Initiator Holger Baumgartner im OVB-Interview
Verkehr bis Wohnen: Diese Dorfthemen soll ein eigener Ortsrat in Westerham angehen
Vagen hat ihn schon, Feldkirchen, Feldolling und Höhenrain auch. Nun will Holger Baumgartner auch in Westerham einen Ortsrat gründen. Welche Dorfthemen das Gremium im Feldkirchen-Westerhamer Ortsteil unbedingt angehen sollte, verrät Baumgartner im OVB-Interview.
Feldkirchen-Westerham – Er hat zwar keine Entscheidungskompetenzen, kann durch sein Engagement dennoch den Fokus auf bestimmte Dorfthemen legen und die Dringlichkeit für die Bürger vor Ort gegenüber dem Gemeinderat unterstreichen: der sogenannte Ortsrat hat sich bereits in vielen Gemeindeteilen Feldkirchen-Westerhams etabliert und bewährt. Auch in Westerham soll dieses Gremium jetzt ins Leben gerufen werden. Treibende Kraft ist der zweifache Familienvater Holger Baumgartner (62), der als Werksleiter bei Mativ Neenah-Gessner GmbH arbeitet. Wieso ein Ortsrat seiner Meinung nach ein wichtiger Baustein für die Dorfstruktur ist, bei welchen Themen die Westerhamer der Schuh drückt und ob er selbst für seinen Sitz in dem Gremium kandidieren will, hat der 62-Jährige im Interview mit dem OVB verraten.
Sie sind die treibende Kraft hinter einem Ortsrat für Westerham, der ähnlich der Ortsräte in Vagen, Feldolling oder Feldkirchen im Feldkirchen-Westerhamer Gemeindeteil installiert werden soll. Was sind die Gründe für Ihr Engagement?
Holger Baumgartner: Ja, ich kümmere mich um die Organisation auf dem Weg zu einem Westerhamer Ortsrat. In den vergangenen rund 15 Jahren hat die Lücke das Projekt Dorferneuerung gefüllt, in dem es sich um die Belange des Ortsteils Westerhams gekümmert hat. Nun ist dieses Verfahren mit dem Amt für ländliche Entwicklung erfolgreich mit über 20 abgeschlossenen Maßnahmen beendet und offiziell abgeschlossen. Um hier nicht ein Vakuum für Westerham entstehen zu lassen, bemühen wir uns um die Bildung eines Ortsrates.
Wollen Sie selbst für den Ortsrat Westerham kandidieren?
Baumgartner: Das ist noch nicht mein Thema. Ich möchte mich auf jeden Fall um die Entwicklung eines Gremiums kümmern, das einen Ortsrat aus sich heraus gründen wird. Dafür bedarf es Gespräche, Motivationsarbeit und Gedankenaustausch, was mir aber auch viel Freude macht. Wer dann im Ortsrat tätig ist, wird sich von selbst ergeben. Es soll ein offenes Gremium sein, jedoch bedarf es nach der Findung, dass die Gruppe einen Sprecher oder eine Sprecherin sowie einen Schriftführer oder eine Schriftführerin ernennt, die sich dann um die Organisation kümmern.
Wieso braucht der Ortsteil Westerham Ihrer Meinung nach unbedingt einen eigenen Ortsrat?
Baumgartner: Wir sind gut 3000 Bewohner in Westerham und haben durchaus Themen, die für unseren liebens- und lebenswerten Ort wichtig sind. Beim Kümmern um diese Belange, beim Erheben von Meinungen und Vordenken von Lösungen, muss ein respektvolles Umfeld und eine faire Diskussionskultur gepflegt werden. Das kann ein Ortsrat bieten und dabei unterstützen. Damit wird die Qualität der Ergebnisse und Vorschläge besser. Das wiederum hilft der Gemeinde, dem Gemeinderat und dem Bürgermeister bei der Meinungsbildung, da die Einwände und Hinweise zu den Themen direkt von der Basis und aus der Bevölkerung kommen. Die Förderung der Akzeptanz von Entscheidungen kann ein positiver Effekt daraus sein.
