Gemeinderat begutachtet sechs Grundstücke
Flüchtlings-Unterkünfte statt Bolzplätze? So hat Tuntenhausen entschieden
Die Gemeinde Tuntenhausen sucht weiter nach Standorten für Flüchtlingsunterkünfte. Könnten Wohncontainer auf dem Bolzplatz in Beyharting, Tuntenhausen oder Hohenthann aufgestellt werden? Wofür sich der Gemeinderat entschieden hat.
Tuntenhausen – Die Gemeinde Tuntenhausen bereitet sich auf die Aufnahme von bis zu 150 Flüchtlingen vor. Schon in der Gemeinderatssitzung im Dezember appellierte Bürgermeister Georg Weigl (CSU/FW) an Gemeinderäte und Bürger, in ihren Orten nach freien Kapazitäten zu suchen – beispielsweise nach Grundstücken für die Aufstellung von Containern oder nach Wohnungen. Am Donnerstag (11. Januar) musste der Rat nun entscheiden, welche gemeindlichen Grundstücke sich als Standorte für Containerwohnanlagen eignen könnten.
Zeltplatz in Schönau böte ausreichend Platz
Schon während der Flüchtlingswelle 2015 hatte die Gemeindeverwaltung eine Liste mit potenziellen Grundstücken erstellt. „Wichtig ist, dass sie mit Anschlüssen für Trinkwasser, Abwasser und Strom bereits erschlossen oder gut erschließbar sind, ÖPNV-Haltestelle und Nahversorgungsangebote gut erreichbar sind“, erläuterte Weigl. Zudem seien für einen Containerstandort etwa 2000 Quadratmeter Fläche erforderlich.
Das Aus für Beyhartinger Elterninitiative?
Der Schock saß tief, als die Gemeinderäte ihre Sitzungsvorlage erstmals in den Händen hielten, denn viele gemeindliche Grundstücke hat Tuntenhausen nicht. Die Bolzplätze in Beyharting, Hohenthann und Tuntenhausen sind darunter. Für Beyharting hatte eine Elterninitiative erst im vergangenen Jahr ein Konzept eingereicht, um daraus einen Treffpunkt mit Spielplatz für die Dorfgemeinschaft zu entwickeln. Wäre noch der Zeltplatz in Schönau mit 23.000 Quadratmetern Fläche, auf dem in diesem Jahr ein großes Musikfest geplant ist. Auch über ein 14.800 Quadratmeter großes Grundstück am Dorfener Weg in Hohenthann verfügt die Gemeinde. Dessen Bebauungsplanung und Erschließung als Bauland für Eigenheime war erst im vergangenen Jahr zurückgestellt worden.
Gewerbeflächen für Container
Und dann gibt es noch eine 43.000 Quadratmeter große Fläche am Oberrainer Feld in Ostermünchen, die eigentlich für die Erweiterung des Gewerbegebietes vorgesehen ist. Schon 2022 gab es für das Areal doppelt so viele Bauanfragen, wie Fläche vorhanden ist. Zudem, so informierte der Bürgermeister, seien in den Gewerbegebieten in Ostermünchen und Schönau auch noch freie private Flächen vorhanden, die von den Eigentümern derzeit nicht genutzt werden.
Großes Bürgerinteresse
Die Standorte hatten sich im Vorfeld der Sitzung herumgesprochen. Und so waren auch zahlreiche Bürger gekommen, um zu erfahren, wie es weitergeht. Einstimmig entschieden wurde: Die Treffpunkte für die Kinder und Jugendlichen bleiben erhalten. Der Gemeinderat war sich einig, dass die Bolzplätze in Beyharting am Kindergarten und Tuntenhausen am Lerchenweg mit 1.535 beziehungsweise 1.400 Quadratmetern Fläche zu klein sind. Der Bolzplatz am Schulweg in Hohenthann in der Nähe von Kindergarten und Stockschützenbahn böte mit 6.300 Quadratmetern zwar ausreichend Platz, erscheint aber zu abgelegen. Er befindet sich zwar im baurechtlichen Außenbereich, in dem das Bauen normalerweise nur bei landwirtschaftlicher Privilegierung erlaubt ist. „Im Anschluss an einen bebauten oder beplanten Bereich wäre die Ausweisung von Containerstandorten aber trotzdem möglich“, informierte Weigl.
„Helfer müssen helfen können“
Zweite Bürgermeisterin Maria Breuer (UW Ostermünchen) bewertete die Standorte aus Sicht des Asylhelferkreises der Nachbarschaftshilfe: „Es müssen Standorte sein, wo unsere Helfer auch helfen können.“ Hohenthann und Schönau seien zu abgelegen, Beyharting zwar gut angebunden, aber zu klein. Eigentlich, so ihr Fazit, seien alle sechs Standorte ungeeignet.
„Wir könnten in den vorhandenen Unterkünften unserer Gemeinde sofort 20 bis 25 Plätze zur Verfügung stellen, wenn die anerkannten Flüchtlinge in Wohnungen umziehen könnten“, machte sie klar. Sie appellierte erneut an die Hausbesitzer der Gemeinde, freie Wohnungen zur Verfügung zu stellen. Einig waren sich alle Gemeinderäte darin, dass die Verteilung der Geflüchteten in Wohnungen im Gemeindegebiet besser wäre als die Aufstellung von Containern. Nicht nur aufgrund der Lebensqualität, sondern auch im Interesse der Integration dieser Menschen.
Bürger sind bereit zu helfen
Wie Bürgermeister Weigl dankbar berichtete, hatte sich direkt nach der Ratssitzung im Dezember und dem ersten Hilferuf der Gemeinde ein Bürger gemeldet und eine Wohnung angeboten. Weigl untermauerte seine Bitte erneut: „Helfen Sie mit: Wir brauchen dringend Wohnungen für anerkannte Flüchtlinge. Melden Sie mir freie Wohnungen. Ich kümmere mich darum und gehe auf die Eigentümer zu.“ Wie Maria Breuer ergänzte, müssten sich die Vermieter auch keine Sorgen um ihre Mieteinnahmen machen, da das Landratsamt die Mieten für noch nicht anerkannte Flüchtlinge komplett übernehme.
Viel freier Wohnraum in der Gemeinde
„Es gibt so viel freien Wohnraum in der Gemeinde, der geeignet wäre“, informierte Dr. Anna Fernández Diarte (UW Ostermünchen) und betonte, wie wichtig die Nähe zu Kindereinrichtungen und Schulen sei, damit die Neuankömmlinge schnell Kontakte knüpfen und sich gut integrieren könnten. Sie selbst hat eine afghanische Familie aufgenommen. Bei Familie Breuer lebt eine syrische Familie. „Bitte überwinden Sie die Angst und haben Sie den Mut, geflüchtete Familien bei sich als Mieter aufzunehmen“, bat Maria Breuer die Tuntenhausener Bevölkerung um Unterstützung.
Der Gemeinderat entschied sich einstimmig dafür, nur einen der gemeindlichen Standorte auf seine Eignung als Container-Standort zu prüfen: den Bereich am Gewerbegebiet „Oberrainer Feld“.
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