Reh von hinten her aufgefressen
Erst im Achental, jetzt sogar in Prien: Steckt ein Wolf hinter drei Tierrissen?
Ein Schaf und zwei Rehe: In nur zwei Tagen sind drei tote, angefressene Tiere in der Region gemeldet worden. Eines davon nun in Prien. Kann ein Wolf dahinter stecken? Das ist bekannt.
Prien/Chiemgau – Ein totes Schaf in Oberwössen, ein gerissenes Reh im Raum Grassau, und jetzt auch noch eins in Prien. Innerhalb kurzer Zeit sind diese Meldungen in der Region eingegangen. Es stellt sich die Frage: War ein Wolf verantwortlich?
Am Samstag (9. November) haben Helfer bei der „Ramadama“-Aufräumaktion in Prien das tote Reh gefunden, teilt Franz Sommer mit. Er ist der zuständige Jagdpächter des Gebiets, in dem das Tier entdeckt wurde. „Das war im Bereich der Harrasser Straße, in der Wiese bei einem kleinen Waldstreifen“, sagt er auf Nachfrage der OVB-Redaktion. Nach der Entdeckung haben die Teilnehmer der Aufräumaktion umgehend die Polizei und Sommer verständigt.
Fressvorgang könnte auf Wolf deuten
Der Jagdpächter habe sich im Anschluss mit dem Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU) in Verbindung gesetzt und nach den Vorgaben das tote Tier seziert und abfotografiert. Die erste Einschätzung des LfU: Es könnte sich um den Riss eines Wolfes handeln.
„Die haben gesagt, ein Wolf ist nicht auszuschließen aufgrund des Fressvorgangs“, sagt Sommer. Denn das Reh wurde von hinten her aufgefressen, was für einen Wolf typisch sei. Die Knochen waren außerdem komplett durchtrennt. Daher sei die Tötung durch einen Wolf naheliegend. Zudem teilt der Jagdpächter mit, dass das Blut beim getöteten Tier noch frisch war, was bedeute, dass der Tod nicht lange her sei. Sommer vermutet in der Nacht zuvor.
Ein zuständiger Biologe des LfU konnte nicht hinzugerufen werden, da dieser gerade bei einem anderen Fall eine Probe nehmen musste. Und zwar auch im Chiemgau. Am Freitagmittag (8. November) fanden die Eigentümer einer Weide im Oberwössener Ortsteil Litzelau – knapp 20 Kilometer von Prien entfernt – eines ihrer Schafe tot auf. Es war ziemlich zugerichtet, die Wirbelsäule lag frei, die linke Kopfseite war aufgefressen. Am Tag darauf, eben auch den 9. November, prüfte hier der Biologe, ob es sich um einen Wolfsangriff handle. Seiner ersten Einschätzung nach sei dies nicht ganz auszuschließen.
Zudem machte auch in den vergangenen Tagen ein Bild von einem gerissenen Reh bei Grassau in einer WhatsApp-Gruppe von Landwirten die Runde. Jakob Sichler, Vorstand der Jagdgenossenschaft Grassau erklärte auf Nachfrage, dass das tote Tier in der Nähe eines Hofs an der Kendlmühlfilzen bei Grassau entdeckt wurde, knapp zehn Kilometer entfernt von Litzelau, und genauso weit weg von Prien.
Rehwild wirkt beunruhigt in Prien
In Prien sei es auch nicht der erste Riss in diesem Jahr gewesen. Vor etwa zwei Monaten habe ein Jäger ein gerissenes Wild gefunden. Was Sommer und seinen Jagdkollegen auch seit einigen Monaten auffällt: „Es ist kaum mehr Rehwild sichtbar, erst am Abend.“ Die Tiere würden beunruhigt wirken.
Ein Sprecher des Landesamts für Umwelt berichtet am Mittwoch (13. November) gegenüber der Redaktion, dass die drei jüngsten Funde aus der Region gemeldet wurden. Die beiden Fälle in Oberwössen und Grassau gingen am Freitag (8. November) bei der Fachstelle für Große Beutegreifer ein. Der Tierriss in Prien, wie Sommer schon sagte, am Samstag.
Im Fall von Prien erklärt der LfU-Sprecher am Mittwoch (13. November) es konnten letztlich keine Hinweise auf die Beteiligung eines großen Beutegreifers festgestellt werden. Diesem Fall werde auch nicht weiter nachgegangen.
Zu den Proben der toten Tiere im Achental liegen noch keine Ergebnisse vor. Der Sprecher weist darauf hin, dass die durchschnittliche Auswertungszeit einer Probe etwa zehn Werktage beträgt. Sind die Nachweise bestätigt, werden diese auch im Wolfsmonitoring auf der Homepage des LfU dokumentiert.


