Wenig Zinsen für Erspartes?
Geld anlegen – aber wie? Was der Experte rät und welche Anlageform jetzt ihr Comeback feiert
Die Kreditzinsen steigen rasant, die Einlagezinsen nur sehr langsam. Klingt nicht fair aus Sparersicht. Ein Finanzexperte erklärt, warum die Schere zuletzt immer weiter auseinanderging. Und er gibt Tipps, was Anleger dagegen tun können.
Rosenheim – Die Zinsen für einen Kredit bei der Bank sind in den vergangenen drei Jahren nach oben geschossen. Laut einer Statistik der Deutschen Bundesbank stieg der Zinssatz für Wohnungsbaufinanzierungen über eine Laufzeit von zehn Jahren zwischen 2021 und 2023 von 1,26 auf mehr als vier Prozent.
Doch während die Anleihen scheinbar immer teurer werden, ging der Ertrag für das auf der Bank gelagerte Geld lange Zeit gegen null. Schlimmer noch, bei mehr als der Hälfte der Banken zahlte man gemäß des Finanz-Portals Verivox sogar noch einen Negativzins obendrauf. Und das, obwohl selbst die Europäische Zentralbank seit dem 1. August keine Zinsen auf eingelagertes Geld mehr verlangt. Wie kommt es also zu so einer hohen Diskrepanz zwischen Einlage- und Kreditzins?
Banken berechnen das Risiko
„Kredite sind immer mit dem Risiko verbunden, dass der Kreditnehmer nicht in der Lage ist, diesen zurückzuhalten“, erklärt Experte Andreas Born, Abteilungsleiter Private Banking der Sparkasse Rosenheim-Bad Aibling. Im Gegensatz zu Einlagezinsen beinhaltet der Kreditzins also immer einen Risikoaufschlag.
Aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklungen in den vergangenen Jahren ist es somit wohl kein Wunder, dass dieses Risiko und damit auch der Aufschlag gestiegen ist. Sei es wegen der Inflation, Lieferengpässen, gestiegenen Baukosten, Corona oder dem Krieg in der Ukraine. All das führte zu Unsicherheit auf dem Wirtschaftsmarkt, der von den Banken einkalkuliert wird. Außerdem gilt laut Born für alle Kreditinstitute: „Der Zinsüberschuss, also die Differenz zwischen Kredit- und Einlagezins, ist die mit Abstand wichtigste Einnahmequelle.”
Einlagen werden wieder lukrativer
Zumindest eine gute Nachricht für Anleger gibt es aber von Seiten des Finanzexperten. Der Negativzins, also das Draufzahlen auf die eigenen Einlagen, gehört der Geschichte an. Zumindest ist Born keine Bank mehr bekannt, die heute noch Verwahrentgelte erhebt. „Aktuell erleben wir und unsere Kunden eher das Gegenteil”, meint Born. Dadurch, dass der Zins mit einer „überraschenden Geschwindigkeit“ zurückgekommen ist, entwickle sich aktuell sogar wieder ein „Run” auf Einlagen.
Das Problem der kostspieligen Baufinanzierung bliebe allerdings bestehen, auch in der Region Rosenheim. „Höhere Zinsen und steigende Baukosten bei nicht signifikant niedriger gewordenen Immobilienpreisen fordern natürlich den Markt”, bilanziert Born. Für manche Rosenheimer sei dementsprechend eine wirtschaftliche Grenze erreicht. Die Nachfrage nach attraktivem Wohnraum sei in der Region aufgrund des ungebremsten Zuzuges allerdings ungebrochen.
Ist es nun also sinnvoll, die langsam zurückkehrenden Einlagezinsen zu nutzen, um Geld für künftige Investitionen anzusparen? „Damit feiert zumindest eine Anlageklasse ihr Comeback, die es so seit Jahren nicht mehr gab”, meint der Finanzexperte. Deswegen sollte man allerdings andere Möglichkeiten wie Aktien, Immobilien, Edelmetalle oder auch Kapitalversicherungen nicht aus dem Blick verlieren. „Der beste Schutz gerade in unsicheren Zeiten”, so Born, „ist immer eine möglichst breite Streuung auf verschiedene Anlageformen.“