Vom Marsch zum Showtanz
„Wir streuen überall Glitzer darauf“: So will die Stadtgarde Wasserburg beim Jubiläum glänzen
Der Wasserburger Fasching steht in diesem Jahr unter besonderen Vorzeichen: Die Stadtgarde feiert ihr 60-jähriges Bestehen und die Kindergarde wird 20. Einiges hat sich in der Zeit verändert, doch das Ziel bleibt dasselbe: Ein bisschen Glitzer in die triste Jahreszeit zu streuen.
Wasserburg – Der Wasserburger Fasching wird dieses Jahr besonders: Nicht nur gibt es nach fünf langen Jahren mit Prinzessin Julia I und Prinz Stefan I, alias Julia Lux und Stefan Gartner, endlich wieder ein Prinzenpaar, heuer feiert die Stadtgarde auch ihr 60-jähriges Bestehen, die Kindergarde wird 20 Jahre alt. 1965 begann alles, damals zogen der faschingsbegeisterte Karl Estermann und Elfriede Gabriel, damals noch Garde-Mädchen, heute Ehrenpräsidentin und von der Stadtgarde auch liebevoll „Faschings-Omi“ genannt, mit einem eigenen Faschingswagen durch die Straßen.
„Ich denke, damals ging es vor allem darum, 20 Jahre nach Kriegsende endlich wieder Leben in die Bude zu bekommen“, erzählt Andy Mayer, aktive Tänzerin, Schriftführerin im Verein und eine der Verfasserinnen der Festschrift. Vieles habe sich in den vergangenen 60 Jahren verändert, damals tanzte die Garde beispielsweise noch Marsch, heute sieht sie sich als Showtanzgruppe. Doch das Ziel ist nach wie vor dasselbe. „Der Januar und Februar sind oft trist und grau, wir streuen überall ein bisschen Glitzer drauf und schon ist es bunt und lustig.“
23 aktive Tänzer hat die Stadtgarde derzeit, davon sind vier Männer. „Leider sind sie wie in jedem Tanzsport weiterhin Mangelware“, sagt Mayer bedauernd. Ansonsten strotze die Stadtgarde aber nur vor Leben. 26 Kinder sind zurzeit bei den Tanzstrolchen aktiv. Der Nachwuchs sei also gesichert. Von Altersschwäche sei deshalb auch nach 60 Jahren nicht zu merken.
Die meisten schon seit Kindertagen mit dabei
„Wir sind wirklich eine eingeschworene Gemeinschaft“, sagt Mayer, die selbst vor fünf Jahren durch eine „im wahrsten Sinne des Wortes Schnapsidee“, wie sie sagt, dazu gekommen ist. „Ich war mit einer Freundin feiern und wir dachten uns, Tanzsport zu machen, wäre toll.“ Nach einigen Probetrainings blieb Mayer schließlich bei der Garde und will sie auch nicht mehr missen. Genau wie viele der anderen Tänzerinnen. „Die meisten sind schon seit Kindertagen mit dabei“, sagt Mayer, denn: „Es ist einfach ein Riesenspaß.“ Obwohl es manchmal stressig werden kann. Besonders sei dies im November und Dezember, wenn die letzten Vorbereitungen für den Fasching noch getroffen werden müssen, gleichzeitig aber die Vorweihnachtszeit startet, der Fall. „Am Christkindlmarkt betreiben wir auch noch unseren eigenen Stand“, sagt Mayer. „Da heißt es dann auch bei uns Garde-Mädels: Warum genau tun wir uns das eigentlich nochmal an?“, gibt sie schmunzelnd zu. Beim Faschingsstart im Januar sei das alles aber schon wieder vergessen.
Fasching in Wasserburg
11. Januar: Badriazzo
12. Januar: Kindergarde-Festival
7. Februar: Showtanz-Festival
8. Februar: Ü-30-Party
9. Februar: Kinderkuglball
27. Februar: Unsinniger Donnerstag „Udo“
2. März: Faschingsumzug durch Wasserburg
4. März: Faschings-Kehraus
Interessierte können die Festschrift der Stadtgarde vor Ort für 8 Euro erwerben.
Zu tanzen, das sei schlicht eine „Riesen-Gaudi“, erzählt Mayer. 35 bis 40 Auftritte meistert die Stadtgarde jährlich, manchmal sind es drei, vier an einem Tag. Mit dem Bus fahren die aktiven Tänzer von Braunau in Österreich bis nach Niederbayern, teils auch am selben Tag. „Da kommen schon einige Kilometer zusammen“, sagt Mayer. Spaß unterwegs sei da vorprogrammiert.
Jubelgarde aus ehemaligen Tänzern
Auch in diesem Jahr werden die Aktiven wieder um die 40 Auftritte in den neun Faschingswochen absolvieren, dieses Mal zusätzlich begleitet von der Jubelgarde. Anlässlich des 60-jährigen Bestehens hätten sich 30 ehemalige Tänzer dazu bereit erklärt, vier bis fünfmal werden sie auf der Bühne stehen und das Programm der Showtänzerinnen umrahmen. „Wir haben intern einen Aufruf gestartet und sofort haben sich Ehemalige gemeldet, die mitmachen wollten“, erzählt Mayer. Auch daran sei deutlich zu erkennen, wie eingeschworen die Gemeinschaft sei. Faschings-Omi, Ehrenpräsidentin und Gründungsmitglied Elfriede Gabriel werde ebenfalls mit dabei sein, aus gesundheitlichen Gründen zwar nicht tanzend, aber das Jubiläumsjahr wollte sich die 79-Jährige nicht entgehen lassen. Es wird also voll werden auf der Bühne, offizieller Start ist der Badrizzo am 11. Januar. Dann wird die Stadtgarde auch endlich ihr Motto für dieses Jahr verraten.
In 60 Jahren ist das Thema übrigens noch nie durchgesickert, auch heuer nicht, obwohl die Wasserburger bereits zwei Auftritte hatten. „Es ist schon immer wieder faszinierend, zu sehen, wie so viele Leute so dicht halten“, sagt Mayer. Besiegelt werde das Stillschweigen übrigens mit einem eigenen Garde-Schwur, denn klar ist: Das Faschingsleben ist etwas Besonderes, eine Art Lebensstil. „Es heißt ja auch nicht umsonst die fünfte Jahreszeit“, so Mayer.