Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Faschingsgilde feiert 60-jähriges Bestehen

Rauschende Nächte, nächtliche Räusche – und ein Brand: Erinnerungen aus dem Vagener Fasching

Die Faschingsgilde Vagen ist seit 60 Jahren Garant für spektakuläre Faschingsumzüge. Präsident Stefan Chmel (links) und zweiter Präsident Stefan Riederer stehen heute an der Spitze der Faschingsgilde, während Ehrenpräsident Franz Xaver Engl die Geschicke des Vereins von 1987 bis 1995 leitete.
+
Die Faschingsgilde Vagen ist seit 60 Jahren Garant für spektakuläre Faschingsumzüge. Präsident Stefan Chmel (links) und Zweiter Präsident Stefan Riederer stehen heute an der Spitze der Faschingsgilde, während Ehrenpräsident Franz Xaver Engl die Geschicke des Vereins in den 80er- und 90er-Jahren leitete.

Die Faschingsgilde Vagen, 1964 gegründet, startet am 11.11. mit der Vorstellung des Prinzenpaars in eine Jubiläumssaison. Was den Fasching in Vagen so besonders macht – und welche rauschenden Nächte in Erinnerung geblieben sind.

Feldkirchen-Westerham – Er lässt sich weder im Hubschrauber einfliegen noch auf dem Rücken eines Elefanten oder Kamels kutschieren: Wenn Franz Xaver Engl (75) nach Vagen bei Feldkirchen-Westerham unterwegs ist, dann in der Regel auf seinem kleinen Elektromobil. Denn der Mittenkirchner ist nicht mehr so gut zu Fuß. Auch am 11.11. wird Engl die Strecke von Mittenkirchen bei Bruckmühl nach Vagen auf sich nehmen. Dann wird im Vereinsheim das Prinzenpaar der Faschingsgilde Vagen für die nun beginnende Jubiläumssaison präsentiert. „Da bin ich auf jeden Fall dabei“, sagt der 75-Jährige, der als einer von zwei Ehrenpräsidenten dort natürlich nicht fehlen darf.

Als 1964 einige faschingsbegeisterte Vagener die Idee, eine Faschingsgilde zu gründen, in die Tat umsetzten, war Engl zwar noch nicht mit von der Partie. Doch nur sieben Jahre später trat der Mittenkirchner der Faschingsgilde bei – und sollte fortan maßgebliche Rollen in der Organisation übernehmen, die die Gilde bis heute prägen. 1983 übernahm Engl das Amt des Zweiten Präsidenten, ehe er 1987 an die Spitze der Faschingsgilde gewählt wurde. Ein Amt, das er acht Jahre beziehungsweise fünf Saisons – die Gilde präsentiert nur alle zwei Jahre ein neues Prinzenpaar und lädt zum großen Faschingszug –ausübte.

Erst nach der Faschingssaison 1995 ließ Engl neues Personal ans Ruder. „Ich habe es so lange gemacht, bis ich sagen konnte: ,Die Jungen machen es genauso gut‘“, erinnert sich der Mittenkirchner zurück. Dem zu dieser Zeit bereits allerdings auch seine Gesundheit zu schaffen machte. „Ich wollte bei den Umzügen halt auch nicht mit Hakelstecken mitmarschieren“, sagt Engl, der mittlerweile nicht nur auf sein Elektromobil, sondern auch auf einen Rollator angewiesen ist. Dennoch ist er der Gilde bis heute treu geblieben.

Vom ersten Prinzenpaar bis zum Elefanten-Auftritt: Die Geschichte des Vagener Faschings in Bildern

Eindrücke vom Fasching in Vagen
Eindrücke vom Fasching in Vagen © Faschingsgilde Vagen
Eindrücke vom Fasching in Vagen
Eindrücke vom Fasching in Vagen © Faschingsgilde Vagen
Eindrücke vom Fasching in Vagen
Eindrücke vom Fasching in Vagen © Faschingsgilde Vagen
Eindrücke vom Fasching in Vagen
Eindrücke vom Fasching in Vagen © Faschingsgilde Vagen
Eindrücke vom Fasching in Vagen
Eindrücke vom Fasching in Vagen © Faschingsgilde Vagen
Eindrücke vom Fasching in Vagen
Eindrücke vom Fasching in Vagen © Faschingsgilde Vagen
Eindrücke vom Fasching in Vagen
Eindrücke vom Fasching in Vagen © Faschingsgilde Vagen
Eindrücke vom Fasching in Vagen
Eindrücke vom Fasching in Vagen © Faschingsgilde Vagen
Eindrücke vom Fasching in Vagen
Eindrücke vom Fasching in Vagen © Jeannette Wolf

Und hat daher natürlich auch viele Anekdoten auf Lager, die Engl beim Erzählen einen schelmischen Ausdruck ins Gesicht zaubern. So ist ihm beispielsweise in Erinnerung geblieben, wie 1970 das damalige Prinzenpaar Uli I. (Ursula Schäffler) und Hans I. (Hans Hinterseher) auf einem Elefanten und in Begleitung von Kamelen zum Faschingsumzug angeritten kam. Tiere, die ein Zirkus, der bei Holzolling sein Winterquartier bezogen hatte, zur Verfügung stellte. In anderen Jahren sah er Prinzenpaare per Heißluftballon oder Hubschrauber einfliegen.

Auch an viele rauschende Ballnächte und hin und wieder an nächtliche Räusche kann sich der heute 75-Jährige noch gut erinnern. „Einmal war die Prinzessin aus Berchtesgaden in Vagen zu Gast“, erzählt der Rentner mit einem Glanz in den Augen. „Die hatte vielleicht einen Rausch....“ Zu mehr als dieser Andeutung will sich der Ehrenpräsident dann aber doch nicht hinreißen lassen.

