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Perspektiven für die Bildung auf dem Land

Eiselfing übernimmt: Was das für die Zukunft der Mittelschule bedeutet

Haben die Zukunft der Mittelschule Eiselfing fest im Blick: (von links) Konrektorin Eva Dreher, Rektorin Nadine Sauer und Bürgermeister Georg Reinthaler.
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Haben die Zukunft der Mittelschule Eiselfing fest im Blick: (von links) Konrektorin Eva Dreher, Rektorin Nadine Sauer und Bürgermeister Georg Reinthaler.

Es ist noch nicht lange her, da gingen sogar Bürger für die Mittelschule Eiselfing auf die Straße und demonstrierten für ihren Erhalt. Zum 1. Januar ändern sich nun die Besitzverhältnisse. Was dahintersteckt und wie es um die Zukunft der Schule steht.

Eiselfing/Amerang/Schonstett/Babensham/Griesstätt – Die Schülerzahlen sprechen eine deutliche Sprache: Seit einigen Jahren werden nicht nur konstant mehr Kinder an der Grundschule Eiselfing angemeldet, sondern auch an der weiterführenden Mittelschule. Die Prognose geht laut Bürgermeister Georg Reinthaler sogar davon aus, dass die Zahlen in den nächsten drei Jahren an der Mittelschule von heute 120 Kindern und Jugendlichen auf 140 bis 150 steigen könnten.

Die Entwicklung der Schülerzahlen an der Grund- und Mittelschule Eiselfing.

Übertrittsquote zur Mittelschule hat sich stabilisiert

Warum sollte eine solche Bildungseinrichtung auf dem Land also schließen? Reinthaler geht davon nicht aus. „Ich sehe die Zukunft der Mittelschule Eiselfing mittelfristig als gesichert an“, sagt er. Die Übertrittsquote habe sich in den vergangenen Jahren stabilisiert, das Tal mit unter 100 Mittelschülern sei durchschritten. Im Wasserburger Land sei überall wieder ein Trend zu dieser Schulform zu verspüren. Die Mittelschule habe generell an Anerkennung gewonnen, auch weil viele Betriebe die hier absolvierten Abschlüsse wertschätzen würden. In Eiselfing hat sich sogar ein Förderverein gegründet, der sich um finanzielle Sonderaufgaben kümmert, sich als Sprachrohr der Schule versteht sowie engen Kontakt zur heimischen Wirtschaft pflegt.

Damoklesschwert einer Millionen-Sanierung

Trotzdem schwebt über der Mittelschule Eiselfing noch immer, wenn auch weniger bedrohlich als 2021, das Damoklesschwert einer möglichen Schließung. Denn das Gebäude muss dringend saniert werden: eine Millionen-Investition. Nach der Weihnachtspause wird der Gemeinderat Eiselfing den Haushalt für 2025 aufstellen und hier erneut große Summen für Planung und Sanierung einstellen. Instandhaltungen, Reparaturen und Modernisierungen mit Summen im fünf- bis sechsstelligen Bereich finden laut Reinthaler seit Jahren statt, doch ein großer Brocken bereite Sorge: die Sanierung des Dachstuhls, die weitere Maßnahmen mit sich ziehe und mehrere Millionen verschlingen werde. Auch die Sanitäranlagen müssten modernisiert werden. „Es ist ein altes Gebäude, das ist nicht wegzuleugnen“, sagt der Rathauschef. Die Mittelschule Eiselfing besteht aus vier Teilen: der Anfang der 60er Jahre gebauten Grundschule, einem Mittelschul-Trakt aus den 70er Jahren, der Ende der 70er erweitert wurde, und aus einem sogenannten „Neubau“, in den 90ern über der alten Turnhalle errichtet. Die alte Bausubstanz hat laut Reinthaler einen Vorteil: große Klassenräume wie es sie heute kaum noch gibt. Und einen Nachteil: keine Barrierefreiheit.

Der Haupteingang der Schule Eiselfing.

Die Bausubstanz sei zwar von Fachleuten als solide bewertet worden, das problematische Dach werde alljährlich von Statikern überprüft, die bisher keine sicherheitsrelevanten Feststellungen gemacht hätten. Das Dach habe auch der Schneelast vor etwa einem Jahr und den Stürmen des Sommers standgehalten. Trotzdem müsse das Vorhaben angepackt werden, so Reinthaler.

Vorher ist jedoch die Frage abzuklären, mit welchen Fördermitteln die Gemeinde rechnen kann. Die übrigbleibenden Investitionen müssen dann im Schulverband beraten und die Mitgliedsgemeinden per Verbandsumlage finanziell mit beteiligt werden. Auch eine separate Investitionsumlage sei ein Weg. Es bleibt dabei, so Reinthaler: Generalsanierung oder gar Neubau seien nicht zu stemmen, es müsse in Teilabschnitten Stück für Stück saniert werden. 2025 stehe beispielsweise eine umfangreiche EDV-Aufrüstung auf der Agenda.

So steht Amerang zur Mittelschule Eiselfing

Amerangs Bürgermeister Konrad Linner.

