Interview zum Schulstart
Neuer Direktor Mark Lörz: Warum das Gymnasium Bad Aibling seine „Wunschschule“ ist
Mark Lörz ist der neue Schulleiter des Gymnasiums Bad Aibling: Für den 54-jährigen aus Baden-Württemberg stammenden Pädagogen ist es die „Wunschschule“. Warum er in der Region kein Unbekannter ist, wo er die größten Herausforderungen sieht und worin seine Leidenschaften liegen.
Bad Aibling – Genau 50 Jahre liegen heuer hinter dem Gymnasium Bad Aibling, anlässlich des Jubiläums von Landtagspräsidentin Ilse Aigner als Flaggschiff in der Schullandschaft bezeichnet. Zum Start in das nächste halbe Jahrhundert übernimmt nun ein neuer Mann das Ruder: Mark Lörz heißt nun der Schulleiter, der seinen Vorgänger Michael Beer nach 13 Jahren im Amt ablöst.
Der 54-jährige Oberstudiendirektor stammt ursprünglich aus Baden-Württemberg. Lehramt für Mathematik und Physik studierte er an der LMU in München. Seine pädagogische Laufbahn begann Ende der 1990er-Jahre und führte ihn über verschiedene Stationen im Staatsdienst und auch im privaten Sektor bis nach Bad Aibling. Das Rosenheimer Karolinen-Gymnasium gehörte ebenso zu seinen früheren Wirkungsstätten wie das Kultusministerium, eine Bildungseinrichtung für Erwachsene in Österreich sowie zuletzt auch Gymnasien in Neu-Ulm und Neubeuern, die er als Direktor leitete.
Herr Lörz, den Landkreis Rosenheim kennen Sie ja aus der Vergangenheit schon ein wenig. Nun sind Sie am Gymnasium Bad Aibling angekommen? Ihr Wunschziel?
Mark Lörz: Das Gymnasium Bad Aibling war definitiv meine Priorität Nummer 1. Abgesehen davon, dass ich schon viel Gutes über die Schule gehört habe, werden hier auch junge Lehrkräfte ausgebildet. Das reizt mich zusätzlich, denn so kann ich auch wieder in der Erwachsenenbildung arbeiten – ein Bereich, in dem ich schon einmal vier Jahre lang tätig war. Mein Wunsch war es auch, hier in der Gegend zu bleiben, weil die Vorzüge der Region kaum zu toppen sind.
Werden Sie selbst auch Unterricht in den Schulklassen geben?
Mark Lörz: Die Tätigkeiten als Seminarvorstand wie zum Beispiel der Unterricht in Schulrecht und Schulkunde für die Referendare, lässt dafür kaum Zeit. Das ist ein Wermutstropfen. In Neu-Ulm habe ich als Schulleiter noch Kurse zum Mathe-Abitur geführt und in Neubeuern Physik in der Oberstufe unterrichtet. Das wird mir fehlen. Aber die Tür des Schulleiterbüros steht meinen Schülern immer offen. Es gibt viele Anlässe, mit ihnen in Kontakt zu treten. Diese werde ich nutzen, beispielsweise bei der Zusammenarbeit mit der Schülermitverwaltung.
Wie werden die ersten Kontakte mit den Schülern aussehen?
Mark Lörz: Zum Schulbeginn am 10. September werde ich als erstes die neuen Fünftklässler begrüßen – eine sehr schöne Aufgabe, auf die ich mich freue. Ich werde versuchen, allen die Aufregung ein wenig zu nehmen, den Schülern wie auch den Eltern. Den anderen Klassen werde ich mich bei einer Durchsage vorstellen und sie in den nächsten Tagen bei einer Schulversammlung treffen. Gleich zu Beginn möchte ich mich auf alle Fälle auch mit den Schülersprechern zusammensetzen.
Was ist Ihnen im Blick auf den Unterrichtsalltag wichtig?
Mark Lörz: Ich lege Wert darauf, dass Schule ein Ort ist, an den alle gerne kommen, und, dass sich die Schülerinnen und Schüler in ihren Klassen wohlfühlen. Nur in einem guten Klima können sie erfolgreich lernen. Wichtig ist mir auch die Wertschätzung eines jeden einzelnen – unabhängig von den schulischen Leistungen. Schule muss ein Ort sein, an dem Menschen aufblühen, an dem sich das entwickeln kann, was in ihnen steckt. Das Gymnasium bietet so viele Möglichkeiten und Chancen für jeden. Dass wir bei uns den Kindern anbieten können, 13 Jahre lang zu lernen, ohne dabei für ihren eigenen Lebensunterhalt arbeiten zu müssen, sehe ich als ein ganz großes Privileg.
