Abriss gestoppt
Fledermaus-Alarm: Das Bauprojekt an der früheren Essigfabrik hat jetzt ein Problem
Die frühere Essigfabrik am Inn in Wasserburg ist bald Geschichte – eigentlich: Denn die Ruine soll abgerissen werden. Warum die ersten Container für das Abbruchmaterial bereits stehen, die Bagger aber noch nicht anrücken können.
Wasserburg – Kleine Tiere, große Wirkung: Wenn die vom Aussterben bedrohten Fledermäuse ein Zuhause gefunden haben, dürfen sie daraus nicht einfach vertrieben werden.
Das gilt auch für das Gelände der stillgelegten Essigfabrik, wo sich die winzigen Abendsegler angesiedelt haben. Das hat jetzt zu einem Stopp der Abrissarbeiten geführt.
Entkernung hat begonnen
Im Innern hat die Entkernung der ehemaligen Fabrik, die einem neuen Wohngebiet weichen soll, bereits begonnen. Doch jetzt ist erst einmal Schluss mit dem Abriss. Denn als die Bauarbeiter Holzverschläge öffneten und entfernten, entdeckten sie eine Kolonie von Zwergfledermäusen. Sie sind geschützt.
Die Stadt benötigt jetzt eine Ausnahmegenehmigung, teilt Bürgermeister Michael Kölbl auf Anfrage der Wasserburger Zeitung mit. Ein Gutachten mit Vorschlägen liege bereits vor. Unter anderem muss die Kommune für die Fledermauskolonie ein Ersatzzuhause anbieten – etwas durch das Angebot von Kästen, die in der Nachbarschaft aufgestellt werden. Erst wenn es ein neues Zuhause für die Säugetiere gibt, dürfen sie laut Stadt vergrämt werden.
Wettbewerb soll Ideen liefern
Die Entscheidung über die Rettungsmaßnahmen fällt die Regierung von Oberbayern, so Kölbl weiter. Noch stehe nicht fest, wann es mit dem Abbruch weitergehen werde – eine zeitliche Verzögerung, deren Ausmaß derzeit noch nicht abgeschätzt werden könne.
Die frühere Essigfabrik der Unternehmerfamilie Burkhardt, deren Betrieb 2017 Wasserburg verlassen hat, ist 2021 noch einmal zu Ehren gekommen als Werkstatt, Galerie und Ausstellungsort für das Streetart-Projekt der Künstlergemeinschaft Ak 68, soll noch heuer abgerissen werden. An dieser Stelle wird, wie berichtet, ein neues Wohngebiet entstehen. Das Grundstück befindet sich in Besitz der kommunalen Heilig-Geist-Stiftung und der Stadt. Es ist ein herausforderndes Areal: direkt am Inn, nahe des Schöpfwerks, auf einem Hanggelände mit Wald und Verschattung, am Flora-Fauna-Habitat-Gebiet „Leitenhang“.
Wie hier gebaut werden kann und soll, steht noch nicht fest. Nur so viel: Auch geförderte Wohnungen mit Sozialbindung sollen entstehen, so der Wille des Stadtrates.
Er hat einen städtebaulichen Ideenwettbewerb ausgelobt. Ziel war es schon bei der Festlegung der Kriterien, lange vor der Energiekrise als Folge des Ukrainekriegs, für die Fläche von 0,8 Hektar eine Wohnbebauung zu entwickeln, die energetisch nachhaltig ist. Der Wettbewerb gibt als Aufgabenstellung auch auf, Begegnungsflächen und Freiflächen zu integrieren. Alternative Mobilitätskonzepte sollen hier Anwendung finden.
Zur Teilnahme waren Stadtplaner und Architekten eingeladen. Die Betreuung hat das Büro Oberpriller übernommen. 30 Bewerber dürfen dabei sein. Zehn standen von Anfang an fest: Sie wurden laut Kölbl von der Stadt ausdrücklich eingeladen.
Bis zum 15. September müssen alle Teilnehmer am Wettbewerb ihre Arbeiten abgegeben haben. Das Preisgericht, bestehend aus Architekten und Planer, Vertretern des Stadtrates und des Rathauses, tagt am 12. Oktober. Dann steht fest, welches Konzept die Vorlage für die weiteren Planungen des Stadtrates und Bauausschusses liefern wird.

