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Nachgefragt bei den Ordnungsämtern im Mangfalltal

Hat Anzeigenhauptmeister Konkurrenz? Nerven auch bei uns selbsternannte Ordnungshüter?

Ein Mann hält mit seinem Smartphone ein Parkvergehen als Bild fest (Symbolfoto). Der selbsternannte Anzeigenhauptmeister Niclas M. (18) aus Sachsen-Anhalt hat nach eigenen Angaben im Jahr 2023 mehr als 4000 derartiger Ordnungswidrigkeiten zur Anzeige gebracht. Doch gibt es im Mangfalltal vielleicht Personen, die dem 18-Jährigen Konkurrenz machen?
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Ein Mann hält mit seinem Smartphone ein Parkvergehen als Bild fest (Symbolfoto). Der selbsternannte Anzeigenhauptmeister Niclas M. (18) aus Sachsen-Anhalt hat nach eigenen Angaben im Jahr 2023 mehr als 4000 derartiger Ordnungswidrigkeiten zur Anzeige gebracht. Doch gibt es im Mangfalltal vielleicht Personen, die dem 18-Jährigen Konkurrenz machen?

Er zeigt quasi alles an, was nicht bei Drei auf den Bäumen ist: Der selbsternannte Anzeigenhauptmeister Niclas M. (18) aus Sachsen-Anhalt ist derzeit in aller Munde. Doch gibt es im Mangfalltal ein Pendant, das dem 18-Jährigen Konkurrenz machen könnte?

Mangfalltal – Ob er damit große Chancen bei Bewerbungen hat, wenn er dieses Hobby in seinem Lebenslauf angibt? Niclas M. aus Gräfenhainichen in Sachsen-Anhalt bezeichnet sich selbst als Anzeigenhauptmeister. Sein Hobby: Jeden anzeigen, der sich nicht absolut korrekt verhält. So hat der 18-Jährige nach eigenen Angaben im Jahr 2023 mehr als 4200 Anzeigen in Kommunen in ganz Deutschland aufgegeben, beispielsweise gegen falschparkende Autofahrer. Belege für diese Angaben gibt es allerdings nicht. Gibt es auch im Mangfalltal aufmerksame Bürger, die dasselbe Hobby pflegen und Niclas M. Konkurrenz machen? Das OVB hat bei den Kommunen nachgefragt.

Als Thomas Rothmayer, Chef des Kolbermoorer Ordnungsamtes, vom OVB auf den selbsternannten Anzeigenhauptmeister angesprochen wird, muss er erstmal lachen. „Natürlich sagt mit der was“, so Rothmayer, der bei der Frage, ob es Bürger mit einem ähnlichen Mitteilungsbedürfnis auch in seiner Stadt gibt, aber nicht lange überlegen muss. „Nein, so einen extremen Fall haben wir hier nicht“, sagt der Ordnungsamt-Chef. „Wir haben hier in Kolbermoor sehr zivilisierte Bürger.“

Es gäbe zwar Kolbermoorer, die beispielsweise die Mobilitätsmanagerin der Stadt immer wieder per E-Mail auf Problemstellen für Radler aufmerksam machen. „Das ist aber keineswegs nervig, sondern oftmals sind gute Hinweise dabei, für die wir dankbar sind.“ Schließlich könne die Stadt und ihre Mitarbeiter „ja nicht alles sehen“. Hin und wieder würden an die Stadt sicherlich auch Hinweise über mögliche Vergehen herangetragen. „Die lassen sich aber oftmals einfach im Gespräch zwischen den Beteiligten klären.“ Und wenn‘s ums Thema Verkehr gehe, dann sei sowieso der Zweckverband Kommunale Dienste Oberland der richtige Ansprechpartner, da dieser den ruhenden und fließenden Verkehr in der Stadt als „zuverlässiger Partner“ überwache.

In Bad Aibling gibt es den „ein oder anderen Beschwerdeführer“

In Kolbermoors Nachbarstadt Bad Aibling gibt es nach Angaben von Martin Haas, Leiter des Ordnungsamtes, dagegen schon „den ein oder anderen Beschwerdeführer, was aber ja auch legitim ist“. In der Regel werde dieser dann bei Beschwerden „rechtlich aufgeklärt“. „Meistens sind die Leute dann auch mit dem Ergebnis zufrieden oder mit einer Information, wie mit dem Thema weiter zu verfahren ist“, sagt Haas.

So ein „Anzeigenfreak“, wie es der 18-Jährige Niclas M. sei, ist in der Kurstadt laut Haas aber nicht bekannt. „So jemand würde uns gerade noch fehlen“, sagt Haas, der die Aussage des Anzeigenhauptmeisters, er spüle durch sein Tun den Kommunen Geld in die Kasse, anzweifelt. „Der setzt damit einen ganzen Verwaltungsapparat in Gang“, so der Bad Aiblinger Ordnungsamt-Chef. „Das kostet viel Geld, bringt aber keine Kohle ein.“ So würde beispielsweise die Meldung eines Falschparkers in Bad Aibling direkt an den Zweckverband, der seitens der Stadt mit der Überwachung beauftragt ist, weitergeleitet.