Und dennoch hat sich in den vergangenen Jahren sehr viel geändert, was die Herausforderungen an Ihren Beruf angeht. Soziale und psychische Probleme, der Umgang mit den sozialen Medien und dem Thema Künstliche Intelligenz, zunehmende Gewalt, Mobbing...
Mark Lörz: Ja, das alles spüren wir auch an den Schulen. Die Digitalität ist die größte Herausforderung, die wir haben und der gegenüber ich als technikaffiner Mensch sehr aufgeschlossen bin. Ich bin auch froh, dass wir in dieser Hinsicht gut aufgestellt sind und sehr große Unterstützung seitens des Landratsamtes erfahren. Aber natürlich strahlt das Thema in alle Lebensbereiche hinein, ins Private, Gesellschaftliche, Politische, Pädagogische... Es entstehen Echokammern und Blasen. Seit Corona erleben wird viele gestresste Schüler. Ihnen gerecht zu werden, ist für die Lehrkräfte neben dem normalen Fachunterricht eine große Herausforderung. In die zusätzlichen Themen wie politische Bildung, Umgang mit Medien und psychische Gesundheit müssen sich auch die Lehrkräfte einarbeiten und Konzepte erstellen.
Wie stehen Sie zur Handynutzung an der Schule und wie sieht die momentane Situation am Gymnasium Bad Aibling aus?
Mark Lörz: Wir haben hier große Freiheiten in der Nutzung digitaler Endgeräte, wozu ich sowohl positive als auch kritische Stimmen gehört habe. Da besteht Gesprächsbedarf. Die Entscheidung, wohin die Reise führt, werde ich nicht als Schulleiter allein treffen, sondern im Austausch mit Lehrkräften, Schülern und Eltern. Meine Erfahrung ist, dass Unterstufenschüler einfach noch kein Gespür für die Tragweite der Inhalte haben, die sie in den sozialen Medien posten. Das geht hin bis zu strafrechtlich relevanten Dingen, die sie weitergeben, ohne sich dessen bewusst zu sein. Hier bedarf es einer intensiven Medienerziehung und guter Regeln, um die Schüler vor sich selbst und andern zu schützen. Ich vertrete auch den Standpunkt, dass es in der Unterstufe keine Whatsapp-Klassengruppen geben sollte, auch, weil Fünftklässler noch nicht einmal das rechtlich notwendige Mindestalter für die Nutzung des Messengers erreicht haben. Das erkläre ich auch regelmäßig den Eltern.
Und wie sind die Reaktionen darauf?
Mark Lörz: Ich erlebe meistens eine große Offenheit, teilweise auch Hilflosigkeit seitens der Erziehungsberechtigten. Der Umgang mit diesem Thema gehört zu den zusätzlichen Aufgaben, in die sich die Schule reindenken muss.
Der Aufgabenbereich wird nicht kleiner...
Mark Lörz: Das sicher nicht, aber es ist auch spannend. Meine Aufgabe als Schulleiter ist es, dafür zu sorgen, dass die Schule sich weiterentwickelt, ohne dass Lehrkräfte überfordert oder frustriert werden. Es ist immer ein Balanceakt, sich als Schule an die schnellen Veränderungen der Gesellschaft anzupassen und zugleich ein Ort zu sein, an dem trotz der Herausforderungen alle gesund bleiben. Es ist sozusagen ein dauernder Spagat zwischen Panik- und Komfortzone. Das mag ich besonders an meiner Arbeit: Bei allen sachlichen und strukturellen Herausforderungen die Menschen nicht aus den Augen zu verlieren.
Um beim Kollegium zu bleiben: Das Thema Lehrermangel ist seit Jahren in den Schlagzeilen, hauptsächlich an den Grundschulen. Wie sieht es da am Gymnasium Bad Aibling aus? Kommen Sie klar?
Mark Lörz: Ja. Personell sind wir Gott sei Dank gut aufgestellt und können den Unterricht voll abdecken. Noch. Natürlich kennen wir die besorgniserregende Entwicklung bei den Absolventenzahlen. Wir bekommen sie nicht zuletzt durch das Studienseminar an unserer Schule live mit. Aber ich komme hier an eine gut funktionierende Schule mit einem hochmotivierten Leitungsteam und einem engagierten Kollegium, die sicherlich auch in der Zukunft ein attraktiver Arbeitsplatz bleiben wird. Das, was hier zu tun sein wird, ist überhaupt nur im Team zu bewerkstelligen – mit dem Kollegium, den Eltern und den rund 930 Schülern. Und da bin ich guter Dinge.