Der Ameranger Gemeinderat hatte sich 2021 jedoch auch kritisch mit den Sanierungsplänen auseinandergesetzt. Wie steht die Gemeinde jetzt zur Mittelschule Eiselfing? Bürgermeister Konrad Linner sagt: „Amerang hat die Mittelschule Eiselfing nie infrage gestellt. Doch wir müssen abwägen, inwieweit die Investitionen zukunftsfähig sind.“ Dass Geld in den Bauunterhalt gesteckt werde, sei normal. Auch Teilsanierungen wie die jetzt anstehende Modernisierung der EDV-Leitungen seien notwendig und würden mitgetragen. Doch wenn es an die große Aufgabe Dachsanierung gehe, die weitere Maßnahmen im ganzen Haus nach sich ziehen werde und die Investitionen Richtung 15 bis 20 Millionen Euro gehen würden, „dann ist die Grundsatzfrage wieder da“. Linners Fazit: „Wir fahren auf Sicht.“ Der Ameranger Bürgermeister betont auch, für die Zukunft der Mittelschule Eiselfing wäre es besser, wenn sie zweizügig betrieben werde und alle drei statt zwei Fachrichtungen anbieten könnte. Trotzdem betont der Rathauschef: Das problematische Dach werde von den Gutachtern regelmäßig kontrolliert und als nicht gefährdet bewertet, der Schulbetrieb funktioniere, das Kollegium arbeite sehr gut. Auch deshalb sei der Standort der Mittelschule in Eiselfing nicht gefährdet.

Schonstetts Bürgermeister Paul Dirnecker.

So steht Schonstett zur Mittelschule Eiselfing

Schonstetts Bürgermeister Paul Dirnecker betont auf Anfrage: „Wir haben immer zur Mittelschule Eiselfing gestanden und tun das auch weiterhin.“ Der Erhalt sei für Schonstett nur von Vorteil, auch wenn es die Gemeinde als Mitglied im Schulverband teuer komme. „Bildung im ländlichen Raum ist so wichtig für unsere Betriebe vor Ort, das sollte uns das Geld wert sein“, findet Dirnecker. Die ländliche Mittelschule sei das beste Angebot für die Schüler im Dorf, die nach dem qualifizierten Abschluss viele weitere Bildungsmöglichkeiten hätten: unter anderem im M-Zug in Wasserburg. Auch Dirnecker stellt fest, dass sich das Image der Mittelschule generell zum Positiven gewandelt habe. In Eiselfing zeige sich dies anhand der steigenden Schülerzahlen. Dass das Gebäude einen Sanierungsbedarf habe, sei nicht wegzudiskutieren. Im Schulverband seien die Maßnahmen nun „peu a peu umzusetzen. Das seien kalkulierbare Kosten, an deren Finanzierung sich auch Schonstett beteiligen müsse, über den Schulverband habe die Gemeinde außerdem weiterhin ein Mitspracherecht. „Der nun eingeschlagene Weg ist der richtige“, so das Fazit des Schonstetter Bürgermeisters.

Besitzverhältnisse neu geordnet

Trotzdem könnte sich der Eindruck aufdrängen, Amerang und Schonstett (aus diesen Orten kommen die meisten Schüler, während Wasserburg, Griesstätt und Babensham nur einige wenige schicken) seien nicht mehr verantwortlich, denn zum 1. Januar 2025 ändern sich die Eigentumsverhältnisse. Die Mittelschule Eiselfing gehört dann nicht mehr allen drei Gemeinden beziehungsweise dem Schulverband, sondern geht in den Besitz von Eiselfing über. Bereits 2023 hatte sich der Schulverband laut Reinthaler dazu entschlossen, die Verhältnisse so neu zu ordnen. Eigentlich eine Formalie, die aber ein komplexes Verfahren nach sich zog: Eine Fachanwaltskanzlei wurde zur Beratung herangezogen, ein Wertgutachten erstellt, Sachverständige und Gutachter wurden beauftragt.

Schulsprengel bleibt bestehen

Fest steht: Das Gebäude ist abgeschrieben, der Wert basiert laut Reinthaler in erster Linie auf der Tatsache, dass das Areal in bester Lage im Ortszentrum liege. Das Haus steht nach seinen Aufgaben auf zwei Grundstücken, zum Vermögen würden außerdem noch weitere Areale gehören, die land- und forstwirtschaftlich genutzt und im Außenbereich liegen würden. Das Vermögen betrage, abzüglich des Sanierungsbedarfs für die Immobilie, zusammengerechnet etwa 900.000 Euro. Nach umfangreichen rechtlichen und steuerrechtlichen Betrachtungen, betreut auch von der Kommunalaufsicht beim Landratsamt Rosenheim, sei zum Jahresende die Urkunde zum Vermögensübertrag unterzeichnet, eine Nutzungsvereinbarung mit dem Schulverband aufgestellt worden. Dieser bleibe bestehen, auch der Schulsprengel, nur der Grundschulverband sei aufgelöst worden, so Reinthaler. Die Vertragspartner in allen Angelegenheiten seien jetzt die Gemeinde Eiselfing und der Mittelschulverband.

Diese Änderungen hätten jedoch keinerlei Auswirkungen auf den Schulbetrieb. Und der gilt derzeit als gesichert.

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