Minimaler Aufwand, unglaublicher Erfolg
„Grenzt an ein Wunder“: Elias (24) aus Riedering wird zum Helden – so will er ein Leben retten
Elias aus Riedering hat einem fremden Menschen ein unschätzbar wertvolles Geschenk gemacht. Wie der 24-Jährige zum Lebensretter wurde, und wie einfach jeder seinem Beispiel folgen kann. Das ist seine Geschichte.
Riedering – Der erste Schritt zum Lebensretter ist einfach und dauert nur ein paar Minuten. Elias ging ihn, als er 18 Jahre alt war: „Man bestellt online ein Registrierungsset, macht einen Wangenabstrich und schickt das Set wieder zurück“, erklärt der Riederinger. Die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS) analysiert die Probe, und schon ist man Teil einer weltweiten Spendergemeinschaft von zwölf Millionen Menschen.
Sechs Jahre vergingen, ehe Elias wieder etwas von der DKMS hörte. Doch dann drängte die Zeit. „Ich erfuhr, dass ich der genetische Zwilling eines Menschen bin, der dringend auf eine Knochenmarkspende angewiesen ist“, erzählt Elias. Wer seine Hilfe brauchte, weiß er nicht. Nur so viel: „Es ist ein Mann aus Deutschland, der zwischen 20 und 27 Jahre alt ist.“ Einer wie Elias.
Im Wettlauf mit der Zeit
Dann ging alles Schlag auf Schlag. „Nach einem Telefonat mit der DKMS war klar, dass für den Patienten der Wettlauf mit der Zeit schon begonnen hat“, erinnert sich Elias. Die Blutentnahme beim Hausarzt bestätigte, dass der Riederinger wirklich das „passende Match“ für den Patienten ist. Ein potenzieller Lebensretter also. Wenige Tage später stellte er sich in der Entnahmeklinik in Dresden für sorgfältige medizinische Voruntersuchung und ausführliche Gespräche vor. Eine Woche später war er wieder dort: diesmal zur Entnahme der Stammzellen. Alles innerhalb von nur vier Wochen.
Elias ist inzwischen ein Profi und erklärt: „In 90 Prozent der Fälle werden die Stammzellen über ein spezielles Verfahren ähnlich einer Dialyse direkt aus dem Blut gewonnen.“ Er aber zählte zu den zehn Prozent Spendern, bei denen ein operativer Eingriff erforderlich war. „Bei mir wurde unter Vollnarkose etwa ein Liter Knochenmark-Blut-Gemisch direkt aus dem Beckenkamm entnommen.“
Was sind Schmerzen im Vergleich zu einem Leben
Das gesundheitliche Risiko ist gering, trotzdem „birgt natürlich jede Vollnarkose und jede Operation ein Risiko“, war Elias klar. Auch wusste er, dass Schmerzen wie nach einer Prellung, Blutergüsse oder gar eine Infektion auftreten könnten. „Doch was ist das schon im Vergleich zu einem Menschenleben“, sagt der 24-Jährige. Wie seine Knochenmarkspende zu dem krebskranken Mann gekommen ist, und wo dieser darauf gewartet hat, weiß Elias nicht. Nur eines: „Er war zur selben Zeit wie ich in einer Klinik, denn meine Stammzellen mussten innerhalb von 72 Stunden bei ihm sein.“
Seitdem sind vier Wochen vergangen. Wenn Elias längere Wanderungen macht, spürt er noch immer ein Zwicken in der Lendengegend. Dann denkt er an den Menschen, dem er einen Teil von sich gespendet hat. Elias hofft, dass sein genetischer Zwilling bald wieder ein normales Leben führen kann. „Noch weiß ich nicht, ob sein Körper meine Stammzellen angenommen hat“, sagt er. Doch er wird es erfahren, denn „drei bis vier Monate nach der Stammzellentransplantation werde ich informiert, ob er gerettet werden konnte, den Blutkrebs besiegt hat oder eine weitere Knochenmarkspende erforderlich ist.“
Unschätzbar wertvolles Geschenk: Chance auf Leben
In Elias steckt ein „Lebenselixier“, das ihn zur letzten Hoffnung eines anderen Menschen gemacht hat. „Das ist schon ein bisschen surreal“, sagt er bescheiden: „So ein geringer Aufwand mit solch einer enormen Wirkung.“ Er hat einem völlig fremden Menschen ein unschätzbar wertvolles Geschenk gemacht, ihm mit seinen Stammzellen die Chance auf ein zweites Leben gegeben. Und er würde es jederzeit wieder tun. Denn alle 27 Sekunden erhält weltweit ein Mensch die schockierende Diagnose Blutkrebs. Viele überleben nur mit einer Stammzellspende. Und nur für jeden Dritten findet sich ein passender Spender. „Es grenzt also schon an ein Wunder, dass ich jemandem helfen konnte.“
Dem OVB hat Elias seine Geschichte erzählt, damit möglichst viele Menschen erfahren, wie „einfach man helfen und wie viel man bewirken kann“. Mit seinem Beispiel möchte der 24-jährige Riederinger andere motivieren, sich in der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) registrieren zu lassen, denn: „Je mehr Menschen mitmachen, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit, Leben zu retten.“