Mehr als ein Dutzend Interessierte haben sich bereits gemeldet
Mehr als ein Dutzend Bürger haben mittlerweile sich auf den Aufruf Holger Baumgartners bislang gemeldet und ihr Interesse an der Gründung eines Ortsrats für Westerham bekundet. Der Ortsrat hat zwar keine Entscheidungsbefugnis, kann aber beratend zur Seite stehen und Themen, die das Dorf bewegen, dem Gemeinderat als Entscheidungsgremium zur Beratung ans Herz legen. Als ersten Schritt werden die Interessenten am Wochenende, 24./25. November, bei einem gemeinsamen Workshop wichtige Informationen zur Gründung eines Ortsrats und dessen Aufgaben erhalten.
Sie verfolgen sicherlich die Arbeit des Feldkirchen-Westerhamer Gemeinderats. Haben Sie das Gefühl, dass alle Ortsteile der Kommune gleichbehandelt werden und mit ihren Anliegen Gehör finden?
Baumgartner: Auf jeden Fall sehe ich das so. Gleichbehandeln bedeutet aber nicht, immer allem zuzustimmen. Da wird manchmal etwas falsch verstanden. Ortsräte sind unabhängige Gremien, die den gewählten Strukturen wie dem Gemeinderat zuarbeiten. Die Entscheidung muss dieser dann aufgrund aller Informationen jedoch frei treffen, so wie es unsere Demokratie vorsieht. Auch, wenn es nicht immer jedem passt. Je besser jedoch vorgearbeitet wird, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, seine Ideen verwirklicht zu bekommen.
Was macht für Sie der Ortsteil Westerham aus?
Baumgartner: Westerham als Teil von einer Großgemeinde ist meine Heimat und ich fühle mich als Bürger dafür mitverantwortlich. Genau wie in der Dorferneuerung, sehe ich für den Ortsrat die Chance, unser Umfeld positiv mitzugestalten und verbessern zu können.
Was sind die dringendsten Probleme und „Baustellen“, auf die sich ein Ortsrat in Westerham fokussieren sollte?
Baumgartner: Durch die Dorfentwicklung sind zurzeit die großen Themen angegangen und auch zum Teil gut gelöst worden. Jedoch geben Themen wie Wegeführung, Beruhigung der Dorfmitte inklusive Verkehrsführung, Mehrgenerationenwohnen, gute Erreichbarkeit von Nahversorgern und vieles mehr noch viel her. Bestimmt gibt es auch Neues zu erörtern. Es darf nicht vergessen werden, dass wir in Westerham mit dem OVDE, dem Verein für Ortsverschönerung und Dorfentwicklung, gesegnet sind, der sich engagiert und kompetent um viele Themen wie Kinder, Freizeit, Familien, Traditionen und auch Feiern kümmert. Die Symbiose eines Ortsrates für die infrastrukturellen Themen mit dem OVDE für die gesellschaftlichen Belange kann den Ortsteil Westerham nur aufwerten.
Gibt es etwas – beispielsweise Einrichtungen, Vereine oder „Sehenswürdigkeiten“ – um die Sie die direkten Nachbar-Ortsteile Feldkirchen und Feldolling beneiden?
Baumgartner: Wenn es außerhalb von Westerham noch Leben gäbe, ist es bestimmt nicht so schön wie hier (lacht). Nein, Spaß beiseite. Höhenrain mit der tollen Aussicht, Vagen mit dem herrlichen optischen und gelebten Dorfcharakter, Feldolling mit dem Selbstverständnis als kleines gallisches Dorf und natürlich Feldkirchen, das von den großen Neubauten, wie KUS, Rathaus und bald auch der neuen Bibliothek profitiert – jeder Ortsteil hat etwas zu bieten.
