Nutzung als Kunstprojekt noch außen
Essigfabrik Wasserburg wird im Herbst 2022 abgerissen und schafft Platz für Wohnraum
Die Tage der Essigfabrik sind gezählt, nun ganz offiziell. In der Sitzung beschloss der Stadtrat einstimmig den Abbruch des Fabrikgeländes. Es gibt neue Pläne für die Verwendung des Geländes.
Wasserburg – Über den Sommer hinweg feierte der Kunstverein AK 68 die „letzten 120 Tage Essigfabrik“ –ganz so schnell ist die Stadt dann doch nicht mit der Abrissbirne. Noch etwa ein Jahr wird das Gebäude wohl stehen. In diesem Herbst soll mit ersten notwendigen Baumfällarbeiten begonnen werden. Im Herbst 2022 soll das Gebäude dann nach Plänen der Stadt demontiert werden.
Platz für bezahlbaren Wohnraum
Robert Mayerhofer vom Liegenschaftsamt plädierte für diesen zügigen Abbruch. „Die Abbruchkosten werden kurzfristig nicht sinken“, führte er zur Begründung aus. Zudem werde derzeit kein Bauunterhalt betrieben, was zu Baumängeln an dem Gebäude führe. Außerdem erhoffe er sich, dass der Projektfortschritt gefördert werde. Denn die Stadt hat große Pläne mit dem Gelände der Essigfabrik. Bezahlbares Wohnen soll hier entstehen. Genauere Pläne könnten aber erst entstehen, wenn das Gelände frei sei und „das Potenzial sichtbar wird.“
Kosten etwa 500.000 Euro
Die Kosten für den Abbruch, die mit „wesentlichen Puffer“, wie Bürgermeister Michael Kölbl (SPD) betonte, derzeit auf 500.000 Euro veranschlagt sind, trägt die Heiliggeist-Spitalstiftung, die Eigentümerin des Geländes ist. „Wir hoffen allerdings, dass die Kosten durch eine frühe Ausschreibung wesentlich geringer ausfallen“, erklärte Kölbl. Dauern soll der Abbruch etwa zwei bis drei Monate.
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Um die Kosten so gering wie möglich zu halten, seien zudem schon Bohrungen am Gebäude durchgeführt worden, um mögliche Asbestbelastungen festzustellen. Vorerst bestehen bleiben sollen nur die Bodenplatten, die zur Hangsicherung benötigt würden.
Heike Maas (CSU) fragte nach, ob die Essigfabrik bis zum Abriss im nächsten Jahr weiterhin als Kunstprojekt genutzt werden könnte. Mayerhofer erklärte, dass das Gebäude nicht mehr sicher sei. „Ich möchte das nicht kleinreden“, sagte Mayerhofer. Bereits im Sommer sei das Gebäude nur mit einem Haftungsausschluss betretbar gewesen und der Zustand verbessere sich nicht. Eine Nutzung außen am Gebäude – mit etwa Theater oder Graffiti – und mit entsprechendem Haftungsausschluss spreche aber nicht dagegen. Dem stimme auch Bürgermeister Kölbl zu.
Heindl: Kessel sollen erhalten bleiben
Dr. Martin Heindl (SPD) erkundigte sich, ob einer der Essigkessel, die noch im Gebäude vorhanden sind, erhalten werden könne und im neuen Wohnkomplex eingebaut werden könnte. Er erfuhr dabei Unterstützung von Christian Flemisch (ÖDP). Ein solcher Kessel zeige „einen wichtigen historischen Aspekt der Stadt“, meinte er.
Kölbl erklärte, dass dies erst bei den Planungen des weiteren Wohnhauses berücksichtigt werden könnte. Zudem seien die Kessel Eigentum der Firma Burckhardt. Markus Bauer (CSU) merkte ironisch an, dass man „dann auch ein Milchkännchen“ hätte erhalten müssen, wenn man Bauernhäuser abgerissen hat.
Schließlich stimmte der Stadtrat einstimmig für den Abbruch und dafür, die 500.000 Euro im Haushalt der Stiftung aufzunehmen.