Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Grundstücke werden geprüft

Privatwohnung oder Container? Tuntenhausen sucht Unterkünfte für 150 Flüchtlinge

Collage aus einem Foto von der Ankunft geflüchteter Menschen am Bahnhof und den Porträtfotos von Georg Weigl und Maria Breuer.
+
Die Gemeinde Tuntenhausen möchte Platz für 150 geflüchtete Menschen schaffen. Darüber informierte Bürgermeister Georg Weigl (oben) in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Zweite Bürgermeisterin Maria Breuer (unten) ermutigte private Vermieter, ihre Wohnungen auch anerkannten Familien anzubieten.

Tuntenhausen bereitet sich auf die Aufnahme von bis zu 150 Flüchtlingen vor. Warum jetzt Grundstücke gesucht werden und die Bürger motiviert werden, freien Wohnraum anzubieten.

Tuntenhausen – „Wir können uns nicht wegducken, mir müssen unserer humanitären Verantwortung gerecht werden“, sagte Bürgermeister Georg Weigl (CSU/FW) in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Damit stimmte er auf das Thema „Unterbringung von Asylbewerbern“ ein. Mit anschaulichen Statistiken erläuterte er, wie Asylbewerber in Deutschland verteilt werden. „Nach dem Königsteiner Schlüssel wird aus dem Steueraufkommen und der Bevölkerungszahl der Bundesländer die Quotenverteilung ermittelt“. In Bayern liegt die Quote bei 15,56 Prozent.

Solidarisch mit dem Landkreis Rosenheim

Weiter auf die Regierungsbezirke, Landkreise und kreisfreien Städte heruntergebrochen, richte sich der Verteilerschlüssel nach der Einwohnerzahl. Die Quote für Oberbayern liege bei 35,6 Prozent. Mit circa 268.000 Einwohnern ist der Landkreis Rosenheim nach dem Landkreis München der nach Einwohnerzahl zweitgrößte Kreis in Bayern. „Die Oberbayernquote für den Landkreis Rosenheim beträgt 5,6 Prozent und entspricht 1,99 Prozent der Bayernquote“, erläuterte Weigl. Nach dem Gesetz – der Verordnung zur Durchführung des Asylgesetzes, des Asylbewerberleistungsgesetzes, des Aufnahmegesetzes und des § 12a des Aufenthaltsgesetzes – müssten die Landkreise und die kreisangehörigen Gemeinden bei der Einrichtung von dezentralen Gemeinschaftsunterkünften mitwirken.

Geflüchtete Menschen werden in Deutschland nach dem „Königsteiner Schlüssel“ verteilt. Der Landkreis Rosenheim muss 2978 Menschen aufnehmen. Die Gemeinde Tuntenhausen möchte Platz für 150 Flüchtlinge schaffen. 37 Prozent aller Asylbewerber (785) sind bereits anerkannt und könnten eigentlich die Gemeinschaftsunterkünfte verlassen. Doch es fehlt an bezahlbarem Wohnraum.

Zwar gebe es keine rechtliche Grundlage für die Quotenverteilung nach der Einwohnerzahl auf die einzelnen Gemeinden. „Aber wir müssen solidarisch sein, denn wenn der Landrat heute die Information erhält, dass morgen ein Bus mit Flüchtlingen kommt, muss er handeln“, betonte Weigl. Gleichzeitig machte er darauf aufmerksam, dass nach wie vor die Turnhallen in Bruckmühl, Raubling und Prien mit Geflüchteten belegt seien und sich auch deshalb alle Gemeinden um alternative Unterbringungsmöglichkeiten bemühen sollten.

Suche nach freien Kapazitäten

Für die 7500-Seelen-Gemeinde Tuntenhausen stellte Bürgermeister Weigl eine Zahl in den Raum: „Wir sollten alle Möglichkeiten prüfen, um circa 150 Asylbewerber unterzubringen.“ Er appellierte an die Gemeinderäte, in ihren Orten nach freien Kapazitäten zu suchen – beispielsweise nach Grundstücken für die Aufstellung von Containern oder nach freien Wohnungen.

