Ab 24. März stellt Vagener im Boschnhaus aus
Auf Leonardo da Vincis Spuren: Nicht nur die Malerei ist Walter Köhlers (84) Leidenschaft
Er ist zwar kein Erfinder wie Leonardo da Vinci, kann in etwas bescheidenerer Form aber durchaus als Universalgenie bezeichnet werden: Walter Köhler (84) aus Vagen bei Feldkirchen-Westerham, der demnächst seine Werke im Boschnhaus ausstellt. Was Köhler und da Vinci verbindet.
Feldkirchen-Westerham – Die Regale des winzigen Ateliers im ersten Obergeschoss des Einfamilienhauses sind mit unzähligen Büchern über seine Vorbilder aus der Welt der Malerei vollgestopft. An den holzvertäfelten Wänden hängen nicht nur eigene Bilder, sondern auch Plakate seiner Ausstellungen, die er in der Toskana veranstaltet hat. Den Rest des rund zehn Quadratmeter großen Raumes füllt ein Tisch mit zwei Stühlen, jede Menge Künstlerbedarf und Dutzende Bilder, die in der Entstehung oder bereits vollendet sind.
Bücher, Farbtuben und Multiplex-Platten
Inmitten der vielen Bücher, Farbtuben und Multiplex-Platten, auf denen er seine Werke für die Ewigkeit festhält, geht der kleine Mann, der hier einfache Holzplatten zu Kunstwerken veredelt, beinahe etwas unter. Walter Köhler heißt der 84-Jährige, der seit Jahrzehnten in Vagen und nahe Siena in der Toskana lebt und über seine Leidenschaft, die Malerei, sagt: „Das ist nicht nur ein Hobby, sondern ein wichtiger Teil meines Lebens.“
Ein Teil seines Lebens, der dem gebürtigen Chiemgauer, der in der Altenmarkt und Trostberg aufgewachsen ist, eigentlich schon in die Wiege gelegt worden war. Ein entfernter Onkel aus Baden-Württemberg war Kirchenmaler, ein Cousin Kunstmaler. Vor allem die Besuche bei seinem Onkel, der nach Angaben Köhlers am besten dann gemalt hat, „wenn er einige Brandys getrunken hatte“, haben den heute 84-Jährigen geprägt. „Ich habe bei ihm in der Werkstatt die Farben gerochen – und da muss bei mir etwas hängengeblieben sein“, sagt Köhler und lacht. „Danach war mir klar: Ich werde Maler.“
Nach der Mahlerlehre zur Bundeswehr
Gesagt, getan: Während der Malerlehre lernte Köhler nicht nur den normalen Umgang mit Farbe und Pinsel, sondern kam auch im Bereich der Bühnenmalerei oder bei kunstvollen Verzierung von Holzmobiliar zum Einsatz. Dennoch schlug Köhler anschließend einen ganz anderen Weg ein und tauschte sozusagen den Pinsel gegen das Gewehr. „Ich bin Ende der 50er-Jahre dann zur Bundeswehr gegangen“, erinnert sich der Vagener zurück.
Eine Entscheidung, die letztlich sein ganzes berufliches Leben bestimmen sollte: Denn nachdem Köhler nach neun Jahren als Oberfeldwebel der Reserve ausschied, schlug er nach mehreren Fortbildungen anschließend eine Beamtenlaufbahn bei der Truppe ein. Bis zum Pensionsantritt stellte er seine Arbeitskraft dem Bundeswehrstützpunkt in Neubiberg (Landkreis München), zu dem auch eine Hochschule der Bundeswehr gehört, zur Verfügung, zuletzt als Vorsitzender des Personalrats.
Ein Zuhause im Mangfalltal, ein Zuhause in der Toskana
Seine berufliche Heimat hatte Köhler also bei der Bundeswehr gefunden, seinen Lebensmittelpunkt in Vagen bei Feldkirchen-Westerham, nachdem er dort Ende der 60er-Jahre einem Kumpel beim Umzug geholfen und sich in das Dorf im Mangfalltal verliebt hatte. Dort sind seine beiden Kinder aufgewachsen, dort lebt er heute noch mit seiner zweiten Frau. Allerdings nur zeitweise. Denn bei einer Italienreise hatte er sich so in die Toskana verliebt, dass er sich ein zweites Zuhause in der Nähe von Siena geschaffen hat. Auf die Frage, wo er wirklich zuhause ist, kann er daher auch keine eindeutige Antwort geben. „Wenn ich aus Italien wegfahre, bin ich traurig – wenn ich aus Vagen wegfahre, aber auch“, umschreibt der 84-Jährige seine Gefühlswelt.
