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Wertacher setzen Belohnung aus

Nach drei Jahren Ruhe erneut Schrauben-Terror in Feldkirchen-Westerham - Wer ist der Saboteur?

Hier an der Straße nach Ober- und Unterwertach, die bei Ast von der Staatsstraße 2078 abzweigt, hat ein Unbekannter immer wieder Spax-Schrauben (oben rechts) auf die Fahrbahn geworfen. Über 80 Reifen sollen dadurch mittlerweile kaputt gegangen sein, beispielsweise ein Reifen des Kabarettisten Stefan Kröll.
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Hier an der Straße nach Ober- und Unterwertach, die bei Ast von der Staatsstraße 2078 abzweigt, hat ein Unbekannter immer wieder Spax-Schrauben (oben rechts) auf die Fahrbahn geworfen. Über 80 Reifen sollen dadurch mittlerweile kaputt gegangen sein, beispielsweise ein Reifen des Kabarettisten Stefan Kröll.

Drei Jahre hatten die Wertacher Ruhe – doch jetzt hat der Unbekannte, der in Feldkirchen-Westerham immer wieder händeweise Schrauben auf die Straße wirft, erneut zugeschlagen. Wie Polizei und Dorfgemeinschaft auf den gefährlichen Schrauben-Terror reagieren.

Feldkirchen-Westerham – Sie sind nur rund einen Zentimeter lang, bergen für Verkehrsteilnehmer aber eine tödliche Gefahr: kleine Spax-Schrauben, die ein bislang Unbekannter 2019 in unregelmäßigen Abständen händeweise auf Straßen in Feldkirchen-Westerham verteilt hat. Bis die Anwohner an die Öffentlichkeit gingen – und der Unbekannte seine Sabotageakte eingestellt hatte. Über drei Jahre hatten die Wertacher Ruhe – bis jetzt. Denn Anfang März hat der Schrauben-Terror wieder begonnen.

30 bis 60 Spax-Schrauben pro Vorfall

„Wir können uns einfach nicht erklären, was da dahinter steckt“, sagt Kabarettist Stefan Kröll (52), der im kleinen Feldkirchen-Westerhamer Weiler Wertach lebt. Und der – oder besser gesagt dessen Autoreifen – vor drei Jahren selbst Begegnung mit den spitzen Hinterlassenschaften des Unbekannten gemacht hatten. Ein durchstochener Reifen musste anschließend ersetzt werden. Immer wieder hatte der Täter an den zwei Zufahrtsstraßen nach Wertach, die von der Staatsstraße 2078 abzweigen, mehrere Hände voll Spax-Schrauben auf die Straße geschmissen, meist zwischen 30 und 60 Stück auf einmal.

Die Folgen der Attacke: Rund 80 Reifen von Anwohnern sind bei den Anschlägen bislang kaputt gegangen. Und das sind laut Kröll „nur die Reifen, von denen wir wissen, weil die Autofahrer bei uns im Dorf leben“. Darunter auch Pneus von landwirtschaftlichen Fahrzeugen, „wo das Stück gleich mal über 1000 Euro kostet“, wie der 52-Jährige weiß. Erst ein Bericht in den OVB-Heimatzeitungen im November 2019 hatte den Unbekannten schließlich gestoppt.

Auch an dieser Abzweigung von der Staatsstraße 2078 in Richtung Ober- und Unterwertach sind erneut Spax-Schrauben aufgetaucht.

Doch wohl nur vorübergehend: Denn am Samstag, 4. März, entdeckte ein Wertacher an an der Abzweigung von der Staatsstraße 2078 nach Wertach, die im Waldgebiet liegt, erneut Spax-Schrauben auf der Straße – insgesamt 32 Stück. Hoffnungen, dass es sich bei diesem Fund um Zufall handeln könnte, zerschlugen sich dann am Samstag, 25. März. Denn an diesem Tag tauchten sowohl an dieser Einfahrt, aber auch an der Einfahrt nach Wertach gegenüber Ast weitere Schrauben auf. Sofort wurden die Dorfbewohner per Whatsapp in der 2019 extra eingerichteten Gruppe „Spax-Info“ über die Fundstücke unterrichtet, außerdem bei der Polizei Bad Aibling Anzeige erstattet.

Das Problem: Bislang fehlt den Polizeibeamten ein konkreter Ermittlungsansatz, wie ein Polizeisprecher gegenüber den OVB-Heimatzeitungen verrät. „Wir wissen ehrlich gesagt nicht, wo wir da ansetzen sollen“, so der Sprecher, der darauf verweist, „dass es theoretisch ja auch möglich ist, dass die Schrauben einem Handwerker aus dem Auto oder von einer Ladefläche gefallen sind“. Wobei der Beamten aber auch zugibt, „dass diese Theorie aufgrund der Häufung an Vorfällen eher unwahrscheinlich ist“.

