Der Wächter der Wasserburger Geschichte
Keine „One-Man-Show“: Warum Matthias Haupt in Sachen Heimatverein auf „netzwerken“ setzt
Er ist der inoffizielle „Wächter der Wasserburger Geschichte“: Stadtarchivar Matthias Haupt ist der neue Vorsitzende des Heimatvereins. Wie der 49-Jährige den Verein besonders für junge Menschen attraktiv machen will und was historische Kriminalfälle damit zu tun haben.
Wasserburg – Man kennt Matthias Haupt als versierten Wächter der Wasserburger Geschichte. Zum einen ist er Stadtarchivar und zum anderen Vorsitzender des Heimatvereins. Dort wirkte er über lange Jahre in der Funktion als Geschäftsführer. Nach dem altersbedingten Rücktritt von Peter Rink von der Vereinsspitze wurde der 49-Jährige nun zum Ersten Vorsitzenden gewählt. Das Amt des Zweiten Vorsitzenden hat Robert Obermayr übernommen, ein ebenfalls historisch außerordentlich engagierter Wasserburger. Die Person von Obermayr steht beispielhaft für das Zusammenwirken von Archiv und Verein. Im Archiv hat er für seine Studien die Dokumente eingesehen und ausgewertet, die er im Verein für Vorträge nutzte.
Wasserburger Heimatverein gut aufgestellt
Der Heimatverein bleibt also auch nach dem Ausscheiden von Peter Rink gut aufgestellt, zumal die beiden Historiker Franz Quirin Meyer und Dr. Hans Hinterberger neu in die nun 14-köpfige Vorstandschaft gerückt sind. Im Herbst soll ein neuer Band aus der Reihe „Heimat am Inn“ erscheinen. Thema: Die Stadt Wasserburg in der Zeit des Nationalsozialismus. Die im Auftrag und mit Unterstützung der Stadt erarbeitete und nun professionell zu verlegende Publikation wird es für Mitglieder des Vereins gratis geben – ebenso wird die Arbeit frei und kostenlos im Netz zugänglich sein, wird also ebenso wie Inhalte im Historischen Lexikon Wasserburg publiziert.
Wasserburg ist eine wahre Schatztruhe für alle geschichtlich Interessierten: Bei einem Besuch des Archivs nannte Haupt einmal das kulturelle Erbe der Stadt „sehr, sehr umfangreich“ und betonte: „Wir haben eine sehr bedeutende Sammlung, die bis 1301 zurückreicht.“ Beachtlich auch dies: Seit 1339 hat Wasserburg keine Archivgut-Verluste erlitten. Leidenschaftlich arbeitet sich der in Bremen geborene Haupt seit vielen Jahren durch die Bestände.
Aktiv zur Teilnahme bewegen
Wie entwickelt er mit seiner gewachsenen Verantwortung den Verein? „Das ist keine One-Man-Show“, betont er im Gespräch mit der Redaktion. Es sei ein Projekt, für das er weiterhin viele Mitstreiter gewinnen wolle. „Ich sehe mich eher als Netzwerker, der versucht, nicht nur mit anderen Menschen zu kooperieren, sondern sie auch aktiv zur Teilnahme zu bewegen.“ Bei der Frage, ob er neue Ideen für den Heimatverein hat, zeigt er sich zurückhaltend: „Ich habe mit Peter Rink jahrelang sehr eng zusammengearbeitet, durch den Wechsel ändert sich dementsprechend erst einmal nichts“, sagt Haupt.
Um dann darauf hinzuweisen, dass auf den Verein – unabhängig vom Wechsel an der Spitze – Herausforderungen zukommen würden, „die man anpacken muss“. Sorge bereitet ihm insbesondere der Verlust an Mitgliedern, deren Zahl von 400 auf 370 gefallen sei. Das sei zwar nicht dramatisch, aber man müsse sich verstärkt darum bemühen, Menschen für den Verein zu begeistern, sie zum Mitmachen in der Heimatforschung bewegen, sagt Haupt.
Hier setzt der Vereinsvorsitzende große Hoffnung in die beiden neuen Vorstandsmitglieder. Meyer, der beruflich als Fachbetreuer Geschichte/Politik am Luitpold-Gymnasium wirkt, könnte etwa bei den Schülern für neue Impulse mit Blick auf die Heimatkunde sorgen. Und Hinterberger, Redakteur, könnte seine fachliche Expertise im Verein einbringen.
Spannender Kriminalfall
Als Plattform für die Teilnahme beim Heimatverein nennt Haupt das Historische Lexikon, ein ausschließlich online erscheinendes Lexikon zur Wasserburger Geschichte, Kunst und Kultur. Dieses Projekt sei neben der inhaltlichen Arbeit auf technische und redaktionelle Betreuung angewiesen. Interessierte könnten sich hier auf verschiedensten Feldern einbringen. Die Befürchtung, hier nur mit trockener Archivarbeit konfrontiert zu werden, widerlegt Haupt mit einer Geschichte, die sich einst in Wasserburg auf dem Inn abspielte: Irgendwann Mitte des 15. Jahrhunderts soll dort aus einem Schiff eine Ladung Tuch geraubt worden sein. Ein spannender Fall, mit dem sich sogar das Reichskammergericht beschäftigte. „Und das soll jetzt erforscht werden“, so Haupt. Und bestimmt bietet Wasserburg noch mehr hübschen Stoff, den auch der Heimatverein für seine Zwecke verwerten kann.
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