„Stupides Laufen im Kreis“
Rosenheimer Tierschützer kündigen Protest an: Sie wollen kein Ponyreiten auf dem Herbstfest
Das Ponyreiten auf Volksfesten steht schon seit Längerem in der Kritik. Während man sich in München darauf geeinigt hat, dass ab 2024 keine Reitgeschäfte mehr auf städtischen Flächen und Veranstaltungen zugelassen werden, will man in Rosenheim auch weiterhin an dem Angebot festhalten – zum Unverständnis von Tierschützern.
Rosenheim – Für den kommenden Samstag hat Andreas Kulot alle Termine abgesagt. Nur einer steht noch in seinem Kalender: die Ponykarussell-Demonstration am 27. August, dem Eröffnungstag der Wiesn. Beginn ist um 13 Uhr mit einer Kundgebung auf dem Max-Josefs-Platz. Anschließend ist laut Kulot ein Protestmarsch zum Herbstfest geplant.
Der Höhepunkt der Aktion findet dann um 15 Uhr direkt vor den Toren des Herbstfestes mit einer Abschlussbekundung statt. „Wir wollen ein Herbstfest ohne Tierleid“, sagt Kulot. Er ist Ortsgruppensprecher der Tierschutzorganisation „Animals United“, die sich schon seit mehr als sieben Jahren für ein Verbot des Ponykarussells auf dem Herbstfest einsetzt. „Ich kann nicht nachvollziehen, warum Rosenheim weiterhin daran festhält. Zumal es immer mehr Städte verbieten“, sagt Kulot.
Kein Ponyreiten auf Festen
Er nennt unter anderem München als Beispiel, erinnert daran, dass sich in der Landeshauptstadt die Mitglieder des Ausschusses für Arbeit und Wirtschaft gegen ein Ponyreiten auf Festen, Dulten oder Jahrmärkten ausgesprochen hatten. Auch in Rosenheim hatte es einen ähnlichen Versuch gegeben. So hatte sich die Rosenheimer Stadträtin Ricarda Krüger – die damals noch Mitglied bei „Die Partei“ war, mittlerweile aber der SPD angehört – dafür stark gemacht, ein solches Verbot auch in Rosenheim durchzusetzen.
Permanente Lärmbelästigung
In einem Antrag an Oberbürgermeister Andreas März (CSU) forderte sie die Verwaltung im Juni 2021 auf, Pony- und Pferdereiten auf dem Herbstfest und anderen Festen, die im Stadtgebiet stattfinden, ab 2022 zu untersagen. „Pferde sind Fluchttiere und leiden daher unter der permanenten Lärmbeschallung durch Musik, Lichter und Besucher auf Jahrmärkten“, sagte Krüger. Das „stupide Laufen im Kreis“ vermittle kein „zeitgemäßes Bild von Pferden als Lebewesen“, sondern vielmehr das „Bild eines Konsumgutes“.
Ähnlich wie Familienmitglieder
Es sind Punkte, die auch Andreas Kulot stören. Er spricht von einer „tierquälerischen Tradition“, kritisiert, dass zwar Kontrollen vonseiten des Veterinäramts stattfänden, diese aber meist angekündigt sind. Zudem sei nicht täglich jemand vor Ort.
Die Kritik nicht nachvollziehen kann Virginia Kaiser, die gemeinsam mit ihrem Mann und einigen Mitarbeitern die Pferdereitbahn auf dem Rosenheimer Herbstfest betreibt.
Die beiden stammen aus einer Schaustellerfamilie und haben schon immer mit Tieren zu tun gehabt. „Für uns sind die Pferde Familienmitglieder“, sagt Virginia Kaiser. Sie erfülle alle tierrechtlichen Auflagen, achte darauf, dass ihre Pferde viele Pausen bekommen und zwischen den Auftritten auf einer Koppel beherbergt werden.
Gute Resonanz und Kundschaft
Anhand ihrer Kundschaft und der Resonanz sehe sie, wie gut die Pferdereitbahn nach wie vor angenommen werde. Auch weil, wie sie sagt, es für viele Kinder aus der Stadt die einzige Möglichkeit sei, ein Pferd anzufassen.
„Wir machen das, was wir für gut halten. Aber natürlich gibt es auch immer wieder Menschen, die einer anderer Meinung sind“, antwortet sie auf die Frage, was in ihr vorgeht, wenn sich Jahr für Jahr Demonstranten vor ihrer Pferdereitbahn versammeln.
Mehrheitlich abgelehnt
Und auch sonst scheint man die Aufregung um das Ponykarussell in Rosenheim nicht ganz nachvollziehen zu können. Nicht nur hatten sich die Mitglieder des Haupt- und Finanzausschusses mehrheitlich gegen ein Pony-Reit-Verbot ausgesprochen, auch auf der jüngsten Pressekonferenz des Wirtschaftlichen Verbands rund um das Herbstfest, gab es eine eindeutige Botschaft.
So erfreut sich das Ponykarussell laut Geschäftsführer Klaus Hertreiter eines großen Zuspruchs und großer Beliebtheit. „Es gibt Regeln und Gesetze, innerhalb derer wir uns bewegen“, sagte Hertreiter während der Pressekonferenz. Deshalb halte er es nach wie vor für vertretbar beim Herbstfest das Ponykarussell zuzulassen.
Weitere Aktionen sind geplant
Aufgeben will Andreas Kulot dennoch nicht. So will der Rosenheimer Ortsgruppensprecher in Zukunft auch weiter Proteste organisieren und Unterschriften für ein Verbot des Ponykarussells sammeln – 4000 hat die Organisation „Animals United“ mittlerweile schon zusammen. Weitere sollen folgen.