Neujahrsempfang der Gemeinde Feldkirchen-Westerham
Ein Abend voller Emotionen: Was Ilse Aigner, Hans Schaberl und Co. so aus der Fassung brachte
Noch nicht einmal ein Jahr im Amt, schon bringt Feldkirchen-Westerhams Bürgermeister Johannes Zistl prominente Gäste wie Ilse Aigner beim Neujahrsempfang aus der Fassung. Was Zistl getan hat – und für welches Novum die Landtagspräsidentin sorgte.
Feldkirchen-Westerham – Ihren ersten Auftritt des Abends hatte Landtagspräsidentin Ilse Aigner noch abseits der breiten Öffentlichkeit, als sie den fünf Buben, bekannt als „Spezi-Suchtis“, für eine neue Folge ihrer Instagram-Reihe „200 Wege, wie man einen Spezi aufmacht“ ihren Autoschlüssel zur Verfügung stellte.
Rund drei Stunden später stand die gebürtige Feldkirchen-Westerhamerin dann aber richtig im Rampenlicht, als Bürgermeister Johannes Zistl die CSU-Politikerin mit der Ehrenbürgerwürde der Gemeinde überraschte. Eine Ehre, die bislang nur zwei bereits verstorbenen Persönlichkeiten der Kommune – dem Geistlichem Rat Hubert Huber und dem ehemaligen Bürgermeister Georg Röhrmoser – zuteil geworden war. „Das ist eine große Freude, die ich in Demut und Dankbarkeit sehr gerne annehme“, sagte Aigner sichtlich gerührt.
Die meisten der Gäste, die am Sonntagabend (28. Januar) zum Neujahrsempfang 2024 der Gemeinde Feldkirchen-Westerham in den Landgasthof Vaitl geladen waren, wussten bereits im Vorfeld darüber Bescheid, dass sie von der Kommune ausgezeichnet werden. „Wir dürfen heute einen Querschnitt dessen ehren, was unsere Gemeinde alles an Ehrenamt und Leistungen zum Gemeinwohl sowie an sportlichen Erfolgen zu bieten hat“, sagte Zistl zu Beginn und wies gleichzeitig darauf hin, dass es „noch eine Reihe von Mitbürgern, die unser Leben in der Gemeinde um einiges bunter machen und bereichern“, gäbe, die ebenfalls eine Ehrung verdient hätten.
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Dankesurkunden und Bürgermedaillen für verdiente Gemeindebürger
Zu den offiziellen Auszeichnungen der Gemeinde für verdiente Bürger hatte Feldkirchen-Westerhams Bürgermeister extra die Amtskette angelegt: So überreichte er Michael Schmuck, der sich seit Jahrzehnten auf vielfältige Weise für die Kommune und deren Bürger einsetzt, die Bürgermedaille der Gemeinde und hob dabei dessen ehrenamtliches Engagement, beispielsweise als jahrzehntelanges Mitglied der Feuerwehr, als langjähriger Pfarrgemeinderat sowie als fleißiger Verteiler des Gmoa-Briefs, hervor. Ebenfalls die Bürgermedaille überreicht bekam Dr. Otmar Rieß, der von 1990 bis 2014 dem Gemeinderat angehörte und laut Zistl als „wortgewaltiger Meinungsführer“ im Gedächtnis geblieben ist. „Dies ist eine ganz wichtige Funktion in einer funktionierenden Demokratie“, stellte Zistl klar. Die Auszeichnung nahm Rieß dann nach eigenen Angaben „gerne stellvertretend für viele ehrenamtlich Engagierte in der Gemeinde“ an. Thomas Weber, der laut Zistl seit Jahren bei diversen Veranstaltungen im Gemeindegebiet für Licht- und Ton-Technik verantwortlich zeichnet, sowie Georg Feldschmidt, der sich seit mehr als 40 Jahren um die Pflege und den Erhalt des Schlossweihers bei Großhöhenrain kümmert, erhielten jeweils eine gemeindliche Dankurkunde aus den Händen des Rathauschefs.
