und sie fördert die Mitgestaltung und das Verantwortungsbewusstsein der Jugend für unsere Gemeine“, so der Rathauschef.
