Aus für Künstlerladen in Feldkirchen-Westerham
„Püppi & Lotta“ hat dicht gemacht: Was Inhaberin Franziska Feistner für die Zukunft plant
Mitten in der Pandemie eröffnet, ist das Feldkirchen-Westerhamer Künstlerbedarf-Geschäft „Püppi & Lotta“ schon wieder Geschichte. Warum Inhaberin Franziska Feistner den Schritt in die Selbstständigkeit dennoch nicht bereut – und wie es für sie nun weitergeht.
Feldkirchen-Westerham – Von Stiften aller Art über Künstlerbedarf bis zu diversen Geschenkartikeln: Bei „Püppi & Lotta“ an der Glonner Straße in Feldkirchen-Westerham gab es Vieles, was das Künstlerherz begehrt. Doch das Geschäft ist jetzt Geschichte, die Räumlichkeiten – bis auf wenige noch nicht verkaufte Überbleibsel, die bei einem Flohmarkt vor Ort am Samstag, 11. November, von 10 bis 14 Uhr angeboten werden – leergeräumt. Doch auch wenn Inhaberin Franziska Feistner (36) der Abschied schwer gefallen ist: Sie hat schon wieder neue Ideen, wie sie die Welt ein kleines bisschen bunter und persönlicher machen will.
2017 war die heute 36-Jährige, die früher als Kauffrau für Bürokommunikation bei einer Bank in München gearbeitet hatte, erstmals mit dem Thema Handlettering in Berührung gekommen. Und seitdem für die moderne Art der Schön- und Handschreiberei Feuer und Flamme. „Ich habe mich einfach darin verliebt“, sagt Feistner gegenüber dem OVB und lacht.
Bücher rund ums Thema Handlettering verfasst
Mit stundenlangen Übungen brachte sie sich schließlich selbst das Handlettering bei. „Ich habe oftmals nichts anderes mehr gemacht“, sagt die junge Frau, die beim Thema Handlettering vor Begeisterung sprüht. „Den Fernseher hatte ich überhaupt nicht mehr an.“ So hatte sie irgendwann nicht nur Kurse rund ums Thema Handlettering gegeben, sondern auch eigene Bücher dazu verfasst. „So handgemachte Dinge sind ja einfach auch etwas Tolles“ , versucht die 36-Jährige, die in Feldkirchen-Westerham aufgewachsen war, ihre Begeisterung für diese Art der Kunst in Worte zu fassen.
Die Eröffnung des Geschäfts an der Glonner Straße habe sich dann „einfach so ergeben“, nachdem die Räumlichkeiten plötzlich zur Miete angeboten worden waren. „Ich habe überhaupt nicht danach gesucht“, erzählt die Feldkirchen-Westerhamerin, die schließlich 2020 – mitten in der Corona-Pandemie – ihr Geschäft für Künstler- und Kreativbedarf eröffnete. Dort wollte sie dann auch Workshops zum Thema Handlettering geben, so der Plan. „Ich hatte zu diesem Zeitpunkt wirklich gedacht, die Corona-Pandemie ist so gut wie vorbei“, so Feistner. Was sich aber letztlich als Trugschluss herausstellte.
Wobei die Pandemie nach Einschätzung Feistners, die unter anderem schon Sticker in Kooperation mit dem renommierten Etiketten-Hersteller „Avery Zweckform“ gestalten durfte, letztlich eine große Rolle für den Misserfolg des Ladens gespielt hatte. Denn nicht nur die Kunden mussten zwangsweise immer wieder aufgrund von Lockdowns dem Geschäft fernbleiben, auch ihre Workshops konnte Feistner kaum anbieten. „Hinzu kommt, dass die Gemeinde wohl auch nicht der beste Standort für ein derartiges Geschäft ist“, zeigt sich die Mutter zweier Kinder durchaus auch selbstkritisch.
Rahmenbedingungen sind in den vergangenen Jahren nicht besser geworden
Und die Rahmenbedingungen wurden mit den Jahren nicht besser: So machte auch der Ukraine-Krieg und die daraus resultierende Inflation der 36-Jährigen das Leben als Geschäftsfrau schwer. „In Krisenzeiten, wenn man aufs Geld schauen muss, kaufen die Leute halt lieber Toilettenpapier und Nudeln, als Künstlerbedarf“, sagt Feistner ohne jeglichen Groll. „Das kann ich völlig nachvollziehen.“ So kam bei ihr – trotz coronabedingt verspäteter Eröffnungsfeier Anfang 2023 – immer öfter der Gedanke auf, das Geschäft zu schließen.
„Ich habe das schon einige Monate mit mir herumgetragen“, erinnert sich die 36-Jährige, auch wenn ihr die endgültige Entscheidung, dicht zu machen, „natürlich schwer gefallen“ sei. Als sie den Entschluss dann erstmals laut gegenüber ihrem Mann ausgesprochen habe, „war das aber eine Art Befreiung für mich“. Denn nicht nur der finanzielle Verlust, auf den sie nicht genauer eingehen will, und die große Belastung als One-Women-Show mit Ladengeschäft und Online-Shop haben ihr nach eigenen Angaben zugesetzt. Auch die Bürokratie sei für sie eine extreme Herausforderung gewesen. „Am Ende habe ich eigentlich nur noch Buchhaltung gemacht“, sagt die sympathische junge Frau, die sich jetzt darauf freut, sich „wieder mehr um die Kreativität kümmern zu können“.
Produkte gibt‘s online sowie im SB-Schränkchen
Denn das Handlettering oder die Herstellung personalisierter Produkte will sie auf keinen Fall aufgeben. Vom Stiftetui mit Wunschgravur über personalisierte Vorratsgläser bis zu advent- und weihnachtlichen Artikeln wie personalisierte Adventskalender und Karten für die Festtage wird das Sortiment reichen. Zu kaufen gibt es die Artikel beispielsweise im Selbstbedienungsschrank. Dieser ist derzeit noch vor dem Geschäft an der Glonner Straße positioniert, wird demnächst aber in den Vorraum des Fitnessstudios „fit+“ an der Westerhamer Straße 2 umziehen. Dann wird Feistner das Schränkchen auch wieder mit saisonalen Artikeln befüllen. Außerdem wird sie ihre Kunstwerke und Geschenkartikel weiterhin online über die Adresse www.pueppiundlotta.com vertreiben.
Und wenn sich auch diese Geschäftsstrategie am Ende finanziell nicht rechnet? „Dann suche ich mir halt wieder einen Job als Angestellte“, sieht sie ihre berufliche Zukunft pragmatisch. Ihr Fazit als Geschäftsinhaberin fällt, der Schließung des Geschäfts zum Trotz, letztlich auch alles andere als negativ aus. „Es war nicht immer alles schön, es gab natürlich auch furchtbare Tage“, gibt die 36-Jährige zu, aber: „Ich bereue es überhaupt nicht und habe in dieser Zeit unfassbar viel gelernt.“