OVB-Leser spenden für Internat in Gstadt
Zufluchtsort Mattisburg eingeweiht: Jetzt können die Kinder kommen
In Gstadt ist das therapeutische Internat Sternstunden-Mattisburg eingeweiht worden. Dass es Kindern bald schon einen Zufluchtsort bieten kann, ist zu einem großen Teil auch den OVB-Lesern zu verdanken.
Gstadt – Nach nicht einmal eineinhalb Jahren Umbauzeit hat das therapeutische Internat Sternstunden-Mattisburg in Mitterndorf bei Gstadt eröffnet. „Der beste Anker ist das Haus“, sagte Johanna Ruoff, Vorstandsvorsitzende und Gründerin der Stiftung „Ein Platz für Kinder“ (epfk). Ab kommender Woche ist geplant, dass die ersten Kinder einziehen.
Die Mattisburg am Chiemsee ist eingeweiht




Schirmherrin und Landtagspräsidentin Ilse Aigner, Projektpate und Landtagsabgeordneter Klaus Stöttner, Landrat Otto Lederer, die Bürgermeister der umliegenden Gemeinden, die Schwestern vom Kloster Frauenwörth – mit dem Kloster hat die Stiftung einen Erbpachtvertrag unterzeichnet – und viele weitere Ehrengäste aus Politik und Wirtschaft waren gekommen, um der Andacht und dem Rundgang durch das Haus beizuwohnen.
Rund 9,2 Millionen Euro haben Umbau und Einrichtung des fast 3000 Quadratmeter großen Gebäudes gekostet. Noch immer fehlen 900 000 Euro, bekennt Johanna Ruoff. Doch das werde man schon noch hinkriegen, gibt sie sich entschlossen. Bislang habe das Projekt viel Unterstützung erfahren. Sei es durch klöpfelnde Kinder, Vereine, Firmen oder Privatpersonen – die Unterstützung aus der Region war gewaltig.
Löwenanteil kam von OVB-Lesern
Enen Löwenanteil haben die OVB-Leser beigesteuert: Sie haben bei der Weihnachtsaktion 2022 1,1 Mio Euro gespendet, rund 850 000 Euro fließen davon an das therapeutische Internat. Der andere Teil kommt dem Perinatalzentrum der Rosenheimer Romed-Klinik zugute. Von den BR-Sternstunden flossen 1,75 Mio in die Stiftung.
Ihren Dank richteten alle Redner an die vielen Unterstützer: „Kinder sind der größer Schatz unserer Zukunft,“ sagte Schirmherrin Ilse Aigner. Dennoch betonte sie, dass die Feier einen bedrückenden Grund habe, nämlich dass es solche Häuser brauche, in denen Kinder, die durch traumatisierende Gewalttaten, schweren Missbrauch und unaussprechliche Vernachlässigung geschädigt sind, einen Ort der Ruhe und der Heilung finden – und einen Ort, an dem sie wieder Vertrauen aufbauen können.
Äbtissin Schwester Johanna vom Kloster Frauenwörth zeigte auf die Kerze mit dem Bild der Seligen Irmengard mit brennendem Herzen am Altar: Zu ihrer Zeit, so heiße es über die Klostergründerin, habe es keine Armen im Chiemgau gegeben. Und die Stiftung, allen voran Johanna Ruoff, habe es sich mit dem gleichen brennenden Herzen zur Aufgabe gemacht, Kindern in der Mattisburg ein Zuhause zu geben, so die Äbtissin. Mit dem Herzen denken – so habe es schon in der Lesung geheißen, dieser Leitspruch präge das Projekt.
Andrea Sawatziki, Schauspielerin und Botschafterin bei der epfk, lobte in einer Videobotschaft das Anliegen der Stiftung, Kindern wieder das Vertrauen in Erwachsene zu schenken und eine Rückkehr ins normale Leben zu ermöglichen. Hatte schon Landtagspräsidentin Ilse Aigner das therapeutische Internat als Leuchtturmprojekt bezeichnet, so griff Thomas Jansing, Vorstandsvorsitzender und Initiator von Sternstunden e.V., dieses Bild vom Leuchtturm wieder auf. Er sicherte weitere Unterstützung zu: „Ein Leuchtturm braucht immer wieder Wartung.“
Eine Einrichtung für verletzte Kinderseelen
Er erwähnte auch, dass im vergangenen Jahr 67 000 Kinder der staatlichen In-Obhutnahme bedurften. „Was ist los in unserer Gesellschaft?“ Diese Fragen stellten sich wohl insgeheim die zahlreichen Gäste der Eröffnungsfeier. Und wie schon bei den vielen Rednern konnte man auch immer wieder beim anschließenden kleinen Empfang vernehmen, dass es umso schöner sei, dass es das therapeutische Internat gebe und dass die schöne Umgebung den verletzten Kinderseelen sicher gut tue.
Was die Betreuung angeht, so übernimmt Cornelia Hess die Leitung des Therapeutischen Internats Sternstunden-Mattisburg. Für sie zählt, dass das Schutzkonzept der epfk-Stiftung weit über den Rahmen gesetzlicher Standards hinausgeht. „Ich freue mich auf die neue Aufgabe und die Arbeit mit den Kindern.“
Ehe offiziell das Haus eröffnet und gesegnet wurde, ließ Johanna Ruoff es sich nicht nehmen, nicht nur den Spendern, sondern auch den vielen Mitwirkenden – sei es die Firma Papenburg, die in nicht einmal eineinviertel Jahren den Um- und Ausbau gestemmt hatte, die Innenarchitektin Sabine Buchele-Weißmann, die für die Planung verantwortlich war oder das Team der epfk – und ihrer Familie für den Rückhalt zu danken.
Dass 18 Kilometer Kabel, 300 Kubikmeter Beton, 116 Fenster und 148 Türen verbaut sind, merkte man beim Rundgang nicht. Aber dass das therapeutische Internat schon allein durch das Farb- und Lichtkonzept, die bezogenen Betten und die großen Fenster Wärme, Geborgenheit und Vertrautheit ausstrahlt, das schon. Ein wahrer Zufluchtsort. Oder wie es Johanna Ruoff sagte: „Es gibt keine heilsamere Umgebung für schwer verletzte Kinderseelen als das Umfeld der Felder, Berge und Wälder des Chiemsees.“ Jetzt können die Kinder kommen.

