Kunst kennt kein Alter
Ex-Starkoch begeistert in Bad Aiblinger Seniorenheim als Maler - und ist wieder ein Preisträger
Früher zauberte Yannick Dourdoigne Kunst auf den Teller, heute lebt er seine Kreativität in der Malerei aus. In einem Bad Aiblinger Seniorenheim stehen mittlerweile unzählige seiner Bilder. Und mit 72 Jahren stellt sich langsam der Erfolg ein.
Bad Aibling – Dass viel „Fantasie in meinem Kopf ist“, wird beim Blick auf die Gemälde von Yannick Dourdoigne sofort klar. Mit einer Gehhilfe setzt der 72-Jährige vorsichtig einen Schritt vor den anderen im Eingangsbereich der „Seniorenresidenz Ghersburg“. Die Bad Aiblinger Einrichtung ist seit zwei Jahren die Heimat des Rentners, der zuvor in Bad Feilnbach zuhause war. Der bescheidene, freundliche Mann kommt eigentlich aus Frankreich, sein erlernter Beruf führte ihn jedoch schon vor vielen Jahren nach Deutschland.
Denn neben Stationen in den USA, Kanada oder Japan arbeitete er als anerkannter Koch viele Jahre in einem Münchener Restaurant, war zuvor bereits erfolgreicher Sternekoch in Südfrankreich. Dem OVB verriet er, dass er schon immer viel Wert auf Ästhetik gelegt habe, also auf Kunst auf dem Teller. So mussten Speisen stets harmonisch und ansehnlich angerichtet werden. Dennoch suchte er schon früh in der richtigen Kunst einen Ausgleich zum kräftezehrenden Berufsalltag. Dourdoigne im vergangenen Jahr: „Ich habe schon als Jugendlicher, als 15-Jähriger, immer ganz gerne gemalt.“ Die Malerei wurde also schnell zur Verschnaufpause neben dem Küchen-Stress.
„Zwei Aquarellbildern pro Tag“
Nun, im Ruhestand, ist für Dourdoigne daraus mehr als nur ein Stress-Ausgleich geworden. Von „zwei Aquarellbildern pro Tag“, die der Rentner anfertigt, ist die Rede. Gerne lässt er sich dabei von der Bad Aiblinger Natur und den Bauten inspirieren. Seine Bilder zeigen idyllische Landschaften, Tiere oder Kirchtürme. Davon begeistert zeigt sich auch die Mitinhaberin des Seniorenzentrums, Irene Heuser. Das „Sozialwerk Heuser“, das bundesweit Seniorenzentren und sozialtherapeutische Einrichtungen führt, hat die Aiblinger Ghersburg-Residenz vor vielen Jahren übernommen. Die renommierte Architektin Irene Heuser ist selbst Kunsttherapeutin und weiß, wie wichtig Kunst für Menschen im Alter sein kann.
„Es ist so toll, zu sehen, wie er darin aufgeht und er kann mit seiner Kunst auch andere Menschen dazu animieren.“ Schließlich werde ein Seniorenheim von manch einem älteren Menschen schlicht als die „letzte Station“ empfunden und die Kunst könne vielen helfen, noch einmal eine neue Leidenschaft und damit neue Lebenslust zu entfachen. Heuser kennt Beispiele, bei denen teilweise Menschen mit über 90 Jahren die Malerei für sich entdeckt haben.
Erneut bei Kunstausstellung abgeräumt
Heuser selbst inszeniert seit 19 Jahren die internationale Ausstellung „Kunst auf Bayerns Burgen“. Während der ehemalige Sternekoch Yannick Dourdoigne bereits im vergangenen Jahr an der Burg Lengenfeld in der Oberpfalz abgeräumt hatte, konnte er nun im Rahmen der 19. Internationalen Ausstellung „Kunst auf Bayerns Burgen“ auf der Kaiser- und Herzogsburg in Burglengenfeld erneut feiern und gewann dort den 1. Preis. Für die Ausstellung wurden 742 Bilder aus neun Ländern eingesandt. Mit der jährlichen Veranstaltung stellt das Sozialwerk Werke von psychisch und seelisch beeinträchtigten Künstlern sowie Hobbymalern aus der ganzen Welt aus.
Das diesjährige Gewinnerbild von Yannick Dourdoigne zeigt drei lebhafte Pferde am Strand. Heuser – wie auch die gesamte Jury – findet das Gemälde überaus gelungen. Sie hofft, dass Dourdoigne mit seinem Talent auch andere Menschen im Alter bewegen und animieren kann.
Der 72-Jährige selbst war indes auch in diesem Jahr sichtlich von seinem Erfolg überrascht. Er will an seiner Herangehensweise nichts ändern und seinen Alltag weiterhin mit der Kunst ausfüllen. Durch Irene Heuser weiß der gebürtige Franzose und Wahl-Aiblinger allerdings, dass sich sein Talent deutlich von einfachen Hobbyzeichnungen absetzt. Man darf also gespannt auf seine nächsten Werke und die Ausstellung im kommenden Jahr sein.
