Nachruf
Jahrzehnte war er der „Kramer vo Oabling“: Große Trauer nach dem Tod von Werner Zehentmair
Sein Name war über Jahrzehnte mit dem traditionsreichen Kramerladen in Bad Aibling verbunden. Nun ist Werner Zehentmair im Alter von 65 Jahren überraschend gestorben. In der Kurstadt hinterlässt er eine Lücke und große Trauer.
Bad Aibling – Als die Schließung des traditionsreichen Bad Aiblinger Kramerladens in der Breitensteinstraße Ende 2023 kurz bevorstand, sehnte sich die Inhaber-Familie danach, endlich mehr Zeit für die schönen Dinge des Lebens zu bekommen. Allzu viele Gelegenheiten, etwa für Urlaube und selbstbestimmte Freizeit, blieben Inhaberin Evi Zehentmair mit ihrem Ehemann jedoch nicht. Werner Zehentmair ist am 2. Februar, nachdem er zwei Jahre lang gegen eine Leukämie-Erkrankung angekämpft hatte, im Alter von 65 Jahren gestorben.
Dass der in Bruckmühl geborene Werner Zehentmair nicht zuletzt als der „Kramer vo Oabling“ vielen Menschen gut bekannt war, zeigte sich nun bei der Trauerandacht in der Pfarrkirche St. Georg, die restlos von zahlreichen Wegbegleitern gefüllt war. Dabei fand Trauredner Sabine Eder berührende Worte, für emotionale Momente sorgte auch eine seiner Enkelinnen mit ihrer musikalischen Begleitung in der Kirche. Zehentmair hinterlässt neben seiner Ehefrau zwei erwachsene Kinder, vier Enkelkinder und seine Eltern.
Erst der Urlaub, dann der Rückschlag
„Es ist gut zu wissen, dass viele Menschen an ihn gedacht haben“, sagt Ehefrau Evi Zehentmair gegenüber dem OVB und erinnert sich an die Andacht und die Urnenbeisetzung. Doch die Trauer ist groß und der Tod kam, trotz schwerer Krankheit, überraschend. Seit zwei Jahren litt der leidenschaftliche Motorradfahrer an Blutkrebs. „Es war immer wieder ein Auf und Ab, aber eigentlich ging es ihm zwischenzeitlich wieder relativ gut“, erzählt Tochter Yvonne Schuller. Im Sommer 2024 war er mit seiner Frau noch für vier Wochen an seinem geliebten Gardasee. „Da ging es ihm richtig gut“, sagt Evi Zehentmair. Doch kurze Zeit später sorgten Untersuchungen und ein ernüchternder Befund für einen Rückschlag.
Der kräftezehrende Prozess mit Spendersuche, Chemo und Bestrahlung führte dazu, dass Zehentmair letztlich ein halbes Jahr stationär im Münchner Klinikum rechts der Isar verbringen musste. „Ich hab ihn jeden Tag besucht und das hat mir auch nichts ausgemacht“, erinnert sich die 63-Jährige. Denn auch im Krankenhaus habe man immer Hoffnung gehabt, bis zuletzt. Doch als sich seine Verfassung deutlich verschlechtert hatte, er aufgrund vieler Medikamente sehr viel schlief und nicht mehr richtig auf die Beine kam, wurde er die letzten Wochen auf der Intensivstation behandelt, erzählt die Familie, die sich bezogen auf die Bemühungen des Krankenhauspersonals sehr dankbar zeigt.
„Er war immer kämpferisch“
Doch trotz der Torturen, die Werner Zehentmair auf sich nehmen musste, sei er immer ein Kämpfer gewesen. „Er hat immer gesagt, es ist alles gut, vermutlich auch um uns nicht zu belasten“, erinnert sich Tochter Yvonne Schuller. Als er letztlich in der Klinik starb, war seine Familie bei ihm.
„Er war immer kämpferisch, hat nie gejammert“, beschreibt Evi Zehentmair ihren Mann. Zwar hatte er einen großen Freundeskreis, die Familie jedoch stand immer an erster Stelle für ihn. „Er ist beispielsweise mit den Enkelkindern sehr gerne zum Skifahren gegangen.“
1959 in Bruckmühl geboren
Werner Zehentmair wurde am 22. März 1959 in Bruckmühl geboren, wuchs in seinem Elternhaus in Hinrichsegen auf und besuchte die Schule in Heufeld. Seine Lehre zum Schreiner machte er in Götting und arbeitete dort anschließend. Nachdem er seine Evi kennengelernt hatte, kam 1978 die Tochter zur Welt, ein halbes Jahr später folgte die Hochzeit. Drei Jahre später erblickte ihr Sohn das Licht der Welt. Evi Zehentmair arbeitete zu dieser Zeit zusammen mit ihrer Mutter im Kramerladen, Ehemann Werner stieg nach und nach mit ein und das Ehepaar übernahm 1987 den Laden eigenständig.
„Wir haben das gerne und mit viel Leidenschaft gemacht“, sagt Evi Zehentmair. Und weil das beliebte Geschäft Anlaufstelle für etliche Aiblinger gewesen ist, war und ist der Kramerladen auch eng mit Werner Zehentmair verbunden. Und so hinterlässt der in der Kurstadt bekannte, offenherzige und stets hilfsbereite Mann eine große Lücke, nicht nur in seinem engen Familienkreis. „Mit 66 Jahren fängt das Leben erst so richtig an.“ Dieses Motto habe das Ehepaar immer verfolgt und in Zukunft noch viel vorgehabt. Nun hat Werner Zehentmair seine letzte Reise viel zu früh angetreten.
