Totes Rehkitz bei Ratzinger Höhe
Hund hetzt Rehfamilie in fahrendes Auto – Jetzt schreitet Rimsting ein
Ein totes Rehkitz auf der Straße und Hundespuren im Schnee: Auf der Ratzinger Höhe kommt es immer wieder zu Wildunfällen, die sich vermeiden lassen könnten. Was die Gemeinde Rimsting dagegen unternimmt und was Hundehaltern drohen kann.
Rimsting – Die Ratzinger Höhe ist seit letztem Jahr Modellregion im Rahmen der Initiative „Respektiere deine Grenzen“ des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus (StMELF). Der Rimstinger Jäger, Zoologe und Biologe Dr. Wolfgang Bachleitner ist federführend für das Projekt an der Ratzinger Höhe. Mit Schildern sollen Besucher darauf hingewiesen werden, sich respektvoll gegenüber Natur und Tieren zu verhalten.
Großer Erfolg in Nachbarländern
In Österreich und der Schweiz ist die Kampagne schon seit einigen Jahren erfolgreich und nach Bachleitner auch in der Bevölkerung verankert und geachtet. „Mit den Netzwerkpartnern in Österreich und der Schweiz gibt es einen engen Austausch“, sagt Martin Hecht vom StMELF. Um die Kampagne auch in der bayerischen Bevölkerung zu etablieren, plant das StMELF einen Auftritt bei der Outdoormesse „OutDoor by ISPO“ in München im Juni. „Außerdem sollen Natur- und Outdoor-Fans künftig auch direkt vor Ort auf Almen, Alpen und Weiden über die Initiative informiert werden“, so Hecht.
Wie wichtig es ist, Ruhezonen von Wildtieren einzuhalten, zeigt ein tragischer Unfall, der sich Ende Januar ereignet hatte. Am Sonntag, den 21. Januar, prallte kurz vor Mittag in Huben bei Rimsting ein Rehkitz in ein Auto und verendete am Straßenrand. Für den Jäger Wolfgang Bachleitner, der wenig später am Unfallort eintraf, stellt sich die Frage: „Warum kollidiert ein Reh bei helllichtem, sonnigen Tag auf einer Nebenstraße, umgeben von freiem Feld, mit einem Auto?“
Hund jagt Rehgeiß mit ihren Kitzen
Anhand der Spuren im Schnee konnte Bachleitner mit geschultem Auge schnell erkennen, was vorgefallen war: „Eine Rehgeiß ist mit ihren beiden Kitzen über die Straße gesprungen“, berichtet der Jäger und Zoologe. Daneben sei deutlich eine Hundespur zu erkennen gewesen. „Ein mittelgroßer Hund hat die Rehe aufgescheucht und gehetzt, eines der beiden Jungtiere prallte in der panischen Flucht in ein Auto“, schließt Bachleitner aus den Spuren.
„Riechen die Hunde Wildtiere, wird der Jagdinstinkt geweckt, und so jagen manche Hunde den Rehen nach“, sagt Wolfgang Bachleitner. Es sei mehrfach von Anwohnern im Gemeindebereich Greimharting bestätigt worden, dass viele Hundebesitzer ihre Hunde sorglos toben lassen. „In meinem Revier wäre ich verpflichtet, einen jagenden Hund zu schießen“, erklärt Bachleitner, „das würde ich aber nie machen“. Der Hund könne nichts dafür, und die Verantwortung liege beim Halter.
Hundebesitzer muss mit Strafanzeige rechnen
Laut Polizeihauptkommissar Roland Kempf habe sich bisher kein Zeuge zu dem Vorfall gemeldet. Das tote Rehkitz sei von einer Passantin entdeckt worden, aber weder der Fahrzeug- noch Hundehalter konnten bisher ausfindig gemacht werden. Zeugen können sich an die Polizeiinspektion Prien wenden. „Der Hundebesitzer muss mit einer Strafanzeige rechnen“, meint Kempf.
Wildunfälle kommen in der Region immer wieder vor, so Kempf. „Die Dunkelziffer ist allerdings sehr hoch“, berichtet der Hauptkommissar. Eine eindeutige Rekonstruierung eines Unfallhergangs, wie in dem Fall bei Huben, sei selten der Fall. Hier half der Schnee, um die Spuren zu lesen. Kempf hofft, dass die Schilderkampagne an der Ratzinger Höhe auf die Thematik aufmerksam macht. „Viele wollen die Natur genießen. Das ist auch in Ordnung.“ Der „Freizeitdruck“ auf die Natur sei in den letzten Jahren gestiegen; daher sei es wichtig, Rückzugsräume für Wildtiere zu schaffen.
Im Rahmen der Initiative „Respektiere deine Grenzen“ werden an der Ratzinger Höhe insgesamt 35 Schilder in drei verschiedenen Ausführungen aufgestellt. Besucher sollen freiwillig zu einem respektvollen Umgang mit der Natur ermutigt werden. Verbote wie ein Leinenzwang für Hunde, der bereits an mehreren Stellen des Chiemsees gilt, sollen so vermieden werden.
Gemeinde Rimsting unterstützt das Projekt
Im Bereich des Unfallortes wurden bereits die ersten Schilder entlang des Erlebnisweges auf der Ratzinger Höhe aufgestellt. Die restlichen Schilder werden, je nach Witterung, demnächst folgen, meint der Rimstinger Bürgermeister Andreas Fenzl. „Ich finde es ein gutes Projekt und einen ersten Anstoß“, so der Bürgermeister. „Ob sich alle daran halten, weiß ich nicht“, meint Fenzl, „aber man gewinnt schon, wenn sich ein Teil daran hält.“




