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Ehepaar Weber aus Feldkirchen-Westerham

Schutzengel geheiratet, ohne es zu wissen - Eine unfassbare Liebesgeschichte aus der Region

Ein Weiher mit einer besonderen Geschichte für Alexandra und Gerhard Weber aus Feldkirchen-Westerham, hier mit Hund Bepperl: In dem kleinen Gewässer im Ortsteil Oberreit hatte die 58-Jährige ihrem späteren Mann als Kind das Leben gerettet.
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Ein Weiher mit einer besonderen Geschichte für Alexandra und Gerhard Weber aus Feldkirchen-Westerham, hier mit Hund Bepperl.

Dass Gerhard Weber seiner Frau Alexandra überhaupt jeden Tag eine Tasse Kaffee ans Bett bringen kann, hat sie letztlich auch sich selbst zu verdanken. Schließlich hat sie ihrem Mann einst das Leben gerettet. Was das Paar aber erst nach der Hochzeit erfahren hat. Die ganze unfassbare Liebesgeschichte.

Feldkirchen-Westerham – „Engel“ – ein Kosenamen, den viele Männer für ihre Frauen verwenden. Gerhard Weber (57) aus Feldkirchen-Westerham könnte seine Frau sogar „Schutzengel“ nennen – schließlich hat sie ihm einst das Leben gerettet. Doch das hat das Paar erst Jahre nach der Hochzeit festgestellt. Eine unfassbare Geschichte, die das Feldkirchen-Westerhamer Ehepaar lange Zeit geheim gehalten hat.

Doch von vorne – oder eigentlich auch nicht: Über eine gemeinsame Clique waren sich Gerhard Weber, der schon immer in Feldkirchen-Westerham gelebt hatte, und Alexandra Weber, die einst mit ihren Eltern von München in die Gemeinde an der Mangfall gezogen war und damals mit Nachnamen noch Scheitrowski hieß, in den 80er-Jahren nähergekommen. „Wir haben uns da schon immer gut verstanden“, erzählt Alexandra Weber gegenüber den OVB-Heimatzeitungen. „Zusammengekommen sind wir dann 1984.“

Heiratsantrag nach Brief von der Bundeswehr

Der Heiratsantrag von Gerhard Weber kam dann „ziemlich spontan“, wie er selbst zugibt. Wobei der Auslöser auch nicht unbedingt als romantisch bezeichnet werden kann. „Ich habe einen verspäteten Einberufungsbescheid zur Bundeswehr bekommen“, erinnert sich der heute 57-Jährige zurück. Da sich dieser allerdings durch eine Hochzeit sowie den Kauf eines Eigenheims abwenden ließ, hielt er kurzfristig um die Hand seiner Alexandra an. Mit doppeltem Erfolg: Seine Freundin sagte „Ja“ – und er konnte „Nein“ zur Bundeswehr sagen.

Dass die Hochzeit 1990 in der evangelischen Christuskirche in Bad Aibling dennoch eine Liebeshochzeit war, darauf legt das Ehepaar aber großen Wert. „Natürlich waren wir verliebt und hatten auch geplant, zu heiraten“, sagt die 58-Jährige. „Die Einberufung zur Bundeswehr hat das halt dann nur beschleunigt.“ Auch daran, mit dem Bund fürs Leben die richtige Entscheidung getroffen zu haben, gibt es für das Ehepaar aus dem Mangfalltal keine Zweifel. Im Gegenteil: Für das glückliche Paar ist klar: „Wir gehören einfach zusammen.“ Eine Aussage, die nicht zuletzt durch ein Ereignis manifestiert wird, das selbst dem Ehepaar beim Erzählen immer wieder eine Gänsehaut verursacht.

Als das Paar nämlich wenige Jahre nach der Hochzeit an einem kleinen Weiher im Feldkirchen-Westerhamer Ortsteil Oberreit spazieren war, erzählte Gerhard Weber seiner Frau eine Geschichte aus seiner Kindheit, die ihn bis dahin nicht losgelassen hatte. Als Bub im Alter von neun oder zehn Jahren sei er dort im Weiher schwimmen gewesen – und beinahe ertrunken. „Ich konnte damals noch nicht so gut schwimmen“, erinnert sich der 57-Jährige. Im Wasser habe er dann gemerkt, dass seine Kräfte nachließen und er es nicht mehr heraus schaffen werde.

