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Kiefersfeldens Ortschef und Spediteur Dettendorfer zur Lage

Lange Staus und großer Frust im Inntal: Wie geht es mit dem Blockabfertigungs-Wahnsinn weiter?

Auch im neuen Jahr werden die Blockabfertigungen wie „gewohnt“ fortgeführt
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Auch im neuen Jahr werden die Blockabfertigungen „wie gewohnt“ fortgeführt. Was weder Spediteur Georg Dettendorfer aus Nußdorf (oben) noch Kiefersfeldens Bürgermeister Hajo Gruber (unten) gefällt.

Das Jahr 2023 ist erst ein paar Tage alt, aber schon ist der Frust der Anwohner im Inntal wieder hoch. Am vergangenen Montag veranlasste Tirol die erste Blockabfertigung des Jahres. Viele weitere sollen noch folgen.

Kiefersfelden - Seit März 2020 plagen sich die Anwohner der Inntaltalautobahn mit den Auswirkungen des automatisierten Dosiersystems der Tiroler Blockabfertigungen herum. Damals wurde die jenseits der Grenze „Dosierungsmaßnahme“ genannte Aktion eingeführt, um die eigene Bevölkerung vor dem großen Verkehrsaufkommen durch die Lkws zu schützen. In der Folge entstehen regelmäßig Staus entlang der Inntalautobahn, die oft sogar bis zum Inntaldreieck und darüber hinaus reichen. 30 Kilometer oder sogar mehr. Und das regelmäßig. 

Entsprechend sind die Speditionen gezwungen, um die Blockabfertigungen herum zu planen. „Das ist ein immenser Aufwand im Büro und auch für die Fahrer”, sagt Georg Dettendorfer, Spediteur aus Nußdorf am Inn. Die Kunden müssten regelmäßig informiert werden, dass sich Lieferungen verzögern. Die seien zwar im Laufe der Zeit elastischer geworden, „aber die Wirtschaftlichkeit der Fahrzeuge geht in die Knie, in der Folge steigen die Frachtpreise weiter an. Nach Italien und nach Tirol sind sie stärker gestiegen, als in anderen Gegenden.” Am meisten leide darunter die heimische Wirtschaft.

Regelmäßig Staus bis zum Inntaldreieck

Die Termine für die Blockabfertigungen werden von der Tiroler Regierung im Vorfeld bekannt gegeben. Die erste in diesem Jahr am vergangenen Montag, 9. Januar, ist bereits vorbei, in den kommenden sechs Monaten sollen 23 weitere Termine folgen. Auch an diesem Montag entstand erneut ein Stau mit teils erheblichen Verzögerungen. Anfangs waren lediglich 100 Lkw pro Stunde über die Grenze gelassen worden, später wurde diese Zahl auf 300 erhöht. Wie schon oft zuvor, staute sich der Verkehr bis fast zum Inntaldreieck zurück und erreichte eine Länge von 21 Kilometern. „Für die Betroffenen und auch für die Fahrer ist das mehr als grenzwertig”, findet auch Hajo Gruber, Bürgermeister der Grenzgemeinde Kiefersfelden.

Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) sagte kürzlich in einem Interview gegenüber der Süddeutschen Zeitung, dass „es dringend notwendig ist, dass die einseitigen verkehrsbeschränkenden Maßnahmen Österreichs abgeschafft werden”. Er unterstütze deswegen einen Vorschlag der Europäischen Kommission, der vorsieht, dass Österreich „verkehrsbeschränkende Maßnahmen nach und nach aufhebt.”

Die bayerische Politik versucht seit Jahren, eine Einigung mit der Tiroler Regierung zu erreichen. Bisher erfolglos. „Die neue Regierung in Tirol hält an den Maßnahmen der Vorgängerregierung fest”, sagt Georg Dettendorfer. Es gebe Verhandlungen, aber in der Sache seien die Tiroler hart.

Schon der damalige Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) versuchte vergebens, eine Einigung mit der Tiroler Regierung zu erzielen. Für ihn war die Blockabfertigung in erster Linie ein innenpolitisches Machtinstrument. Ähnlicher Meinung ist auch Hajo Gruber: Die Tiroler würden in sich auch nicht immer logisch handeln, wenn sie sagen, die Belastung der Bürger sei zu hoch. „Am Skiwochenende, wenn sie damit Geld verdienen, dann muss nichts geregelt werden, aber Transitverkehr nach Italien schon.“ Das gelte es differenziert zu betrachten.

Slotsystem könnte Blockabfertigungen ersetzen

Die Hoffnungen ruhten auf der neuen Tiroler Regierung, unter der Führung von Landeshauptmann Anton Mattle, die seit Oktober vergangenen Jahres im Amt ist. Die hatte in ihrem vorgestellten Regierungsprogramm einen möglichen Ersatz für die Blockabfertigung vorgestellt. An deren Stelle solle ein „Slot- oder Permit System“ treten. 

Dettendorfer sieht ein solches System kritisch. „Das ist ein riesiges Bürokratie-Monster, das sich da aufbauen würde”, sagt er. „Das zu verwalten und auf der Straße umzusetzen ist eine Herkulesaufgabe.” 

An Tagen mit Blockabfertigung hatten besonders die Gemeinden im Inntal schwer mit dem versuchten Ausweichverkehr zu kämpfen. In der Folge wurde im Juli vergangenen Jahres an diesen Tagen ein Lkw-Fahrverbot auf den Straßen an der Autobahn in Richtung Kufstein erlassen. 

„Zu viel Verkehr im Inntal“

„Das generelle Ziel der Maßnahmen, mehr Verkehr auf die Schiene zu verlegen, findet meine volle Unterstützung”, sagt Hajo Gruber.  „Aber die Häufigkeit und auch die teilweise Unberechenbarkeit der Blockabfertigung ist nicht akzeptabel”. Wenn, dann solle so eine Maßnahme nur ganz gemäßigt eingesetzt werden.

Die Termine für die nächsten sechs Monate sind gesetzt. Ob sich bis dahin etwas in den politischen Verhandlungen rührt, ist unwahrscheinlich. „Ich hoffe, dass sich auf Europaebene in dieser Sache etwas tut. Das Verkehrsaufkommen im Inntal ist zu hoch”, sagt Hajo Gruber.  Auf die Frage, ob Georg Dettendorfer glaubt, dass sich in absehbarer Zeit etwas ändert, sagt er überzeugt: „Nein!”

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