Jahresrückblick: Ramerberg und die Südostbayernbahn
Es ruckelt kräftig beim Bahnbetrieb in Ramerberg
Die Bahn sorgt für Aufregung in Ramerberg: Erst die Degradierung zu einer Bedarfshaltestelle und dann auch noch der folgenschwere Dammrutsch in Anger.
Ramerberg - „Es fährt ein Zug nach Nirgendwo“ titelten wir im Januar 2022, als der Bahnhof der Gemeinde Ramerberg von der Südostbayernbahn zur Bedarfshaltepunkt degradiert wurde. Damals ahnte noch niemand, dass man bereits ein knappes Jahr später froh sein würde, wenn überhaupt mal wieder ein Zug in Ramerberg halten würde. Ein Dammrutsch bei Anger brachte nämlich im September 2022 den gesamten Zugverkehr zwischen Rosenheim und Wasserburg zum Erliegen. Und auch diesmal gab es Beschwerden über die Kommunikation mit der Bahn.
„Der Haltepunkt Ramerberg ist bei allen Zügen ab Fahrplanwechsel ein Bedarfshalt“, schrieb die Südostbayernbahn unter dem Stichpunkt „Fahrplanwechsel“ am Ende des Jahres 2021 auf ihrer Internetseite. Ein Fakt, der seit dem 12. Dezember 2021 galt und in Ramerberg für Irritationen sorgte. In der Gemeinderatssitzung im Januar 2022 kündigte Bürgermeister Manfred Reithmeier (UWR) an, bei der Bahn nach den Beweggründen für diese neue Regelung zu fragen. Außerdem brachte er seine Verwunderung darüber zum Ausdruck, dass weder er als Bürgermeister noch die Verwaltung über die neuen Bestimmungen informiert wurden.
Irritiert zeigten sich damals auch die Fahrgäste über die Änderung, die ohne große Bekanntmachung erfolgte: Als Yannic Tischer aus Ramerberg seine Schule in Rosenheim frühzeitig verließ, weil er sich unwohl fühlte, kam er leider nicht entspannt und auf direktem Weg nach Hause. Der 17-Jährige trat an diesem Morgen ziemlich allein die Rückfahrt im Zug von Rosenheim nach Ramerberg an, weil alle anderen noch die Schulbank drückten. Yannic wusste nicht, dass er neuerdings einen Halt in Ramerberg anfordern muss, wenn er dort aussteigen möchte. So reagierte der Schüler perplex, als der Zug durch Ramerberg durchfuhr. „Er kam nicht mal dazu, laut zu rufen, weil er so überrascht war“, schilderte seine Mutter und Gemeinderätin Simone Tischer (UWR) den Vorfall.
Kaum hatte man sich in Ramerberg an diese neuen Bedingungen im Zugverkehr gewöhnt, da passierte ein folgenschwerer Dammrutsch bei Anger. Bürgermeister Manfred Reithmeier beschrieb das Szenario folgendermaßen: „Das Bahngleis hängt bei uns im Ortsteil Anger einen Meter in der Luft, da kann man wirklich froh sein, dass nichts Schlimmeres passiert ist.“ Ein Schienenersatzverkehr wurde vonseiten der Bahn eingerichtet. Er funktionierte allerdings in den ersten Tagen sehr umständlich. Ein Beispiel: Antonia Kuhn (19) aus Rosenheim schilderte der Wasserburger Zeitung ihre Irrfahrt von Altötting nach Rosenheim. Dreieinhalb Stunden brauchte die Studentin für die Strecke.
Wieder gab es nur wenig Informationen durch die Bahn. Und auch auf die Frage nach der Ursache für den Dammrutsch gibt es nach wie vor keine Antwort. Die Untersuchungen würden noch laufen, erklärte die Bahn auf Anfrage. Es seien Sachverständige eingebunden worden. Untersucht werde unter anderem, welchen Einfluss die massiven Regenfälle Ende September auf die Stabilität des Bahndamms gehabt hätten. Außerdem werde geprüft, inwieweit möglicherweise auch Bauarbeiten von Dritten auf einem Fremdgrundstück in Zusammenhang mit dem Dammrutsch stehen könnten. Ein abschließendes Ergebnis liege noch nicht vor.
Reithmeier hatte außerdem bereits Anfang Oktober im Gespräch mit der Bahn den Vorschlag gemacht, zumindest die Züge von Rosenheim bis Ramerberg wieder fahren zu lassen – und von Ramerberg wieder zurück nach Rosenheim. Ob das gehe, müsse die Bahn aber erst prüfen, habe man ihm als Antwort gegeben, erklärt der Bürgermeister.
Unmut über mangelnde Information auch in der Nachbargemeinde Rott
Die Bahn prüfte wohl recht ausgiebig, denn auch die Anfragen von Bürgermeister Daniel Wendrock aus der Nachbargemeinde Rott blieben zunächst unbeantwortet. Wendrock machte seinem Ärger Luft: „Eine Inbetriebnahme zumindest des Streckenabschnitts Rosenheim-Rott wurde mehrfach in Aussicht gestellt – ist aber nach wie vor nicht erfolgt. Darüber sowie über die schleppende Informationspolitik der Südostbayernbahn wächst bei der Gemeinde Rott die Verwunderung“, teilte das Gemeindeoberhaupt mit. „Immer mussten wir pro-aktiv auf die Südostbayernbahn zugehen, um Informationen zu bekommen“, erklärte das Gemeindeoberhaupt.
Auf Nachfrage des OVB hieß es vonseiten der Südostbayernbahn: „Wir bedauern, dass sich die Gemeinde nicht ausreichend informiert fühlt. Ab dem 9. Januar 2023 wird die Strecke Rott – Rosenheim wieder mit unseren Triebwagen der BR 628 befahren und dann besteht nur noch zwischen Wasserburg und Rott Schienenersatzverkehr.“ Wann der Zugverkehr zwischen Rosenheim und Wasserburg wieder rollen kann, bleibt ungewiss. „Aktuell rechnen wir mit Ende März 2023. Witterungsbedingte Einschränkungen sind darin noch nicht berücksichtigt“, so die Bahn.
