Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Nach 42 Jahren: Wirtschaft in Soyen hat dicht gemacht

„Stammgäste konnten es nicht glauben“: Traudl und Bert Häuslmann schließen Riedener Gasthaus

Das Gasthaus Rieden ist geschlossen. Traudl Häuslmann und ihr Mann Bert führen die beliebte Wirtschaft in Soyen nicht weiter.
+
Das Gasthaus Rieden ist geschlossen. Traudl Häuslmann und ihr Mann Bert führen die beliebte Wirtschaft in Soyen nicht weiter.

Das Wirtshaus-Sterben in der Region geht weiter. Nun trifft es auch das Gasthaus Rieden in Soyen. Nach 42 Jahren schließen Traudl und Bert Häuslmann ihr beliebtes Lokal. Warum das Ehepaar aufhört und was mit der verwaisten Wirtschaft passieren soll.

Soyen - Das Gasthaus Rieden in Soyen ist Geschichte. Die langjährigen Wirtsleute, Traudl und Bert Häuslmann, hören auf. Nach 42 Jahren ging am vergangenen Wochenende das letzte Essen über die Theke. Nun ist die Wirtsstube bald verwaist, der Biergarten kein Treffpunkt für Radler und Einheimische mehr.

Nicht die Corona-Pandemie und auch nicht der Fachkräfte-Mangel sind Auslöser für diese Entscheidung gewesen, sondern das ganz normale Leben: Das Rentenalter haben Traudl und Bert Häuslmann schon längst erreicht. Mit ihren 74 beziehungsweise 76 Jahren wollen die beiden nun endlich ihren Ruhestand genießen. Und auch die gesundheitlichen Beschwerden ihres Mannes haben zugenommen, berichtet Traudl Häuslmann.

„Es war eine großartige Zeit. Ich bin wahnsinnig gerne Wirtin, aber ich kann es einfach nicht mehr stemmen“, sagt sie. Obwohl sie einerseits sehr traurig ist über die Schließung, ist es auch eine Art von „Erlösung“. Die vergangenen drei Jahre hat Traudl Häuslmann schwer geschuftet, teilweise hat die 74-Jährige das Gasthaus alleine geführt, weil sie keinen Koch oder Bedienungen finden konnte. Gleichzeitig betreute sie ihren Ehemann, der schwer erkrankt ist.

Vieles hat sich über die Jahrzehnte angesammelt

Viele Familienfeiern wurden im Gasthaus Rieden begangen, ebenso haben sich zahlreiche Vereine die Wirtschaft als Treffpunkt auserkoren: die Soyener Fußballer, Burgschützen Rieden, Feuerwehr Schlicht, Veteranenverein, Männerkongregation, 60er Club, Maibaumfreunde. Die Liste ist endlos lang, wie Traudl Häuslmann erzählt.

Ihre Leidenschaft für die Gastronomie kam schon früh: Als das Badria in Wasserburg gebaut wurde, war sie in der Kantine für die Versorgung der Arbeiter tätig. Später kamen Erfahrungen im Service und wieder in der Küche hinzu. Die Kombination aus Küchendienst und Service in ihrem Gasthaus Rieden machte besonders viel Freude. „Große Unternehmen haben hier Firmen-Essen veranstaltet, kleine Familienfeiern oder der Radfahrer, der sich als Zwischenstopp in den Biergarten setzt, gab es genauso. Wir haben uns über jeden einzelnen Gast sehr gefreut“, heißt es von der Wirtin.

Jetzt steht sie in ihrer Gaststube und räumt das Geschirr weg: Teller und Besteck, Küchenutensilien und Deko. Vieles hat sich über die Jahrzehnte angesammelt. Zu jeder einzelnen Schüssel gibt es eine Erinnerung. „Hiermit kam das Rehragout auf den Tisch“, lächelt die gelernte Metzgerei-Fachverkäuferin und deutet auf das Geschirr. Dieses hat sie zum größten Teil schon weitergegeben, das Gasthaus Rieden ist bald leergeräumt.

Erstmal Ruhe einkehren lassen

Wie viele Essen in den vergangenen 42 Jahren über den Tisch gingen? Das weiß Traudl Häuslmann nicht mehr. Aber an einem starken Sonntag gingen bestimmt ein paar Hundert Essen raus, meint sie. Sogar in der Corona-Pandemie wurde ihr Essen gerne mit nach Hause genommen. Die Umsetzung beeindruckte auch den Lebensmittel-Kontrolleur, der sogar selbst mal Mittagessen für Zuhause abgeholt hat. „Wir haben uns gegen die Einweg-Schalen entschieden und jeder hat von daheim sein Geschirr mitgebracht, um so das Gericht nach Hause zu transportieren“, erinnert sich die Wirtin noch gut. Man habe sich Berge an Müll gespart, es sei nachhaltig und gut durchführbar gewesen, findet sie.

Dass Schweinebraten, Schnitzel und Gastfreundschaft weit über die Landkreis-Grenzen hinaus bekannt waren, zeigen regelmäßige Besuche von Gästen aus München und dem weiteren Umland. „Viele unserer Stammgäste konnten es gar nicht glauben, dass wir aufhören“. Jetzt beginnt eine ruhigere Zeit, an die sich die Rentnerin erst einmal gewöhnen muss. Ihr Mann soll sich stärker um seine Genesung kümmern können und die ehemalige Wirtin will sich ihren Hobbys und dem Familienleben widmen. Im Jahr 2018 feierte das Ehepaar Goldene Hochzeit. Das Gasthaus Rieden prägte ihre gemeinsame Zeit.

Was mit der Wirtschaft passiert, ist ungewiss. Laut Traudl Häuslmann, die das Lokal gepachtet hatte, gebe es aber schon einen Interessenten, der das Gasthaus eventuell weiterführen will.

Kommentare