„Ich wäre untergegangen und ertrunken“, ist er sich sicher. „Noch heute läuft das immer wieder wie ein Film vor mir ab, wie ich untergehe, immer wieder kurz auftauche, aber danach sofort wieder untergehe.“ Sein Glück: Direkt neben ihm hatte ein Mädchen „mit langen, braunen Haaren“ mit Freunden im Wasser gespielt. Gerhard Weber schaffte es, sich mit letzter Kraft am Rücken des Mädchens festzuklammern. Die Rettung für den Buben. „Ich bin danach direkt nach Hause gegangen. Ich glaube, ich habe meinen Eltern das gar nicht erzählt, weil ich Angst hatte, dass sie mich nicht mehr alleine an den Weiher lassen.“

Erzählt hatte er die Geschichte zwar nicht seinen Eltern, dafür aber seiner Frau beim Spaziergang. Deren Reaktion: „Mir ist erst einmal richtig schlecht geworden“, erinnert sich die 58-Jährige zurück. Der Grund: „Mir war sofort klar: Das Mädchen, das ihn damals gerettet hat, war ich.“ Sie sei nur einmal in ihrer Kindheit mit Freunden an diesem Weiher gewesen und habe im Wasser gespielt, als sich ein unbekannter Bub an ihren Rücken geheftet hatte. „Ich habe erst gedacht, was ist das denn für ein frecher Kerl“, so Alexandra Weber. „Erst dann habe ich gemerkt, dass der Bub in Not geraten war.“

Die Mosaiksteine passen zusammen

Doch konnte das wirklich sein? Dass Alexandra Weber ihrem späteren Mann, den sie eigentlich erst als Jugendliche kennengelernt hatte, als Kind das Leben gerettet hatte? Die Mosaiksteine jedenfalls passen alle zusammen. „Ich war ja häufiger dort schwimmen und kannte die Kinder, die dort normalerweise waren“, so Gerhard Weber. „Das Mädchen, das mich gerettet hat, habe ich vorher und nachher dort nie gesehen.“

Überraschung nach vielen Jahren Ehe: Alexandra (links) und Gerhard Weber waren sich bereits zu Kindertagen begegnet.

Auch von den Zeiträumen und Erinnerungsdetails weist die Geschichte keine Lücken auf. Das stärkste Indiz, mit dem sich das Ehepaar selbst die Bestätigung für die unglaubliche Vermutung holen wollte, sind zudem die Kinderfotos von Alexandra Weber, die sich Gerhard Weber nach dem Spaziergang in den Fotoalben genau angeschaut hat. „Ich hatte die ganze Zeit über das Bild meiner Retterin vor Augen“, sagt der 57-Jährige. „Als ich die Fotos durchgeschaut habe, war mir sofort klar: Die war‘s!“

Ihre unfassbare Kindheitserinnerung haben die Webers bislang nur mit wenigen Menschen aus der Verwandtschaft und dem engen Freundeskreis geteilt. Erst als vor wenigen Tagen ein Radiosender die Frage stellte, ob es in Bayern Menschen gibt, die ihren Lebensretter geheiratet hatten, kam die Geschichte an die Öffentlichkeit.

Seit dem unvergesslichen Spaziergang ist der schicksalsträchtige Badetag immer wieder bei Webers, die zusammen ein Büro für Immobilienvermittlung betreiben (Alexandra Weber: „Wir sind einfach ein gutes Team“), oftmals Gesprächsthema. Doch die starke Anziehungskraft zwischen den beiden, die tiefe Liebe, bestand bereits vor dieser Enthüllung. So verbindet das Ehepaar nicht nur gemeinsame Interessen wie das Campen, die Freude an der Natur oder die gemeinsamen Spaziergänge mit dem vierbeinigen Familienmitglied Bepperl, einem aufgeweckten Jack-Russell-Terrier, sondern auch viele Eigenschaften, die sie gegenseitig so sehr an sich lieben.

Sie ist sein „Ruhepol“, er ist „aufmerksam und unglaublich tolerant“

Alexandra Weber beispielsweise, die von ihrem Mann jeden Tag in der Früh ein Tasse Kaffee und den Mangfall-Boten ans Bett gebracht bekommt, schätzt an ihrem Gatten, dass er „so aufmerksam, unglaublich tolerant und sehr humorvoll ist“. Zudem habe er immer wieder eine Überraschung für sie parat. Gerhard Weber hingegen bezeichnet seine Frau als seinen Ruhepol und liebt an ihr unter anderem „ihre soziale Ader“. Zudem sei sie „die Vernünftige, die einfach mehr überlegt“. So könne sich das Paar bei wichtigen Entscheidungen „perfekt ergänzen“ und den „goldenen Mittelweg“ beschreiten.

Hat das Feldkirchen-Westerhamer Ehepaar, das seit über 30 Jahren verheiratet ist, dann für den Valentinstag etwas besonders Romantisches geplant?: „Nein, da machen wir nichts Spezielles“, verrät Alexandra Weber. Schließlich „macht mir mein Mann das ganze Jahr über immer wieder Geschenke.“

Das größte Geschenk, das Alexandra Weber ihrem Gerhard bislang gemacht hatte, dürfte hingegen ohne Zweifel gewesen sein, als sie ihm vor 50 Jahren am Weiher bei Oberreit das Leben gerettet hatte. Vielleicht wird Gerhard Weber, wenn das Wetter am Valentinstag mitspielt, daher mit seiner Frau, die er auch als „Sechser im Lotto“ bezeichnet, einen Spaziergang an ihrem Schicksalsort unternehmen. Denn eins steht für Alexandra Weber fest: „Diese Geschichte hat mir einfach mal wieder gezeigt: Wir gehören einfach zusammen.“

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