60 bis 80 Wohnungen denkbar
Jetzt Streetart, später Wohnungen: Ideenwettbewerb für die alte Essigfabrik in Wasserburg
Graffiti, Theater, Circus, Festivalbetrieb – derzeit ist das Areal der ehemaligen Essigfabrik der Firma Burkhardt eine gefragte Location für Streetart, Kreativität und Lebensfreude. Im Herbst 2022 wird die Abrissbirne kommen – und mit ihr die Lösung für ein Wasserburger Problem.
Wasserburg – Nun hat der Stadtrat einstimmig beschlossen, für die Bebauung des Areals einen Ideenwettbewerb durchführen zu lassen - und folgt damit der Empfehlung des Bauausschusses. Schon bei ISEK war diese wertvolle Fläche Thema.
Hanglage und Hochwassergefahr
Eigentümer sind die Stadt Wasserburg und die Heilig-Geist-Stiftung. Robert Mayerhofer vom Amt für Liegenschaften erklärte, die Stadt strebe keinen Realisierungswettbewerb an, „sondern will das Heft für die Umsetzung selbst in der Hand behalten“. Er sprach die Besonderheiten des Grundstückes an, etwa die Hanglage, die Verschattung, den Grundwasserstand, die Hochwassergefahr durch die Nachbarschaft zum Inn, die Nähe zum Biotop FFH-Gebiet „Leitenhang“, die Emissionen vom Schöpfwerk, die Erschließung und die Verkehrsanbindung sowie die vorhandenen Leitungstrassen (dürfen nicht überbaut werden) an. Eine Tiefgarage sei nicht möglich, daher braucht es ein Parkdeck. Angedacht sei eine zentrale Wärmeversorgung. Ein Kfw40-Standard sei angestrebt und mit der energetisch passenden Gebäudehülle realisierbar.
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Die notwendigen Bodenuntersuchungen seien bereits erfolgt. Das Areal bestehe aus drei Teilflächen. Vorgesehen sei hier, so Mayerhofer ein „allgemeines Wohngebiet“. Zudem nannte er verschiedene Fördermöglichkeiten.
Um den Ideenwettbewerb auszuloben, müssen die Ziele klar definiert sein, etwa dass sozialer Wohnungsbau und bezahlbares Wohnen zentrale Themen seien.
Michael Leidl von „Arc Architekten“ aus Bad Birnbach, hat als Stadtplaner Wasserburg schon mehrfach beraten. Er erläuterte, das Areal sei nicht ganz ein Hektar groß und eigne sich auch für eine dichtere Bebauung. 60 bis 80 Wohnungen seien vorstellbar.
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Ob die Stadt und die Stiftung alleinige Bauherren bleiben, oder man eine Wohnbaugenossenschaft an Bord holt, sei noch offen und jetzt nicht relevant.
Leidl erläuterte das Wettbewerbsverfahren, das eine Jury aus Architekten, Landschaftsplanern und Akteuren aus Verwaltung und Stadtrat begleite und unterschiedliche Lösungsvorschläge von verschiedenen Planungsbüros bekomme. So ergeben sich viele Ansätze. Weil es ein Ideenwettbewerb sei und kein Realisierungswettbewerb, gebe es keine Auftragsgarantie. „Das führt zu einer gewissen Zurückhaltung seitens der Büros, wenn es um die feinen Details geht.
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So bieten sie noch keine urheberrechtlich relevanten Leistungen an“, so Leidl. Auf Nachfrage von Norbert Buortesch (Bürgerforum) sagte er, die Büros machen bei solchen Ausschreibungen mit, wenn die Aufgabe spannend ist und wenn es was zu lernen gibt – wie bei der Essigfabrik. Oder wenn der Auftraggeber interessant sei und wenn der Kriterienkatalog gut ausgelobt sei. Preise gebe es für die ersten drei besten Entwürfe, die Gelder orientieren sich an den Richtlinien der Architektenkammer.
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Heike Maas (CSU) sprach Studentenwohnungen für die Akademie der Sozialverwaltung an, die man hier mit einplanen sollte. Sie habe hier die unattraktive, schattige Hangseite im Visier. Sie sprach auch einen möglichen Grundstückstausch zwischen Freistaat und der Stadt zum Ausbau des Parkhauses Überfuhrstraße an. Da es sich bei der Akademie um eine Aus- und Fortbildungsstätte im Bereich des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales handelt, muss sich der Freistaat äußern. „Dieser ist eingebunden“, so Bürgermeister Michael Kölbl (SPD). Mayerhofer warnte, „heute nicht den zweiten Schritt vor dem ersten zu machen. Eine verdichtete Wohnbebauung schließt studentische Nutzung nicht aus“.
Abriss im Oktober 2022
„Wasserburg hat einen massiven Wohnungsnotstand“, stellte Friederike Kayser-Büker (SPD) heraus. Edith Stürmlinger (Bürgerforum) bat, im Sinne der Kulturschaffenden auf dem Areal, den Abriss möglichst spät zu machen. „Es wird Oktober 2022“, so Kölbl.


