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Ein Berufsbild im Wandel

Faszination Tod oder TikTok-Trend? Fabian (20) wird Bestatter – und spricht über seine Gefühle

Florian Weidenspointner ist 20 Jahre und steckt mitten in seiner Ausbildung zum Bestatter
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Florian Weidenspointner ist 20 Jahre und steckt mitten in seiner Ausbildung zum Bestatter.

Überraschender Trend: Immer mehr junge Menschen entscheiden sich für den Beruf des Bestatters. Einer davon ist Florian Weidenspointner. Der 20-Jährige macht seine Ausbildung beim Bestattungsunternehmen Hartl, das unter anderem einen Standort in Bad Aibling hat. Was den Beruf für ihn so reizvoll macht.

Bad Aibling/Prien – An die erste Begegnung mit einer verstorbenen Person kann sich Florian Weidenspointner noch sehr gut erinnern. Mitten im Raum stand ein Sarg. Als das Sargoberteil geöffnet wurde, lag eine ältere Frau darin. „Die Gefühle, die man bei der ersten verstorbenen Person empfindet, vergisst man nie“, sagt Weidenspointner.

In Erinnerungen versunken sitzt der 20-Jährige an einem großen Tisch in einem Büro des Bestattungsunternehmens Hartl. Im schwarzen Anzug, weißen Hemd und dunkler Krawatte denkt er über die Anfangszeit seiner Ausbildung nach. Mittlerweile ist Weidenspointner im zweiten Lehrjahr. Sein ständiger Begleiter ist dabei der Tod. Am Anfang war das Thema noch neu für ihn. „Als der Sarg geöffnet wurde, habe ich ein leichtes Unbehagen gespürt und etwas Übelkeit. Dann kam die Akzeptanz“, erinnert sich der Auszubildende.

Aus Spaß wird Ernst

Dass Weidenspointner mal Bestatter werden möchte, hätte er sich selbst in seinen kühnsten Träumen nie vorstellen können. Die Idee dazu entstand aus einer „Gaudi“ heraus. „Ein Freund von mir hat mir den Beruf zum Spaß empfohlen“, sagt er. Doch Weidenspointner kam ins Grübeln und dachte sich. „Warum eigentlich nicht?“ Er absolvierte ein Praktikum im Bestattungsunternehmen Hartl in Prien. Das habe ihm sehr viel Spaß gemacht. Nun sitzt er am selben Ort und macht seine Ausbildung.

„Das Besondere an dem Beruf ist für mich die Arbeit mit den Verstorbenen und deren Angehörigen“, sagt Weidenspointner. Es sei ein schönes Gefühl, wenn die Hinterbliebenen zufrieden sind „und während der Beerdigung loslassen können: Auch weil sie spüren, dass sie sich auf uns verlassen können“. Gerne hört er während der Beisetzungen den Geschichten über die Verstorbenen zu. Wenn die Verwandten über deren Jugend erzählen und welches Leben sie geführt haben. „Wichtig ist aber auch, Abstand zu halten, damit die Geschichten einem nicht zu nahe gehen“, sagt der Wildenwarter.

Florian Weidenspointner (20) will Bestatter werden.

Doch nicht nur die Aufbereitung einer schönen Beerdigung ist für Weidenspointner das Besondere an seiner Tätigkeit. Die Ausbildung zum Bestatter ist gefüllt mit abwechslungsreichen Aufgaben. So lernte er in seinem ersten Ausbildungsjahr die Urnenbeisetzung kennen, die Überführung der Verstorbenen und musste die Gräber ausheben und nach der Beerdigung wieder schließen.

Auch ein Besuch im Druckservice absolvierte der 20-Jährige bereits. „Da lernt man die Bildbearbeitung und das Setzen der Sterbebilder kennen. Das war sehr interessant“, so Weidenspointner. In den kommenden Ausbildungsjahren stehen Tätigkeiten im Büro, Trauergespräche und die hygienische Versorgung der Verstorbenen auf dem Lernplan. Mit dabei ist auch der theoretische Teil. In einer Berufsschule in Bad Kissingen lernen die Auszubildende die Rechtslage, Buchhaltung, Deutsch und Englisch kennen. „Für den Fall, dass man die Beratungsgespräche auf Englisch führen muss“, sagt Weidenspointner.

Ein Beruf, der junge Menschen fasziniert

Für den Auszubildenden steht eines fest. Es ist ein Beruf, der einfach anders ist. „Zum einen hat man die soziale Komponente, weil man viel Kontakt mit den Angehörigen hat und zum anderen lernt man auch was Handwerkliches, wenn man mit den Särgen arbeitet“, sagt Weidenspointner. Ihn wundert es daher nicht, dass der Beruf bei jungen Menschen immer beliebter wird. Er selbst ist einer von acht Auszubildenden im Bestattungsunternehmen Hartl, die unter anderem Standorte in Bad Aibling, Prien am Chiemsee und Rosenheim haben.

Woran das liegt, weiß der Geschäftsführer und Bestattermeister Thomas Hartl. Er ist auch Dozent im Ausbildungszentrum in Bad Kissingen und sieht, dass die Auszubildenden immer jünger werden. Und das liegt nicht nur daran, dass der Beruf abwechslungsreich und interessant ist.

In der Hauptstelle in Prien am Chiemsee werden die Azubis in die berufliche Welt des Bestatters herangeführt.

„Viele haben schon Erfahrungen mit dem Tod gemacht, wenn zum Beispiel die Oma oder der Opa gestorben ist. Wenn dann die jungen Leute nicht mit in den Prozess des Abschieds und der Organisation der Beerdigung eingebunden werden, dann wollen sie umso mehr wissen, was genau dahinter steckt“, erklärt Hartl. Heißt, sie beschäftigen sich selbst mit dem Thema rund um die Beerdigung und Trauer und wollen die Prozedur genau verstehen. Einige kommen deshalb auf die Idee, Bestatter zu werden. Auch das Statistische Bundesamt teilte mit, dass es derzeit so viele Auszubildende zur Bestattungsfachkraft gibt wie nie zuvor. So gab es 2013 über alle Ausbildungsjahre hinweg noch insgesamt 290 Auszubildende und Ende 2023 waren es, mit 860, mehr als doppelt so viele.

Florian Weidenspointner hat dafür eine Erklärung. Auch Social Media trage heutzutage dazu bei, dass der Beruf populärer wird. Gerade auf der Internet-Plattform TikTok werden viele Einblicke in den beruflichen Alltag eines Bestatters gezeigt. Für viele ist damit das Interesse an diesem Job geweckt. „Ich persönliche nutze kein TikTok. Aber ich habe gehört, dass es viele Bestatter gibt, die darüber populär wurden.“

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