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Gstadter Einrichtung

Notbremse: Das neue Konzept der Mattisburg, Ort für schwerverletzte Kinderseelen

Eine Kollage aus der Mattisburg in Gstadt und den Portrait der Vorstandsvorsitzenden
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Die Mattisburg und ihre Leiterin Johanna Ruoff brauchten ein neues Konzept

Schlagen, Treten, Beschimpfen und Kratzen: Die ersten Kinder, die in die Mattisburg einzogen, waren zu herausfordernd für das neu gestartete Team. Die Mattisburg löste einen Notruf bei der Heimaufsicht und dem Kreisjugendamt aus.

Gstadt – Dass Leben in der Mattisburg herrscht, war schon vorgesehen, sagt Johanna Ruoff, Vorstandsvorsitzende und Gründerin der Stiftung „Ein Platz für Kinder“ (epfk). Aber eben nicht so.

Das Anliegen, Kindern, die durch traumatisierende Gewalttaten, schweren Missbrauch und unaussprechliche Vernachlässigung geschädigt sind, einen Ort der Ruhe, der Heilung zu bieten und wo sie Vertrauen aufbauen können, stieß auf offene und großzügige Ohren. Im Sommer 2023 wurde der ehemalige Benediktus-Hof nach nicht einmal 1,5 Jahren Umbauzeit in Mitterndorf bei Gstadt eröffnet. Dank der Unterstützung der Leser der OVB-Heimatzeitungen, der BR Sternstunden, der KfW sowie vieler Firmen, Vereine, Stiftungen und Privatpersonen.

Als „Leuchtturmprojekt“ hatte die Schirmherrin, Landtagspräsidentin Ilse Aigner, das therapeutische Internat bezeichnet. Die Anfragen für Kinder, die einer solchen beschützenden Umgebung bedürfen, häuften sich schon vor dem offiziellen Start. Auch wenn damals noch nicht alle Stellen intern besetzt waren, beschlossen Johanna Ruoff und ihr Team, das Haus zu öffnen.

Die Abläufe waren theoretisch einstudiert, den bis dato schon eingestellten Mitarbeitern vertraglich ihre Aufgaben zugewiesen und der Umbau bis auf kleinere Malerarbeiten und die Außenanlagen prinzipiell abgeschlossen. Auch das Jugendamt freute sich, die langen Wartelisten endlich zumindest ein bisschen abbauen zu können.

„Unvorhersehbare Schwierigkeiten“ in der Mattisburg

„Wir sind mit einem großartigen Team und voller Motivation in unsere Aufgabe gestartet. Trotz sorgfältiger Planung und intensiver Vorbereitung wurden wir jedoch mit unerwarteten und nicht vorhersehbaren Schwierigkeiten konfrontiert, was zu einer Konzeptanpassung führte. Schweren Herzens musste ich die Notbremse ziehen und das Haus vorübergehend schließen, um sicherzustellen, dass die Qualität der Betreuung nicht gefährdet wird. Diese Entscheidung fiel mir nicht leicht, war aber zum Wohl der Kinder und des Teams unumgänglich,“ bilanziert Johanna Ruoff.

Mit der ersten Heilpädagogischen Gruppe für sechs Kinder im Grundschulalter wurde neu gestartet. Auch hier besteht ein großer Bedarf, wie das Kreisjugendamt bestätigen kann. Das neue Konzept sieht vor, dass die Mattisburg-Kinder aus den heilpädagogischen Gruppen unter anderem die Grundschule Breitbrunn besuchen und gegebenenfalls von einer Begleitperson im Schulalltag begleitet werden. Die Mattisburg übernimmt den Fahrdienst, die Kinder benötigen auch keine Mittags- oder Nachmittagsbetreuung, aber sollen beispielsweise in Vereinen integriert werden. Man habe es allerdings versäumt, rechtzeitig die Schule darüber zu informieren, bedauert Ruoff.

Grundschule vor Kapazitätsproblemen?

Bei einer dringlichen Besprechung mit Vertretern aller involvierter Beteiligten (Mattisburg, Kreisjugendamt Rosenheim, Grundschule Breitbrunn, Schulamt Rosenheim, Sonderpädagogisches Förderzentrum Prien und Heimaufsicht) wurde festgehalten, dass die Kinder künftig in der Grundschule Breitbrunn beschult werden sollen. Bürgermeister Baumgartner merkte dazu in der letzten VG-Sitzung der Gemeinden Breitbrunn, Gstadt und Gemeinde Chiemsee kritisch an, dass sich ein Kapazitätsproblem an der Grundschule ergeben könnte, sollten noch mehr Kinder aus dem therapeutischen Internat beschult werden. Zwischenzeitlich sei auch durch die Regierung von Oberbayern die entsprechende Betriebserlaubnis für das neue Konzept der Mattisburg erteilt worden. Es gebe auch keine Rechtsbehelfsmöglichkeit. „Letztendlich muss die VG diese Entscheidung so hinnehmen,“, sagte Baumgartner. Die Mitglieder der Gemeinschaftsversammlung teilten zwar die Bedenken der Verwaltung, aber erklärten sich damit einverstanden, dass die Mattisburg freiwillig auf eine Schülerbeförderung verzichtet.   elk 

Breitbrunns Bürgermeister Anton Baumgartner, zugleich auch Vorsitzender der Verwaltungsgemeinschaft (VG) Breitbrunn, zeigte sich dementsprechend in der letzten VG-Sitzung wenig erfreut, dass man quasi mit Schulbeginn vor vollendete Tatsachen gestellt wurde. Und doch habe sich, so Ruoff, inzwischen vieles eingespielt. Ein Kind spielt im Fußballverein mit, ein paar Kinder haben bereits ihr Seepferdchen bei der Triathletin Ute Mückel in Bad Endorf bestanden.

Johanna Ruoff weiter: „Es freut mich von Herzen, dass unsere Kinder bereits so positiv von den Kindern in der Schule aufgenommen worden sind und Rektorin Renate Talanda sich für uns so einsetzt. Und dank der Spenden können wir den Kindern solche Aktivitäten ermöglichen.“ Mit einem stabilen Team wird nun die traumatherapeutische Gruppe mit interner Beschulung aufgebaut. Mitterndorf - ein Ort für schwer verletzte Kinderseelen.  

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