So konnte Zistl einen Großteil der Geehrten – vom erfolgreichen Sportler über das engagierte Vereinsmitglied bis zum Vorzeige-Ausbildungsbetrieb – zwar mit seinen Dankesworten und den Präsenten begeistern, letztlich aber nicht mehr groß überraschen. Ganz anders bei der Verleihung der Ehrenbürgerwürde an Landtagspräsidentin Ilse Aigner, die sichtlich überraschte war. „Ich bin tief gerührt – und es macht mich fast sprachlos“, sagte Aigner, nachdem Zistl den politischen Werdegang der 59-Jährigen nachgezeichnet und deren Wirken für die Kommune hervorgehoben hatte. Sie sei durch ihre politische Laufbahn zwar in der ganzen Welt herumgekommen, aber „Feldkirchen-Westerham war für mich immer meine Basis“. Das Schönste sei für sie immer gewesen, mit dem Auto über den Aschbacher Berg zu kommen und dann zu wissen: „Jetzt bin ich wieder daheim.“ Zumal ihre Heimatgemeinde „von ganz, ganz tollen Menschen gestaltet“ werde.
Ebenso gerührt zeigte sich der Amtsvorgänger Zistls, Hans Schaberl, der nach einstimmigem Beschluss des Gemeinderats zum Altbürgermeister ernannt wurde. „So mancher ,Wutbürger‘ hat sich an Dir die Zähne ausgebissen, weil Du ihm geduldig ins Gewissen geredet hast“, lobte Zistl seinen Vorgänger für dessen Ausdauer und dankte ihm dafür, „wirklich eine gute Vorarbeit“ für seinen Amtsantritt geleistet zu haben.
Lob, über das sich Schaberl sichtlich freute. Ebenso wie über die Ehre, nun den Titel Altbürgermeister tragen zu dürfen. „Ich habe es ganz gerne gemacht – es waren sehr schöne Jahre“, sagte Schaberl über seine Amtszeit und dankte dem Gemeinderat für „diese große Ehre“. Mit einem Augenzwinkern nahm er dann allerdings noch seine beiden Söhne Vinzenz und Pankraz, die über die Verleihung des Titels mitentschieden hatten, ins Gebet: „Meine zwei Lausbuben im Gemeinderat haben mir im Vorfeld nichts verraten.“
Nichts verraten: Das war auch die oberste Prämisse bezüglich der Ehrung von Manfred Merk, der an diesem Abend die Bürgermedaille überreicht bekam. „Hätte er es gewusst, dass er ausgezeichnet wird, dann wäre er wahrscheinlich gar nicht gekommen“, sagte Brigitte Köhler-Blaha, Sekretärin des Bürgermeisters, über den bescheidenen Preisträger, den sie selbst für die Auszeichnung vorgeschlagen hatte. Der 86-Jährige sorgt, unter anderem als freier Mitarbeiter des Mangfall-Boten, seit mehr als 50 Jahren dafür, dass die Bürger der Kommune über die wichtigsten Entwicklungen vor ihrer Haustür informiert sind.
Einstimmiges Votum des Gemeinderats
„,Mandi“ Merk liegen auch heute noch Menschen, ihre Geschichten und Aktivitäten am Herzen“, lobte Rathauschef Zistl den Preisträger. „Im Gemeinderat waren wir uns einig: Wenn sich einer die Bürgermedaille verdient hat, dann Du.“ Mit diesen Worten überreichte Zistl dem sichtlich bewegten Preisträger die seltene Medaille sowie ein Präsent.
Doch damit noch nicht genug der Überraschungen: Auch die Organisatorin des Abends, Brigitte Köhler-Blaha, wurde als Organisatorin der Veranstaltung, die sich nicht nur um die Lokalität, sondern auch um die Präsente und zahlreiche Informationen über die Preisträger gekümmert hatte, mit einem Blumenstrauß beschenkt. „Das hat alles Gitti hier organisiert – und das ist alles andere als selbstverständlich“, lobte Zistl seine überraschte Vorzimmerdame und beendete anschließend den offiziellen Teil des Neujahrsempfangs mit einem einfachen, aber umso berührenderen „Danke, Gitti!“ für seine Mitarbeiterin.
Von der Rumänien-Hilfe bis zur Weltmeisterin: Die Geehrten im Überblick
• Petra Benders engagiert sich seit 15 Jahren für hilfsbedürftige Menschen in Rumänien. Gemeinsam mit ihrem Mann sammelt sie dafür unterschiedlichste Artikel – vom Spielzeug bis zur Kleidung. So konnte das Ehepaar bereits über 350 Tonnen an Hilfsgütern nach Rumänien liefern.
