Gasthaus Schäffler bei Feldkirchen-Westerham steht leer
Wirt verzweifelt gesucht! Auch witziges Video bringt keinen Erfolg – bislang
Gibt es noch eine Zukunft für den Schäfflerwirt in Vagen? Bislang hat sich noch kein Interessent gemeldet, der das Gasthaus weiterführen will. Was der Gaststättenverband sagt – und was für Inhaber Georg Schäffler keine Option ist.
Feldkirchen-Westerham – Ein witziges Video, das hunderte Male geteilt worden ist, riesige Banner direkt am Gebäude und zahlreiche Aufrufe in den sozialen Medien: Versuche, einen neuen Wirt nach Vagen bei Feldkirchen-Westerham zu locken, hat es in den zurückliegenden Monaten viele gegeben.
Das Ergebnis ist jedoch ernüchternd. „Es hat sich in den vergangenen Wochen kein einziger Interessent gemeldet“, sagt Georg Schäffler, Inhaber des seit eineinhalb Jahren leerstehenden Schäfflerwirts, auf Anfrage des OVB. Doch auch wenn der Vagener „schon sehr enttäuscht“ ist, dass sein Gasthaus wenig bis gar kein Interesse weckt, sagt Schäffler: „Die Hoffnung stirbt zuletzt.“
Es war der Versuch, einen Gastronomen für Vagen zu begeistern, von dem sich Schäffler wohl am meisten Resonanz erhofft hatte: Verschiedene Vereine aus dem Dorf hatten sich vor einigen Wochen zusammengetan, um gemeinsam ein witziges Video zu drehen. Inhalt des knapp zweiminütigen Clips: Verschiedene einheimische Frauen mosern im Dorfladen darüber, dass ihre Männer nur noch daheim sind, seit das Wirtshaus geschlossen hat. Deren großer Wunsch: Ein Retter muss her, der dem Gasthaus neues Leben einhaucht, den Männern im Dorf wieder einen Treffpunkt bietet und den Frauen im Gegenzug wieder mehr Freiraum und Privatsphäre ermöglicht.
Inhaber sieht Personalmangel in der Gastronomie als großes Manko
Doch der Retter lässt weiter auf sich warten. „Ich verstehe das auch nicht“, sagt Schäfflerwirt-Inhaber Georg Schäffler. „Das Video ist so oft über Whatsapp und in den sozialen Medien geteilt worden. Da muss sich doch jemand finden, der diese Chance nutzen will.“ Wobei dem Vagener natürlich auch bekannt ist, wie schwierig die Lage derzeit in der Gastronomie ist. „Viele Wirtschaften haben ja nur noch zwei, drei Tage geöffnet, weil sie gar kein Personal mehr finden“, weiß Schäffler. „Da stellt sich natürlich jeder, der eine Wirtschaft neu eröffnen will, die Frage, wo er das Personal herbekommen soll.“ Daher ist er davon überzeugt, dass die erfolgsversprechende Lösung sei, „wenn es eine gastronomische Großfamilie übernimmt, die das dann im Familienverbund führen kann.“
Auch Theresa Albrecht, Kreisvorsitzende des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes und Chefin eines Hotels in Rohrdorf, sieht den Personalmangel in der Gastronomie als eines der großen Probleme rund ums Wirtshaussterben. Zumal derzeit kaum ein Wechsel stattfinde. „Die Mitarbeiter, die sich während der Corona-Pandemie auf ihren Betrieb verlassen konnten, sind natürlich überhaupt nicht gewillt, woanders anzufangen“, sagt Albrecht. Zudem hätten einige Wirtsleute während der Corona-Pandemie auch den Mut verloren, etwas Neues aufzubauen. „Doch dieser Mut gehört unbedingt dazu, um erfolgreich zu sein“, ist sie überzeugt.
Immer mehr Wirte würden gar ihre Selbstständigkeit aufgeben und wieder im Angestelltenverhältnis in der Gastronomie anheuern: „Dort kann man als Angestellter nämlich in der Regel wirklich recht gut verdienen“, sagt Albrecht. Erst jüngst habe sie sich mit dem langjährigen Inhaber einer Wirtschaft unterhalten, der seine Gaststätte aufgegeben hat. „Er hat zu mir gesagt, dass er es einfach nicht mehr akzeptieren will, dass sein Koch mehr verdient als er selbst“, berichtet die Rohrdorferin. Und was ist mit dem Nachwuchs? Der habe oftmals andere Prioritäten, so die Kreisvorsitzende, die behauptet: „Viele sind nicht mehr bereit, so viel Zeit in den eigenen Betrieb zu investieren.“
Dennoch rät die Hotelbetreiberin dem Vagener Georg Schäffler, bei der Suche nach einem neuen Wirt nicht die Flinte ins Korn zu werfen, sondern weiterhin um einen neuen Gastronomen zu buhlen. Wichtig sei in diesem Zusammenhang beispielsweise die Vernetzung innerhalb der Gastronomieszene, aber auch, das Gasthaus für potenzielle Interessenten ins rechte Licht zu rücken. „Wenn ich ein Auto verkaufen will, lasse ich es aufbereiten und auf Hochglanz polieren“, sagt Albrecht. „Und wenn ich eine Wohnung vermieten will, achte ich darauf, dass es ordentlich aussieht, wenn der Interessent die Räumlichkeiten besichtigt.“
Räumlichkeiten von der Schokoladenseite präsentieren
So müsse der Inhaber einer Gastwirtschaft bei der Suche nach einem neuen Pächter ebenfalls die Räumlichkeiten von deren Schokoladenseite präsentieren, findet Albrecht. Was aber nicht dazu führen dürfe, dass dem Interessenten etwaige negative Aspekte verschwiegen würden, denn: „Dann ist die Vertrauensbasis, die für ein erfolgreiches Pachtverhältnis unabdingbar ist, schnell wieder zerstört.“
Georg Schäffler selbst ist nach eigenen Angaben noch weit davon entfernt, auf der Suche nach einem neuen Wirt die Flinte ins Korn zu werfen. „Diese Saison ist eigentlich schon gelaufen“, sagt der Vagener. „Jetzt versuchen wir halt jemanden zu finden, der dann ab kommenden Frühling richtig durchstarten kann und will.“ Und wenn das auch nicht klappt? „Da haben ich mir noch keine Gedanken gemacht“, sagt der Gasthausbesitzer. „Einen Plan B gibt es nicht.“ Was für Schäffler auf keinen Fall infrage kommt ist, das Gasthaus, zudem auch sieben Doppelzimmer gehören, dem Landkreis Rosenheim zur Unterbringung von Flüchtlingen anzubieten. „Nein, dass mache ich auf keinen Fall“, sagt Schäffler. „Dann steht es halt noch eine Zeit lang leer.“