Engl gilt als Vater des Vagener Kinderfaschings

Kurios auch Engls Erinnerungen, wie es letztlich zur Vereinbarung zwischen Vagen und Bad Aibling gekommen war, sich jedes Jahr mit dem Faschingsumzug abzuwechseln. „Am Anfang war es so, dass die Aiblinger gar nicht abwechseln wollten“, behauptet der 75-Jährige. Nachdem dann aber beim Vagener Umzug rund 10.000 Zuschauer die Straßenränder gesäumt hätten, beim Umzug in der Kurstadt dagegen nur ein Bruchteil davon, sei die Faschingsgilde Bad Aibling dann doch recht schnell auf den Vorschlag eingegangen. Heute sei das Verhältnis zwischen den Gilden aber „sehr gut“.

Zu den wichtigsten Erinnerungen des ehemaligen Präsidenten gehört aber zweifelsohne diese positive: „Ich bin froh, dass wir in all den Jahren nie einen schweren Unfall hatten“, erzählt Engl, der unter anderem als Vater des Vagener Kinderfaschings gilt. „In einem Jahr hat zwar mal ein Umzugswagen gebrannt“, erinnert sich Engl. Doch auch dieser Vorfall sei letztlich bis auf ein paar Brandwunden und einige angekokelte Bretter relativ glimpflich verlaufen.

Startschuss zum Jubiläum fällt am Montag, 11. November

Die Faschingsgilde Vagen, die vor 60 Jahren gegründet worden war, startet am Montag, 11.11., in ihre Jubiläumssaison. Ab 20 Uhr werden im Vereinsheim in Vagen der neue Hofstaat vorgestellt sowie das Geheimnis ums neue Prinzenpaar gelüftet. Für die musikalische Unterhaltung sorgt die „Vonga Vierer Blosn“. Der Eintrittspreis beträgt 8 Euro inklusive Brotzeit.

Dass sie in einigen Jahren oder Jahrzehnten ebenfalls eine unfallfreie Bilanz ziehen kann, das wünscht sich mit Sicherheit auch die heuer frisch gewählte Spitze der Faschingsgilde, die aus Präsident Stefan Chmel (34) und dem Zweiten Präsidenten Stefan Riederer (31) besteht. Jetzt sind die beiden aber erst einmal froh, dass die Saison bald startet. „Ich freue mich einfach, wenn‘s jetzt dann losgeht“, sagt beispielsweise Chmel, der sein Amt als „große Ehre“ bezeichnet.

Prinzenpaar für die Jubiläumssaison: Nur gut eine Handvoll Personen ist eingeweiht

Für den Auftakt am Montag, 11. November, ist jedenfalls das Wichtigste bereits geregelt – nämlich ein Prinzenpaar für die Jubiläumssaison gefunden. „Ich denke, dass wir da eine sehr gute Wahl getroffen haben“, sagt Riederer, der noch nicht mehr verraten will und darf. Schließlich ist diese Personalie bis zuletzt sogar für enge Freunde und Verwandte der Regenten ein absolutes Geheimnis. Derzeit weiß nach Angaben der amtierenden Präsidenten gerade mal eine gute Handvoll an Personen Bescheid.

Selbst die Eltern von Prinz und Prinzessin werden in der Regel erst kurz vor der Präsentation eingeweiht – was nach Angaben von Engl auch schon vor Jahrzehnten so war. „Als mein Bub Prinz war, habe ich das lange nicht gewusst“, erinnert sich der Mittenkirchner ans Jahr 2009 zurück. „Erst bei einem Essen kurz vor dem 11.11. hat er mir das gesagt.“ Und damit beim ehemaligen Präsidenten heftige Emotionen ausgelöst: „Freilich ist man da sehr stolz, wenn der Prinz aus der eigenen Familie kommt.“

Doch neben der Geheimniskrämerei rund um die Regentschaft gibt es noch weitere Dinge, die sich in der 60-jährigen Geschichte der Faschingsgilde Vagen scheinbar nicht geändert haben. „Die Gemeinschaft, die bei uns herrscht, die hat dieses Faschingsgefühl immer ausgemacht“, sagt Engl. „Das ist einfach ein eingeschworener Haufen.“ Was die beiden amtierenden Präsidenten nur bestätigen können. „Selbst wenn jemand in der Gilde irgendwann aufhört, ist er eigentlich nie ganz raus“, sagt Chmel.

Stefan Riederer: „Für Faschingsmuffel ist die Gilde perfekt.“

Und wie ist es um die Zukunft der Gilde bestellt? Zwar merke auch die Vagener Faschingsgilde, „dass der Nachwuchs fehlt“, wie Chmel betont, aber: „Wir profitieren da extrem von der Trachtenjugend.“ Und vielleicht finden sich ja auch bei den zahlreichen Veranstaltungen, die für die Jubiläumssaison geplant sind, wieder der ein oder andere neue Mitstreiter. Wobei Riederer mit einem Schmunzeln betont, dass ein Engagement in der Gilde vor allem Verkleidungsgegnern entgegenkäme. „Für Faschingsmuffel ist die Gilde perfekt“, verweist der 31-Jährige auf die einheitliche Kleiderordnung des Hofstaats.

Was die Faschingsgilde gleich beim Auftakt am 11.11. unter Beweis stellen wird. Ein Termin, den Ehrenpräsident Engl keinesfalls verpassen will. Dort hofft er dann, „mit den Richtigen am Tisch“ zu sitzen, um ein bisschen in der Vergangenheit schwelgen zu können, denn: „Da kommen dann schon viele Erinnerungen auf.“ Und auch ein paar weitere Termine der Jubiläumssaison will der 75-Jährige nicht verpassen. Sein kleines Elektromobil steht auf jeden Fall bereit.

Kommentare