Schon während der Flüchtlingswelle 2015 habe die Gemeindeverwaltung eine Liste mit potenziellen Grundstücken für Containerwohnanlagen erstellt. „Wichtig ist, dass sie mit Anschlüssen für Trinkwasser, Abwasser und Strom bereits erschlossen oder gut erschließbar sind“, betonte Weigl.

Derzeit leben 46 Geflüchtete in der Gemeinde

Zweite Bürgermeisterin Maria Breuer (UW Ostermünchen) engagiert sich seit vielen Jahren im Asylhelferkreis der Nachbarschaftshilfe. Sie erinnerte an die Tage im November 2015, als die ersten 20 Asylbewerber in der Gemeinde ankamen. Seitdem passierten ihren Informationen zufolge etwa 150 Flüchtlinge auf der Suche nach einer neuen Heimat die Gemeinde.

Heute leben in Gemeinschaftseinrichtungen in Weiching und Ostermünchen sowie in privaten Wohnungen nur noch 46 Geflüchtete aus Afghanistan, Syrien, Eritrea, Sierra Leone und Brasilien – darunter vor allem Familien. Während sich die Frauen vorwiegend um die Kinder kümmerten, seien alle Männer in Arbeit. „Ein junger Vater aus Eritrea wurde von unseren Asylhelfern intensiv beim Deutschlernen unterstützt, damit er in die Lage versetzt wird, eine Ausbildung zum Busfahrer zu machen. Jetzt hat er seine Führerscheinprüfung bestanden und wurde als Busfahrer in unserer Gemeinde angestellt“, verkündete Breuer eine positive Botschaft.

„Fehlbelegungen“ in Asylunterkünften

Ein großes Problem sei die Wohnungssuche. „In unseren Asylunterkünften leben viele Flüchtlinge, die bereits anerkannt sind, einer Arbeit nachgehen und eigentlich ausziehen müssen.“ Doch die allgemeine Wohnungsnot mache es schier unmöglich, für diese Familien Wohnraum zu finden. Maria Breuer motivierte die Vermieter in der Gemeinde, ausländische Familien bei sich aufzunehmen, mit ihrem eigenen Beispiel: „In unserem Haus wohnt seit drei Jahren eine syrische Familie. Es ist ein gute Nachbarschaft, ein achtsames Miteinander. Der Vater arbeitet als Automechaniker, die Mutter als Erzieherin.“

Asylhelferkreis wird Unterstützung brauchen

Angesichts des Arbeitskräftemangels und der vielen Unternehmen, die in den Gewerbegebieten Hohenthann, Schönau, Tuntenhausen und Ostermünchen angesiedelt sind, könnten die neuen Asylbewerber für Unternehmen der Gemeinde eine Chance sein. Voraussetzung dafür ist, dass sie vom Tag der Ankunft in der Gemeinde eine gute Integration erfahren. Der Asylhelferkreis, der 2015 mit 30 Mitstreitern begann und heute mit kaum mehr zehn Helfern sehr überschaubar geworden ist, kann diese Aufgabe allerdings nicht allein bewältigen. Bürgermeister Georg Weigl ist zuversichtlich: „Angesichts der humanitären Katastrophen, vor denen diese Menschen fliehen, bin ich überzeugt davon, dass sich in unserer Gemeinde Menschen finden, die ihre Integration gern unterstützen.“

Noch ist die Zahl eine Fiktion

Noch sind die 150 Flüchtlinge nur eine fiktive Größe. Doch bis zur nächsten Gemeinderatssitzung im Januar will Bürgermeister Georg Weigl mögliche Standorte für Containerwohnungen prüfen. Danach, so erklärt er, müsse eine Baugenehmigung beantragt werden. Erst wenn diese vorliege, könne ein Containerstandort realisiert werden. Gleichzeitig hofft Weigl, dass sich auch Vermieter aus der Gemeinde mit freien privaten Unterkünften melden.

Kommentare