Auch in der Marktgemeinde Bruckmühl sei keine Person bekannt, die die Verwaltung mit Anzeigen überhäuft. Es gäbe zwar „vereinzelt ein paar Personen, die sich immer wieder mal über etwas beschweren“, so Lisa Brosmann, Leiterin des Ordnungsamtes. „Aber so ein Ausmaß ist mir nicht bekannt.“ Dass beispielsweise der Kommune Fotos von Falschparkern geschickt würden, käme sehr, sehr selten vor. „Die leiten wir dann beispielsweise an die Polizei weiter“, sagt Brossmann. Üblicher seien Beschwerden in Bezug auf eine zunehmende Lärmbelästigung wegen des Verkehrs, weshalb auch immer wieder Anträge auf mehr Tempo-30-Zonen vorlägen.

Brossmann selbst zeigt für die Absicht des 18-jährigen Anzeigenhauptmeisters Niclas M. sogar ein bisschen Verständnis. „Ich verstehe seine Message und finde es eigentlich einen guten Ansatz, die Menschen für das richtige Verhalten zu sensibilisieren“, so die Ordnungsamt-Chefin, die aber gleich einschränkt: „Ich denke, er sollte das lieber den Experten wie beispielsweise der Polizei überlassen.“

Überhaupt kein Verständnis für das außergewöhnliche Hobby von Niclas M. hat hingegen Tuntenhausens Bürgermeister Georg Weigl. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass es einen Bürgermeister in Deutschland gibt, der sich so eine Person in seiner Gemeinde wünscht“, sagt der Rathauschef und lacht. Schließlich würde eine derartige Person „nur die Mitarbeiter der Verwaltung beschäftigen“, was „ja auch nicht zielführend“ sei.

In seiner Gemeinde gäbe es jedenfalls niemanden, der das Hobby betreibe, ständig andere Leute anzuzeigen. „Das kann ich ganz klar vereinen“, sagt Weigl. „Wenn sich Anzeigen einzelner Personen häufen würden, dann wüsste ich davon.“ Die Gemeinde bekäme seitens der Bürger zwar hin und wieder Anfragen über die Kontaktmöglichkeit auf der Gemeinde-Homepage. „Da geht es aber in erster Linie dann nicht darum, dass jemand etwas zur Anzeige bringen will, sondern zu bestimmten Themen einfach ausführlichere Informationen möchte.“

Evi Steininger: „Wir haben noch brave Bürger bei uns in der Gemeinde.“

Auch in den Gemeinden Feldkirchen-Westerham und Bad Feilnbach ist nach Angaben der dortigen Gemeindeverwaltungen kein Einwohner bekannt, der dem selbsternannten Anzeigenhauptmeister auch nur ansatzweise Konkurrenz machen könnte. „Nein, wir haben, Gott sei Dank, noch brave Bürger bei uns in der Gemeinde“, sagt beispielsweise Evi Steininger vom Feldkirchen-Westerhamer Hauptamt, die sich in der Verwaltung unter anderem um Verkehrsangelegenheiten kümmert. Sie selbst sei froh, dass „ich nicht in den sozialen Medien unterwegs bin, denn nur dort kann so ein Blödsinn laufen“.

Auch in Bad Feilnbach ist in puncto Anzeigenflut bei der Gemeindeverwaltung niemand auffällig, wie Geschäftsleiter Helge Dethof gegenüber dem OVB betont. „Wenn dann mal eine Beschwerde kommt, dann handelt es sich sowieso oftmals um Privatrecht, wo wir dann gar nicht zuständig sind.“ Das müsse in der Regel zwischen zwei Menschen, manchmal auch mithilfe eines Anwalts, geklärt werden. Dass ein Bürger, den er weiterverweise, dann über ihn denken könne, er sei „halt der typische faule Beamte“, sei für Dethof überhaupt kein Problem: „Da kann ich dann gut damit leben, dass ich für diese Person das Klischee erfülle.“

Wann kommt der Anzeigenhauptmeister Niclas M. ins Mangfalltal?

Bislang gibt es also in den Mangfalltal-Gemeinden scheinbar niemanden, der Niclas M. aus Sachsen-Anhalt in seiner Funktion als Anzeigenhauptmeister das Wasser reichen kann. Vielleicht werden die Ordnungsämter in der Region aber bald selbst mit Anzeigen des 18-Jährigen konfrontiert. Denn schließlich hat Niclas M. als eigenes Ziel ausgegeben, in allen Kommunen Deutschland zumindest eine Anzeige stellen zu wollen.

Wann der junge Mann, der zumeist per Fahrrad und in reflektierender Schutzkleidung unterwegs ist, dem Mangfalltal einen Besuch abstatten wird, diese Frage muss zunächst aber offen bleiben. Schriftliche und telefonische Anfragen des OVB ließ der Anzeigenhauptmeister Niclas M. aus Gräfenhainichen bislang unbeantwortet.

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