Freilaufender Hund verletzt Reh tödlich
Nach Tierdrama in Feldkirchen-Westerham: Jäger richtet eindringlichen Appell an Hundebesitzer
Schreckliches Tierdrama in Feldkirchen-Westerham: Dort hat ein freilaufender Hund ein Reh so stark verletzt, dass das Wildtier schließlich von seinem Leid erlöst werden musste. Ein Jäger richtet nun einen eindringlichen Appell an Hundebesitzer.
Feldkirchen-Westerham – Schreckliche Szenen am Rande eines Waldstücks an der IHK-Akademie in Feldkirchen-Westerham: Dort hat ein freilaufender Hund ein Reh gejagt und so schlimm verletzt, dass es letztlich mit einem Schuss erlöst werden musste. Für Slaven Ruzek, der in der IHK-Akademie arbeitet und das Tierdrama Ende Februar mitbekommen hatte, ein Unding. „Ich bin selbst Hundebesitzer. Aber zum Schutz der Wildtiere gehört dort ein Hund einfach angeleint.“ Auch Jäger Hans Selzer richtet nun einen eindringlichen Appell an Hundebesitzer: „Auch wenn man es vom eigenen Hund vielleicht nicht erwartet, aber der Fangtrieb ist dem Tier einfach in die Wiege gelegt.“
Auch Tage nach der Attacke auf das Reh ist die Betroffenheit bei Ruzek, der letztlich noch den Todeskampf des Tieres mitbekommen hatte, spürbar. Folgendes sei laut des Feldkirchen-Westerhamers, der als Leiter der Haustechnik an der IHK-Akademie arbeitet, an diesem Tag passiert: Die Hundehalterin sei mit ihrem nicht angeleinten Vierbeiner im Bereich des Waldes Gassi gegangen, als der Hund das Reh entdeckt hatte. Er sei dem Wildtier dann nachgestürmt, bis dieses gegen einen Zaun gelaufen sei.
Der Hund habe das Reh dann attackiert und erst losgelassen, als das Wildtier bereits schwer verletzt war. Es habe sich dann „schreiend“ unter einen Balkonvorsprung zurückgezogen, wo das schwerverletzte Tier letztlich von einem herbeigerufenen Jäger aus Feldolling erlöst worden war. „Der Hund hatte das Reh so in die Mangel genommen, dass es teilweise sogar gehäutet war“, erinnert sich Ruzek an den schrecklichen Anblick des leidenden Tieres.
Hundebesitzerin war „völlig aufgelöst und mit den Nerven fertig“
Und die Hundebesitzern? „Die war völlig aufgelöst und mit den Nerven fertig“, erinnert sich der Feldkirchen-Westerhamer. „Sie hat nur immer wiederholt, dass ihr Hund sowas normal gar nicht tun würde.“ Ein Trugschluss, dem viele Hundehalter aufsitzen, wie Ruzek aus eigener Erfahrung weiß. „Ich habe selbst einen Hund“, erzählt der Feldkirchen-Westerhamer. „Auch mein Hund würde so etwas in der Regel nicht tun. Dennoch kann es einfach passieren, denn Hunde haben nun mal einen angeborenen Jagdtrieb.“ Daher lasse er seinen Hund nur auf ausgewiesenen Flächen von der Leine. Am und im Wald hingegen sei sein Hund stets angeleint – „aus Respekt vor den dortigen Wildtieren“.
Aussagen, denen Jäger und Jagdaufseher Hans Selzer aus Feldkirchen-Westerham nur beipflichten kann. Auch er hat seinen Hund an der Leine, wenn er mit ihm im Wald unterwegs ist. Er habe zwar für Hundebesitzer, die ihren treuen, vierbeinigen Freund zeitweise auch frei laufen lassen wollen, absolutes Verständnis, schließlich sei es „nicht artgerecht“, das Tier ständig an der Leine zu lassen. Doch zum Austoben gäbe es für Hunde in der Gemeinde deutlich geeignetere Flächen als den Wald, beispielweise die freien Wiesen zwischen Feldkirchen und Westerham.
Dass die Leine im Wald letztlich nicht nur dem Schutz der Wildtiere, sondern auch dem Hund diene, versucht Selzer Hundebesitzern bei Gesprächen immer wieder zu verdeutlichen. Denn: „Es besteht ja für den Hund die Gefahr, dass er sich im Wald mit der weit verbreiteten Fuchsräude ansteckt“, sagt der passionierte Jäger. Eine Erkrankung, die für den Hund zwar nicht tödlich ende, aber äußerst unangenehm sei. Und dessen Behandlung den Hundebesitzer zudem eine schöne Stange Geld kosten könne.
Jäger wirbt für „gegenseitiges Verständnis“
Wichtig sei Selzer nach eigenen Angaben, für gegenseitiges Verständnis zu werben. „Ich kann durchaus verstehen, dass die Menschen auch die Natur und die Wälder genießen wollen“, sagt der Feldkirchen-Westerhamer. „Allerdings ist es halt wichtig, dass sie dann gewisse Regeln beachten, ihre Hunde anleinen und auf den Wegen bleiben.“ Denn sonst, so Selzer weiter, benehme sich der Mensch sprichwörtlich „wie die Axt im Walde“. Selzers eindringlicher Appell: „Es geht am besten miteinander, nicht gegeneinander.“
Daher hält er auch nichts davon, Hundebesitzern mit Maßnahmen zu drohen, die durch den Jagdschutz gedeckt seien. Denn was sicherlich nicht alle Hundehalter wissen: Ein Jäger darf einen Hund, der scheinbar unbeaufsichtigt unterwegs ist und der im Wald einem Wildtier nachstellt, erschießen. „Ich kann mich allerdings nicht erinnern, dass das in den umgreifenden Revieren jemals passiert ist“, sagt Selzer und betont: „Das will auch kein Jäger – und würde sich das, bevor er das tut, auch mindestens 20 Mal überlegen.“
Derzeit droht Hundehaltern ein Ordnungsgeld von bis zu 5000 Euro
Um eine klare rechtliche Grundlage zu haben, würde sich der Jäger eine gesetzliche Leinenpflicht in den bayerischen Wäldern wünschen. Aktuell ist nur geregelt, dass Hundebesitzer ihre Vierbeiner in Wäldern nicht unbeaufsichtigt ohne Leine laufen lassen dürfen. Verstöße dagegen können letztlich mit einem Ordnungsgeld von bis zu 5000 Euro geahndet werden.
Auch Ruzek appelliert an Hundebesitzer, ihr Tier an und in den Wäldern an die Leine zu nehmen. Denn selbst wenn der Vierbeiner ein entdecktes Wildtier nicht attackiere, könne das gejagte Tier durch Stress schlimme Schäden erleiden. Für Ruzek im jüngsten Fall besonders schlimm: „Das war ein junges, gesundes Reh, das noch lange in den Wäldern hätte leben und bald den ersten Nachwuchs bekommen hätte können.“