Der Polizei fehlen die Ermittlungsansätze

Doch die Möglichkeiten, in diesem Fall – im Raum steht immerhin der Vorwurf des gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr, der auch mit einer Haftstrafe bis zu fünf Jahren geahndet werden kann – sind für die Ermittler begrenzt. „Je nach Möglichkeit werden wir natürlich die Örtlichkeiten genau im Auge behalten“, sagt der Polizeisprecher. „Wir können aber jetzt natürlich nicht in den Baumärkten der Region nachfragen, wer viele Schrauben gekauft hat, denn dann hätten wir viele Heim- und Handwerker auf der Liste der Verdächtigen.“ Daher können die Ermittler primär auf Hinweise aus der Bevölkerung setzen.

Dorfgemeinschaft lobt 1000 Euro aus, um den Täter zu finden

Wie ernst es den Wertachern damit ist, den Täter zu finden, der immer wieder die Zufahrtsstraßen mit Spax-Schrauben sabotiert, zeigt diese Reaktion der Dorfgemeinschaft: Die Bürger dort haben zusammengelegt und wollen für Hinweise, die zur Ergreifung des Täters führen, 1000 Euro bezahlen. Ein Vorgehen, das nach Angaben von Stefan Sonntag, Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd, rechtlich nicht zu beanstanden ist, so weit sich alles im Rahmen von Recht und Gesetz abspielt. Sonntag: „Für uns ist es wichtig, dass wir Hinweise zu Straftaten bekommen. Aus welchen Motiven und ob die Hinweise dann über Dritte an uns weitergegeben werden, spielt für uns keine Rolle.“ Wer sachdienliche Hinweise zum Feldkirchen-Westerhamer Schrauben-Terror geben kann, der kann sich per E-Mail an die Adresse wertach2019@gmail.com wenden.

Dass der oder die Täter baldmöglichst ermittelt werden – das wünscht sich natürlich die Wertacher Dorfgemeinschaft. Doch an erster Stelle steht die Hoffnung, dass der Schrauben-Terror einfach ein für alle mal ein Ende findet. „Es geht hier schließlich nicht um einen Streich von Lausbuben“, sagt Kröll, der darauf verweist, „dass so etwas auch tödlich enden kann“. Beispielsweise wenn ein Radler oder Motorradfahrer durch einen defekten Reifen die Kontrolle über sein Fahrzeug verliert.

Wir haben alle Schrauben als Beweismittel aufgehoben. Mit diesen Schrauben will auch niemand arbeiten.

Stefan Kröll auf die Frage, was mit den Fundstücken passiert ist.

Doch welches Motiv könnte hinter den Sabotageakten stecken? „Was diese Frage anbelangt stehen wir wirklich vor einem Rätsel“, sagt der 52-Jährige. Natürlich hätten die Wertacher Nachbar über mögliche Gründe diskutiert. Hat vielleicht irgendjemand einen Hass auf die dortigen Landwirte? Oder gab‘s auf einem Vereinsfest mal Stress mit einem Besucher, der derart nachtragend ist? Oder steckt vielleicht eine verschmähte Liebe dahinter, die der Täter nicht verkraften kann? „Nichts macht für uns irgendwie Sinn“, sagt Kröll, der aber, wie seine Nachbarn, überzeugt ist: „Ein Wertacher ist es mit Sicherheit nicht.“ Daher herrsche seit den Vorfällen auch nicht mehr Misstrauen im Dorf, sondern das Gegenteil ist der Fall: „Wir sind alle noch viel enger zusammengerückt.“

Doch was macht ihn und seine Dorfmitbewohner so sicher, dass der Täter nicht aus Wertach kommt? Hier gäbe es laut Kröll mehrere Indizien, die darauf hinweisen würden. Zum einen würde sich ein Täter, wenn er aus Wertach käme, ja ins eigene Fleisch schneiden, wenn er die Zufahrtswege zum eigenen Wohnort sabotiere. Zum anderen spräche die Ausführung der Taten dafür, dass der Unbekannte von Bruckmühl kommend in Richtung München unterwegs sei und an den Einfahrten „die Schrauben einfach schnell aus dem Beifahrerfenster“ werfe.

Kröll: „Wir liegen auf der Lauer!“

Kroll und die gut 80 weiteren Wertacher hoffen jedenfalls, dass der Übeltäter so schnell wie möglich überführt werden kann, bevor es noch zu einem wirklichen Unglück durch eine defekte Bereifung kommt. Dass dem Täter das Handwerk gelegt wird, dafür tun die Wertacher jedenfalls „alles, was wir rechtlich machbar ist“, sagt Kröll, der sich zu den genauen Maßnahmen aber nicht weiter äußern möchte. Der Kabarettist, der in diesem Fall keinen Spaß versteht, stellt allerdings klar: „Wir liegen auf der Lauer!“

An den beiden markierten Stellen in Feldkirchen-Westerham kommt es immer wieder zu Funden von größeren Mengen Schrauben auf der Straße.

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