• Oksana Schill, seit 2015 in Feldkirchen-Westerham wohnhaft, ist seit der Gründung im April 2022 für die Ukraine-Hilfe ehrenamtlich im Einsatz. Aufgrund ihrer Sprachkenntnisse ist sie laut Feldkirchen-Westerhams Bürgermeister Johannes Zistl nicht nur wertvolle Übersetzerin, sondern auch erste Ansprechpartnerin für viele Geflüchtete.
• Elisabeth Steingraber ist nicht nur Mitglied des Gemeinderats, sondern laut Zistl „ein Tausendsassa und überall anzutreffen, wo sie gebraucht wird“. Sei es beim Benefizkonzert für die Ukraine, beim Dorfkirta oder am Stand der Feuerwehr beim Christkindlmarkt.
• Jolanda Englbrecht aus Westerham, Geschichtsforscherin, wurde im vergangenen Jahr vom „Historischen Verein für den Chiemgau zu Traunstein“ mit dem Max-Fürst-Preis ausgezeichnet. Mit ihrem geschichtlichen Wissen hatte Englbrecht die Gemeinde zudem im Rahmen der 1200-Jahr-Feier unterstützt.
• Ursula, Georg und Florian Baumeister haben in ihrem Familienbetrieb, der Gärtnerei Baumeister, seit 1982 fast 100 Auszubildenden den Weg in die Berufswelt geebnet. Ein „wirklich beachtliches Ergebnis“, wie Bürgermeister Johannes Zistl bei seiner Laudation erwähnte.
• Ramona Dandl ist als Weltmeisterin im Kunstradfahren und aktuell führende der UCI-Gesamtwertung im 1er-Kunstradsport der Frauen laut Bürgermeister Zistl „das sportliche Aushängeschild“ der Gemeinde. „Wir sind sehr stolz auf ihre herausragenden Leistungen“, sagte der Rathauschef beim Neujahrsempfang.
• Mina Heinritzi ist ebenfalls eine erfolgreiche Radsportlerin der Gemeinde, die im Mai 2023 ihren bislang größten Triumph feiern konnte. Im schweizerischen Wallisellen holte sich die junge Sportlerin, die wie Dandl für die Soli Bruckmühl startet, den Vize-Europameistertitel im 1er-Kunstradspirt der Juniorinnen.
• Jakob Reihl glänzt auch mit sportlichen Höchstleistungen. So sicherte sich das Mitglied der Bruckmühler Bogenschützen unter anderem den Bayerischen Meistertitel in der Schülerklasse „Blankbogen“.
• Johanna Hanses ist aktive Ringerin und Kader-Athletin des Bayerischen Ringerverbandes. 2022 sicherte sich die Feldkirchen-Westerhamerin unter anderem den bayerischen Vizemeistertitel der weiblichen Jugend im Freistil-Ringen.
• Jonas Hanses ist ebenfalls aktiver Ringer, zudem Trainer beim TV Feldkirchen. 2022 sicherte er sich nicht nur den Titel des oberbayerischen Bezirksmeisters im griechisch-römischen Stil, sondern wurde in dieser Kategorie auch Bayerischer Vizemeister der Junioren.
• Gerhard Sturm gilt laut Bürgermeister Zistl quasi als „Vater der Abteilung Ringen“ im TV Feldkirchen. „Seine Dienste für den Ringer-Sport und die Jugendförderung sind außergewöhnlich und vorbildlich“, lobte der Rathauschef das ehrenamtliche Engagement des Geehrten.
• Florian Faltlhauser, Johannes Daxlberger, Korbinian Possnig, Finn Dörnberger und Louis Butzenberger – besser bekannt als die „Spezi-Suchtis“ – wurden von Zistl für ihre „SPEZIelle Begabung“ ausgezeichnet. Denn die fünf Buben zeigen der ganzen Welt auf Instagram seit Sommer 2022 „200 Wege, wie man einen Spezi aufmacht“ und haben auf der Social-Media-Plattform mittlerweile rund 175.000 Follower.

