Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Obst- und Gartenbauverein fassungslos

Nacht- und Nebelaktion in Vagen: Dieb stiehlt acht Apfelbäume der „edelsten Sorten“

Fassungslos über den Diebstahl der Apfelbäume: Christof Langer (links) vom Obst- und Gartenbauverein Vagen-Mittenkirchen sowie das Ehepaar Knoll und einige der Firmlinge, die bei der Pflanzaktion mit anpackten.
+
Fassungslos über den Diebstahl der Apfelbäume: Christof Langer (links) vom Obst- und Gartenbauverein Vagen-Mittenkirchen sowie das Ehepaar Knoll und einige der Firmlinge, die bei der Pflanzaktion mit anpackten.

Die Fassungslosigkeit stand den Mitgliedern des Obst- und Gartenbauvereins Vagen-Mittenkirchen ins Gesicht geschrieben. Unbekannte hatten acht der rund 50 Bäume für die neue Streuobstwiese unmittelbar vor der Pflanzaktion in einer Nacht- und Nebelaktion entwendet. So gingen die Diebe vor.

Feldkirchen-Westerham – Christof Langer, Sprecher des OGV-Arbeitskreises „Grün im Dorf“, schüttelt immer noch den Kopf, wenn er an den Tag denkt, an dem er zusammen mit rund 40 Helfern angetreten war, um 50 Apfelbäume und rund 150 Obststräucher und -Stauden zu pflanzen. Das Wasserwirtschaftsamt Rosenheim hatte dafür ein rund 3000 Quadratmeter großes Areal im Gemeindegebiet Feldkirchen-Westerham am Rand des Rückhaltebeckens pachtfrei zur Verfügung gestellt und auch das Graben der 50 Setzlöcher für die Bäume übernommen.

Exakt abgezählt waren die Pflanzen, die Langer für das von der Regierung von Oberbayern geförderte Streuobstwiesenprogramm von der Baumschule abgeholt und mit Bulldog und Anhänger an den Bestimmungsort gebracht hatte, wo sie anderntags in einer großen Gemeinschaftsaktion eingesetzt werden sollten. Firmlinge der Pfarreien Vagen, Bruckmühl, Höhenrain und Feldkirchen-Westerham sowie Mitglieder der Ortsgruppe des Bund für Naturschutz rund um Gerti Knopp packten dabei kräftig mit an.

Doch am Schluss blieben acht Löcher übrig. Von den Bäumen war nichts zu sehen. Auch die dazugehörigen Pfosten und Wühlmauskörbe waren verschwunden. Christof Langer dämmerte es: „Als ich in der Früh auf das Gelände kam, habe ich mich gewundert, dass einige der Filztücher, mit denen die Wurzelballen abgedeckt waren, auf der Wiese lagen. Aber ich dachte, vielleicht hat der Wind sie weggeweht. Dabei haben die Diebe sie einfach zurückgelassen.“ Völlige konsterniert seien alle um die leeren Pflanzlöcher herumgestanden.

Das ist das Streuobstwiesen-Projekt

Auf dem 3000 Quadratmeter großen Areal an der Kreisstraße zwischen Vagen und Feldolling wurden jetzt 50 Obstbäume sowie rund 150 Wildobstgehölze wie Felsenbirne, Kornelkirsche, Hollunder, Schlehen oder Haselnuss nach einer Begehung mit dem Grünfachberater des Landratsamtes gepflanzt. Der Obst- und Gartenbauverein Vagen-Mittenkirchen hat damit einiges vor. Michael Baumann und Karl Marsch werden die Fläche als Blumenwiese anlegen und im Auftrag des OGV zweimal jährlich mähen. „Auf diese Weise entsteht ein artenreiches Biotop. Die Fläche liegt am Rande des neuen Rundweges um den neuen Polder und wird somit Teil eines attraktiven Naherholungsgebietes“, so Christof Langer .„Wir haben zudem auch unsere Obstpresse, da passt das Projekt erst recht gut zu uns.“ Auch wolle man es als Patenprojekt führen: Baumpaten sehen nach dem Rechten und kümmern sich um ihren Baum und können ihn auf Lebenszeit beernten. Wer noch eine Patenschaft für einen Apfelbaum übernehmen möchte, kann sich bei Norbert Böhm unter info@ogv-vagen.de melden.