„Unser Vagen in Öl“: Dreitägige Ausstellung im Boschnhaus
Bei der Ausstellung „Unser Vagen in Öl“ zeigt Walter Köhler über 30 seiner Ölgemälde von historischen Gebäuden und Ortsansichten des Feldkirchen-Westerhamer Ortsteils. Der Künstler hatte für seine Kunstwerke, die auch erworben werden können, die Gebäude fotografiert und anschließend in seinem Atelier in Vagen in Ölfarbe als Gemälde festgehalten. „Ich wollte einfach, dass diese besonderen Gebäude und Ansichten auch für die kommenden Generationen erhalten bleiben“, erklärt Köhler seinen Antrieb für die Werke. Vernissage ist am Freitag, 24. März, um 19.30 Uhr. Am Samstag, 25. März, hat die Ausstellung von 13 bis 20 Uhr, am Sonntag, 26. März, von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Nähere Informationen gibt es online unter www.boschnhaus.de.
Seiner oberbayerischen Heimat widmet er nun mit der Ausstellung „Unser Vagen in Öl“ einen Teil seines künstlerischen Schaffens. Dafür hat er über 30 jahrhundertealte Häuser in Öl gemalt. Dabei hat der 84-Jährige, dessen großes Vorbild Vincent van Gogh ist, weil er „nicht so auf die Details, sondern auf die Farbwirkung bedacht war“, nicht nur das Malen als Ausdruck seines künstlerischen Verständnisses für sich entdeckte. Der pensionierte Beamte hat nebenbei auch ein Buch über die Toskana geschrieben, ein Hörspiel für Kinder aufgenommen und ein Theaterstück mit dem Titel „Zwei an der Zahl, Bürgermeisterwahl“ verfasst. Ein künstlerisches Universalgenie, das – wenn auch in deutlich bescheidenerer Form – an Leonardo da Vinci erinnert.
Die Malerei ist seine große Passion
Dass seine große Passion aber die Malerei ist und bleibt, daraus macht der 84-Jährige keinen Hehl. Eine Leidenschaft, die er durchaus selbstbewusst betreibt. Seine Kunst teilt er damit auch ein bisschen lieber mit seinen italienischen Freunden, die seine Arbeit oftmals mehr zu schätzen wissen, wie er selbst findet. „Nicht umsonst gibt es den Spruch, dass der Prophet im eigenen Land nichts gilt“, sagt Köhler und verweist auf zahlreiche Künstler, die erst nach ihrem Ableben für ihre Arbeiten geschätzt worden sind. „Vielleicht ist das bei mir ja auch so“, sagt der Vagener zunächst ganz ernst, kann dann aber ein Augenzwinkern doch nicht unterdrücken.
Bis es so weit ist, hat Köhler aber noch viel vor. Denn nach der Ausstellung im Vagener Boschnhaus will er in einem Haus, das er an seinem italienischen Wohnort gekauft hat, ein Malstudio und eine Ausstellungsfläche einrichten. Zudem steht dann auch bald wieder die Olivenernte auf seinem toskanischen Olivenhain an, die er in reiner Handarbeit erledigt (Köhler: „Das macht ja fast keiner mehr, dass er die Oliven per Hand von den Zweigen streift.“).
In den kommenden Tagen wird Köhler aber noch viele Stunden in seinem kleinen Atelier im Obergeschoss des Einfamilienhauses in Vagen verbringen. Die Bilder für die Ausstellung im Boschnhaus sind zwar so gut wie fertig. Dennoch findet der 84-Jährige hier oben immer eine Aufgabe. Und wenn er beim Blick auf seine zahlreichen Bilder, die hier an den holzvertäfelten Wänden hängen, nur auf eine neue Inspiration wartet.
