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Brummen am Brunnen

Hornissen-Nest auf dem Aiblinger Friedhof macht Angst: Wie groß ist die Gefahr wirklich?

In diesem Baum unmittelbar neben einem Brunnen befindet sich das Hornissennest.
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In diesem Baum unmittelbar neben einem Brunnen befindet sich das Hornissennest.

Das Brummen der Tiere ist unüberhörbar, der Warnhinweis der Stadtverwaltung gut sichtbar. Auf dem Bad Aiblinger Friedhof hat ein Hornissenschwarm in einem Baum, der sich direkt neben einem Brunnen befindet, sein Nest eingerichtet. Seither sind etliche Friedhofsbesucher, die Wasser aus der Anlage holen, in Sorge um ihre Gesundheit. Wie groß ist die Gefahr wirklich?

Bad Aibling - Laut Bürgermeister Stephan Schlier handelt es sich um eine heimische Hornissenart, die sich in der Sektion 223 des Gottesackers niedergelassen hat - etwa in Höhe der Grabreihe zehn, die zwischen den Urnengräbern und dem kleinen Waldstück am Ende des Friedhofs in Richtung Zell liegt. Mit einem Anschlag am Stamm des besiedelten Baumes macht die Stadtverwaltung auf die Bewohner aufmerksam und weist zudem auf deren strengen Schutzstatus hin.

Weil ihr Bestand akut gefährdet ist, sind Hornissen, die die größte Faltenwespenart darstellen, besonders streng geschützt. Die Tiere dürfen nicht getötet, ihre Nester nicht zerstört werden. Muss ein Nest aus zwingenden Gründen versetzt werden, bedarf es dazu einer Genehmigung der Unteren Naturschutzbehörde. Details regelt nach Angaben des Landratsamtes Rosenheim unter anderem Paragraph 44, Absatz 1, des Bundesnaturschutzgesetzes. Auch in Paragraph eins und Anlage eins der Bundesartenschutzverordnung ist der besondere Schutz der Hornissen verankert.

Wer gegen diese Anordnungen verstößt, dem drohen empfindliche Strafen. Von Geldbußen bis zu 65.000 Euro ist im aktuellen Bußgeldkatalog die Rede. In Extremfällen kann rechtswidriges Verhalten sogar mit einer Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren geahndet werden.

Mit diesem Anschlag vor Ort macht die Stadt Bad Aibling auf die Tiere aufmerksam.

Eine akute Bedrohung für die Friedhofsbesucher sieht die Stadt in dem Hornissennest nicht. Deshalb belässt sie es bei dem Anschlag und empfiehlt, nicht näher als zwei bis drei Meter an den besiedelten Baum heranzutreten. Unmittelbar in einem möglichen Gefahrenbereich liegt nach Auskunft des Bürgermeisters nur eine einzige Grabstelle. „Der Inhaber wurde von der Friedhofsverwaltung separat informiert“, sagt Stephan Schlier.

Merkblatt des Landratsamtes

Im „Merkblatt Hornissen“ informiert das Landratsamt Rosenheim darüber, dass Hornissenvölker im Zeitraum zwischen Mitte August und Mitte September ihren „Entwicklungshöhepunkt“ erreichen. Das Nest könne bis zu 60 Zentimetern hoch werden und biete etwa 400 bis 700 Tieren eine Wohnstatt. Ein Hornissenvolk vertilgt laut Landratsamt täglich etwa ein Kilo Insekten. Weil Baumhöhlen als natürlicher Lebensraum zunehmend seltener würden, ließen sich die Tiere immer häufiger im menschlichen Siedlungsbereich nieder. Vogelnistkästen, Holzverschalungen an Terrassen und Balkonen sowie Rollladenkästen gehörten zu den begehrtesten alternativen Domizilen.

Drei hauptamtliche Mitarbeiterinnen kümmern sich aktuell abwechselnd neben sechs ehrenamtlich tätigen Naturschutzwächtern im Landratsamt unter anderem um die Hornissenberatung. 2023 gingen hierzu nach Behördenangaben 70 Meldungen schriftlich ein. Oftmals habe allgemeiner Informationsbedarf bestanden. Es sei aber auch immer wieder um konkrete Einzelmaßnahmen gegangen, berichtet die Pressestelle der Behörde.

Heuer bereits 80 Meldungen

Heuer habe man bereits 80 schriftliche Meldungen registriert. Deren Schwerpunkt habe sich im Vergleich zum Vorjahr verändert. Hätte sich die Anfragen 2023 fast ausschließlich auf Hornissen bezogen, hätten heuer 50 Probleme mit Wespen betroffen. Der Rest sei auf Hornissen entfallen. Das Landratsamt geht aber insgesamt von einer weit höheren Zahl aus. Grund: Vielfach würden die Naturschutzwächter direkt auf als problematisch erachtete Nester angesprochen und ergriffen dann direkt die Initiative. Derlei Kontaktaufnahmen seien in der Statistik nicht berücksichtigt.

Heuer mussten rund zehn Prozent der gemeldeten Hornissen- und etwa 30 Prozent der Wespennester vernichtet werden. „Getötet werden die Tiere meist nur dann, wenn eine Gefahr für die Gesundheit oder die Sicherheit von Menschen oder ein Hygieneproblem bestehen“, beschreibt die Landkreisverwaltung ihre Linie bei der Vorgehensweise. Bei Informationsbedarf sei die Hornissenberatung per Mail unter Naturschutz@lra-rosenheim.de oder telefonisch unter 08031/392-3366 erreichbar.

Der Stich einer Hornisse ist nach Auskunft des Bad Aiblinger Arztes Dr. Reiner Keller in der Regel schmerzhafter als der Stich einer Wespe oder Biene, dafür aber ungefährlicher.

Aus medizinischer Sicht hält Dr. Reiner Keller, praktischer Arzt, Chirotherapeut und Sportmediziner aus Bad Aibling, Panik wegen Hornissennestern für unbegründet. Die Tiere seien „extrem friedliebend“ und weniger giftig als Wespen oder Bienen. „Allerdings schmerzt ihr Stich stärker, weil sie einen längeren Stachel als Bienen und Wespen haben“, weiß er aus Erfahrung. Eine Schwellung oder Rötung an der Einstichstelle, die sich auf einen Umkreis von bis zu zehn Zentimetern ausdehnen könne, seien möglich.

Arzt rät: An der Einstichstelle nicht kratzen

Wichtig ist laut Keller, an der Einstichstelle nicht zu kratzen. Dies könne zu Verunreinigungen und damit zu Entzündungen führen. Kaltes Wasser über die betroffene Hautpartie laufen zu lassen, sei zu deren Reinigung und Abkühlung empfehlenswert. Wer die betroffene Stelle vor der Kühlung mit Wärme vorbehandle, mache ebenfalls keinen Fehler.

Für Keller ist es in den allermeisten Fällen „höchst unwahrscheinlich“, dass ein Mensch wegen eines Hornissenstiches in Lebensgefahr gerate. Anders könne es bei einem Stich in den Mund- oder Rachenraum sein. Der Betroffene sollte nach solch einem Ereignis sofort Eiswürfel lutschen und sich in Behandlung begeben. Da Hornissen im Gegensatz zu Wespen und Bienen jedoch kein Interesse an Zucker und damit allgemein an Süßem hätten, sei diese Gefahr nicht sehr hoch.

Auch Menschen mit „ausgeprägten Allergien“ rät der Mediziner zur Vorsicht. „Möchten diese auf Nummer sicher gehen, sollten sie nach einem Hornissenstich einen Arzt aufsuchen.“

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