Wirtshaussterben stoppen
Gastronomie in Vagen „steht auf dem Spiel“: Ortsbeirat geht mit außergewöhnlicher Idee voran
Nach dem endgültigen Aus für den Gasthof Schäffler in Vagen im vergangenen Jahr wächst im Ort die Sorge um die verbliebenen gastronomischen Angebote. Mathias Schmid, Vorsitzender des Ortsbeirats, will nun mit einer bestimmten Idee dagegen vorgehen.
Feldkirchen-Westerham – Er war zwar schon länger geschlossen – vergangenes Jahr wurde dann aber das endgültige Aus des Gasthofs Schäffler in Vagen besiegelt. Die einst so beliebte Anlaufstelle für die Bewohner des Ortes ist seitdem Geschichte. „Glücklicherweise haben wir im Moment noch unseren Leo mit Pizzeria und Billard-Bar im ersten Stockwerk“, sagt Mathias Schmid, Vorsitzender des Ortsrats Vagen. Die Betonung läge dabei auf den Worten „im Moment“. Denn für Schmid stellt sich die Frage, wie lange auch dieses Lokal noch da bleibt.
„Seit über 30 Jahren gibt es den Italiener nun schon hier und er ist wirklich sehr gut“, sagt Schmid. Doch der Besitzer sei schon über 60 Jahre alt. Sollte er bald aufhören und keinen Nachfolger finden, dann wäre auch die Schließung dieses Restaurants unausweichlich. Für Schmid steht fest, dass die gastronomischen Angebote in Vagen zurückgehen. Und darunter würde auch das soziale Leben und die Gemeinschaft leiden. Zwar gibt es in Vagen „wahnsinnig viele Vereine“, die auch immer wieder kleinere Veranstaltungen anbieten, doch diese würden sich eher an die Mitglieder richten. „Es handelt sich dabei eben nicht um eine Gastronomie im Sinne von, da gehe ich einfach mal hin und trinke eine Spezi, ein Radler oder ein Bier und unterhalte mich nett mit jemandem“, sagt Schmid.
Gründung eines Arbeitskreises
Deshalb möchte er nun etwas dagegen unternehmen. „Ich finde, es ist wahnsinnig wichtig, dass es einen Ort gibt, wo sich Jung und Alt treffen können. Eine Gastronomie im Ort ist halt auch einfach etwas Schönes“, betont Schmid. Und deshalb hat sich der Ortsbeirat etwas einfallen lassen. Um gemeinsam mit den Bürgern eine Lösung zu suchen, soll ein Arbeitskreis ins Leben gerufen werden. „Ziel soll es sein, Ideen zu entwickeln, wie wir unsere bestehenden Gastronomiebetriebe unterstützen und neue Konzepte fördern können, um die Attraktivität von Vagen als Ort der Begegnung zu stärken“, so Schmid.
Deshalb bittet er die Bürger, per Mail (ortsbeirat@vagen.de) ihre Ideen und Interessen an dem Arbeitskreis mitzuteilen. Beim nächsten Treffen zwischen Bürgern und dem Ortsrat wolle man in den Austausch gehen. Bedeutet: Ideen werden gesammelt und überprüft, ob der Bedarf an Gastronomie im Ort überhaupt bei den Bewohnern da ist, was sie sich wünschen und wo man eventuell Lokale aufbauen könnte. „Wir wollen dabei nichts übers Knie brechen, sondern alle interessierten Bürger einladen, vorbeizuschauen und mit uns wild loszudiskutieren“, erklärt Schmid.
Interessierte meldeten sich bereits
Wichtig ist ihm zu betonen, dass der Ortsrat selbst keine Gastronomie aufmachen möchte. Vielmehr wolle man Denkanstöße geben und Ideen sammeln, wie man eventuell leichter Interessenten finden kann. Bislang habe Schmid auf den Aufruf schon einige Rückmeldungen bekommen. „Ich habe schon mehrere Interessenbekundungen zugeschickt bekommen“, sagt er. Darunter sei auch eine sehr detaillierte gewesen, die von keinem Unbekannten stammt. „Sie kam von jemandem, der sich genossenschaftliche Lösungen anschaut und fast eingegriffen ist, um den Gasthof Schäffler zu retten“, sagt der Vorsitzende.
Dass es schon einige Rückmeldungen gibt, freut Schmid. Es zeigt ihm, dass das Thema nicht nur für ihn wichtig ist. „Es ist schön, dass die Leute sich viele Gedanken um diesen Ort machen und die gleichen Probleme sehen“, sagt er. Seit Juni vergangenen Jahres ist Mathias Schmid erster Vorsitzender des Ortsbeirats. Seitdem versuche er, das Dorfleben noch besser zu machen und jegliche Probleme anzugehen. Nun sei das Thema Gastronomie dran. „Als letztes Jahr im Herbst beschlossen wurde, dass der Schäffler weggerissen wird, wurde das Thema noch akuter“, erklärt er. Es sei jetzt wichtig, Strategien zu erarbeiten, um das Wirtshaussterben zu stoppen und eine Vielfalt an Gastronomie wiederherzustellen. „Ein großes Stück der Lebensqualität in Vagen steht auf dem Spiel“, so Schmid.

