Vor Urteil des Bundesverwaltungsgerichts
Unfälle, Staus und kein Ende in Sicht: Wie es an der A8 bei Frasdorf 2025 weitergeht
Unfälle, Staus, verstopfte Siedlungen: Noch haben die Frasdorfer nur Stress mit der A8. Mit heiklen Feuerwehreinsätzen und mit gefährlichem Ausweichverkehr, der das Leben im Dorf lahmlegt. Das soll sich ändern. Doch wann?
Frasdorf – Künftig soll die A 8 den Frasdorfern mehr Erholung bringen: mit einer grünen Brücke, Wanderwegen, Aussichtspunkten. Doch ehe die Trasse im Tunnel verschwindet, wird sich die Blechlawine noch viele Jahre gen Salzburg oder München wälzen: 120.000 Fahrzeuge am Tag. Bei Unfällen verstopfen sie Straßen und Siedlungen aller anliegenden Orte.
Bauwerke sind einsturzgefährdet
Mehrere Bauwerk an der Autobahn sind baufällig oder sogar einsturzgefährdet. Für die Brücke südlich von Leitenberg hat sich in diesem Jahr ein Kompromiss gefunden. Im September war der Schock groß. Da drohte die Autobahn GmbH noch damit, das einsturzgefährdete Bauwerk aus den 1930er-Jahren abzureißen, wenn die Tonnage-Beschränkung auf sechs Tonnen nicht eingehalten wird. Doch schon im Oktober war eine Lösung da: Es wurden Höhen- und Breitenbegrenzungen installiert, die es Fahrzeugen über sechs Tonnen nicht mehr ermöglichen, über die Brücke zu fahren.
Die Brücke bei Seehaus wurde schon vor Jahren aus Sicherheitsgründen abgerissen. Doch ihr Neubau ist in die Warteschleife verbannt. Im Februar 2024 gab die Regierung von Oberbayern zwar grünes Licht für den sechsstreifigen Ausbau des Abschnittes der A8 zwischen der Anschlussstelle Achenmühle und dem Bernauer Berg, den Umbau der Anschlussstelle Frasdorf sowie den Neubau der Prientalbrücke. Doch lange währte das Baurecht nicht. Im April klagte der Bund Naturschutz gegen den Planfeststellungsbeschluss. Der Autobahnausbau ist bis auf Weiteres gestoppt. Nur rechtlich zulässige Vorarbeiten, wie die archäologischen Untersuchungen bei Seehaus, durften beginnen.
Klage des Bund Naturschutz ist noch nicht verhandelt
Nach Informationen der Autobahn GmbH setze sie alles daran, dass der Planfeststellungsbeschluss der Regierung von Oberbayern zum Ausbau der A8 umgesetzt werden könne, um möglichst schnell mit dem Neubau der Brücke Seehaus beginnen zu können. „Ist dies möglich, könnte der Neubau der Brücke Seehaus bereits 2025 beginnen“, hatte Josef Seebacher von der Autobahn GmbH noch in der Bürgerversammlung im Oktober gehofft. Doch wie es aussieht, wird sich diese Hoffnung wohl zerschlagen. Denn bislang hat das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig die Klage des Bund Naturschutz nicht verhandelt. Auch ein Termin für das Verfahren wurde noch nicht festgesetzt. Und erst wenn es grünes Licht für den Autobahnausbau gibt, kann die Ausschreibung der Bauleistungen beginnen.
Bei Stau macht künftig auch Frasdorf dicht
Auf der A8 bleibt also erst einmal alles beim Alten. Ab Januar droht eine Verschärfung des Verkehrskollapses: Wenn an der Brenner-Autobahn die Sanierung der Luegbrücke beginnt, muss sich die Blechlawine einstreifig durch die Baustellen zwängen. Viele werden auf die Salzburger Autobahn ausweichen, obwohl die A8 ab dem Inntaldreieck Richtung Osten zum Nadelöhr wird. Nach den 2024er-Stau-Erfahrungen sind zumindest die Frasdorfer gewappnet. Den Durchgangsverkehr auf Kreis- und Staatsstraßen kann die Gemeinde zwar nicht beeinflussen. Den auf den kleinen Straßen aber schon: Seit Juli gelten bei Verkehrsstau Durchfahrtsverbote für die Wohngebiete. Dann ist die Einfahrt in die Siedlungsstraßen verboten und nur den Anliegern noch erlaubt. Führt ein mehrstündiger Stau dazu, dass Frasdorf vollläuft, rückt der Bauhof aus, stellt Straßensperren und Beschilderung auf.
Heute kaum vorstellbar, doch geplant: Irgendwann sollen sich die Frasdorfer an der A8 erfreuen können. Im Bereich der Ortschaft soll die Autobahn in einem 590 Meter langen Tunnel verschwinden, der im Westen etwa auf Höhe der Wohnbebauung beginnt und bis zur Zimmerei im Osten reicht. Der Tunnel soll auf der Oberfläche bepflanzt werden und eine grüne Brücke zwischen Kernort und Landschaft im Norden schlagen. Dort soll ein barrierefreier Panoramawanderweg entstehen, der beginnend an der Kirche langsam ansteigend zu einem Aussichtspunkt auf der Grünbrücke führt. Gärten und Obstwiesen sowie ein Fußweg würden dann einen natürlichen Übergang zum Wald schaffen. So könnte das neue Autobahnbauwerk zu einem verbindenden grünen Element zwischen Tal und Kirchleite werden. Doch ehe es so weit ist, werden noch Jahre ins Land gehen.
Prientalbrücke muss 2025 „zwischensaniert“ werden
Und es werden noch viele Zwischenreparaturen erforderlich sein, um die Sicherheit auf der 90-jährigen Trasse zu garantieren. Die Brücke bei Ginnerting hat statische Probleme, muss noch vor dem Neubau der Autobahn mit Stützen gesichert werden. Damit die Prientalbrücke bis zu ihrem Neubau durchhält, wird sie 2025 noch einmal mit fünf Millionen Euro „zwischensaniert“.
Würde die Klage des Bund Naturschutz vom Bundesverwaltungsgericht abgeschmettert, könnte der Ausbau der A8 beginnen. Die Trasse soll doppelt so breit wie die bestehende Autobahn werden. Zu den zwei Fahrstreifen pro Richtung kämen je eine weitere Fahrspur und ein Standstreifen hinzu. Pro Fahrtrichtung, so erläuterte Josef Seebacher von der Autobahn GmbH, werden allein für den 590 Meter langen Tunnel etwa vier Jahre Bauzeit veranschlagt. Mindestens acht Jahre lang werden die Frasdorfer also mit einer Großbaustelle leben müssen, ehe sie das neue Grün genießen können. Doch wann diese acht Jahre beginnen, steht heute noch in den Sternen.