Für die Vagener und Mittenkirchener ist der Diebstahl an Dreistigkeit nicht zu überbieten, denn zum einen hatten die Unbekannten nur ein kleines Zeitfenster zur Verfügung: „Am Vortag habe ich noch mit dem Bulldog ein Wasserfassl rausgefahren, da war ich bis 17 Uhr vor Ort. Am nächsten Tag bin ich schon um 8 Uhr draußen gewesen, da waren die Bäume schon weg.“

Zum anderen brauche man ein entsprechendes Fahrzeug, um überhaupt bis zu der Stelle zu kommen, an der die Bäume lagerten. „Wir haben selber extra umgekoppelt, als wir dort gearbeitet haben“, schildert Langer. Für ihn steht fest: „Das kann kein Kleingärtner gewesen sein. Es waren Hochstämme.“ Und: „Die Anlieferung muss jemand beobachtet haben. Denn den Zeitpunkt, wann gepflanzt werden sollte, kannte kaum jemand.“ Dazu kommt: Entwendet wurden laut Langer „die edelsten Sorten“, etwa der Topaz.

Feldkirchen-Westerhams neuer Bürgermeister Johannes Zistl (Mitte) griff ebenso wie die Gemeinderäte Michael Günzl und Carolin Günzl selbst zur Schaufel.

Insgesamt 28 Apfelbaumsorten wurden auf der neuen Streuobstwiese gepflanzt. „Es dauert rund fünf Jahre, bis sie tragen“, so Langer weiter. Die fehlenden Bäume habe er sofort nachgekauft, denn wurzelnackte Ware müsse sofort in den Boden. Kaufe man später im Jahr, müsse man auf Containerware zurückgreifen. „Und die ist doppelt so teuer.“

Auf den Kosten für die Bäume bliebe der Verein selbst sitzen. „Ich muss mit dem Freistaat abrechnen. Fehlende Bäume müssen wir ersetzen. Im Übrigen auch alle Bäume, die nicht mindestens zwölf Jahren stehen bleiben.“ Kosten von 45 Euro pro Baum plus Binde- und Schutzmaterial sind für einen Verein nicht unerheblich.

Auch Bürgermeister Johannes Zistl, der selbst zusammen mit seiner Frau bei der Pflanzaktion mitangepackt und auch gleich zwei Baumpatenschaften für seine Töchter übernommen hatte, zeigte sich „entsetzt über diesen schäbigen Diebstahl. Ich finde es traurig, dass der ehrenamtlichen Arbeit des Obst- und Gartenbauvereines und dem Ansinnen, diese Fläche attraktiv zu gestalten, damit Schaden zugefügt wurde.“

Ich bin entsetzt über diesen schäbigen Diebstahl. Ich finde es traurig, dass der ehrenamtlichen Arbeit des Obst- und Gartenbauvereines und dem Ansinnen, diese Fläche attraktiv zu gestalten, damit Schaden zugefügt wurde. 

Bürgermeister Johannes Zistl

Die Mitglieder des Vereines hätten viele Stunden mit den Vorbereitungen und der Pflanzaktion verbracht und sich auf die Aufwertung des Geländes durch die neuen Bäume gefreut – „vom ökologischen Mehrwert durch die Bepflanzung mit Wildgehölz und Apfelbäumen ganz zu schweigen.“

Doch Zistl hat eine gute Nachricht für den Verein: „Die Gemeinde übernimmt als Wiedergutmachung die Kosten für die acht neuen Bäume samt Pflanzkästen im Werte von rund 450 Euro und bedankt sich nochmals ausdrücklich bei den zahlreichen Ehrenamtlichen, die sich an der Pflanzaktion beteiligt haben.“ Die Freude bei den Gartlern ist groß: „Das ist ein starkes Zeichen der Wertschätzung für unsere Arbeit und freut uns sehr“, betont Christof Langer.

Kommentare