Führung am Sonntag, 13. Oktober
Neugierig auf die Welt der Villenbesitzer? Mit Christian Poitsch auf Spurensuche in Bad Aibling
Sie prägen das Stadtbild von Bad Aibling und sind Zeugen einer bewegten Vergangenheit: die Arzt- und Pensionsvillen, Bürgerhäuser und Kurhotels. Ihre Geschichte vermittelt Christian Poitsch bei einer Führung am Sonntag, 13. Oktober. Vorab plaudert er schon ein wenig aus dem „Nähkästchen“.
Bad Aibling – In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich Bad Aibling zu einem bekannten Kurort und wurde 1895 zum Bad erhoben. Damit begannen endgültig die „Goldenen Jahre“ des Kurortes. Diese bilden den Themenschwerpunkt der Führung mit Christian Poitsch, die die Volkshochschulen Bad Aibling und Kolbermoor als Kooperationsveranstaltung am Sonntag, 13. Oktober, anbieten.
Poitsch nimmt die Teilnehmer mit in die Zeit Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts, in der zahlreiche Kurhotels und Kureinrichtungen, Arzt- und Pensionsvillen und Bürgerhäuser in Bad Aibling entstanden. Ein großer Teil der Gebäude, vor allem der Villen, ist auch heute noch original erhaltenen, oftmals in jüngster Zeit auch sehr aufwendig renoviert. Die Teilnehmer erfahren dabei Fakten zur Geschichte des Moorbads und zu den imposanten Gebäuden aus dieser Zeit, kombiniert mit Hinweisen zu typischen Beispielen für die um die Jahrhundertwende modernen Architekturstile.
Herr Poitsch, seit wann gibt es die Führung „Die Goldenen Jahre des Moorbads Aibling“ und wie ist die Idee dazu entstanden?
Christian Poitsch: Die Idee entstand im Vorfeld zum Aiblinger Jubiläum „175 Jahre Kur – 125 Jahre Bad“ im Jahr 2020. Die Führung war als kleine Hommage und als „Geschenk“ von VHS und Stadtmarketing der Stadt Kolbermoor für das Aiblinger Jubiläum gedacht. Das fiel dann alles zwei Jahre lang ins Wasser wegen Corona und konnte erst mit dieser Verzögerung stattfinden. Da die Nachfrage sehr groß war und ist, machen wir die Führung nun ein- bis zweimal im Jahr. Mittlerweile als Kooperationsveranstaltung der beiden Volkshochschulen Bad Aibling und Kolbermoor.
Wie lange ist man bei der Führung ungefähr unterwegs?
Poitsch: Zwei Stunden, Start am Bahnhof.
Gibt es spezielle Fragen der Teilnehmer, die besonders häufig gestellt werden?
Poitsch: Die Fragen sind je nach Gruppe sehr unterschiedlich
Wie ist in der Regel die Mischung aus Einheimischen und Auswärtigen/Gästen?
Poitsch: Ganz wenige Aiblinger. Leider. Mehr aus der näheren Region. Gäste nur sporadisch.
Nächste Führung: Sonntag, 13. Oktober
Die nächste Führung zu den Villen und Kureinrichtungen in Bad Aibling unter dem Titel „Die Goldenen Jahre des Moorbads Aibling“ findet am Sonntag, 13. Oktober, statt. Treffpunkt ist um 14 Uhr am Bahnhof Bad Aibling. Eine Anmeldung ist erforderlich unter www.vhs-kolbermoor.de oder unter Telefon 08031/98338.
Wie viele für die Führung relevante Villen gibt es in etwa in Bad Aibling?
Poitsch: Villen und Bürgerhäuser, die zum Thema passen gäbe es sicher weit über 50, bei der Führung gehen wir etwa an 25 vorbei.
Welche der Häuser sind die geschichtsträchtigsten?
Poitsch: Alte Gebäude haben alle ihre Geschichte, die aber oft gar nicht öffentlich bekannt ist. Für Bad Aibling interessant sind Häuser, in denen Künstler wohnten, wie die Villa Mina (heute Hotel Bihler), wo von 1914 bis zu seinem Tod 1950 der Maler Brynolf Wennerberg wohnte. Natürlich sind die Hotels auch voller Geschichten, Schuhbräu, Johannisbad, nicht mehr existent Deutscher Hof/Wilhelmsbad, Ludwigsbad oder Duschl Post.
Welches ist das älteste Gebäude?
Poitsch: Das älteste Gebäude bei der Führung ist wohl das ehemalige Hotel Schuhbräu (1835) und das Leprosenhaus in der Rosenheimer Straße (17. Jhd.), das aber nicht zum eigentlichen Thema gehört.
Welches ist für Sie persönlich das interessanteste Gebäude? Und welches finden Sie am schönsten?
Poitsch: Besonders interessant ist das Haus Merkur an der Ecke Meggendorfer/Lindenstraße. Jede Villa, jedes Bürgerhaus aus der Zeit hat seinen Charme, sehr schön finde ich persönlich die Villa Katharina in der Rosenheimer Straße, die schon ein paar Jahrzehnte früher gebaut wurde als die typischen Villen in Aibling.
Können Sie ein paar Worte zu den Architekturstilen sagen?
Poitsch: Die Villen um die Jahrhundertwende sind meist eine Mischung aus verschiedenen Strömungen der damaligen Zeit: Jugendstil, Historismus, Reformarchitektur und vor allem auch Heimatstil. Es wurden damals stark Bauformen früherer Jahrhunderte aufgenommen wie Barock (was dann als Neobarock bezeichnet wird), Renaissance (was dann als Neo-Renaissance bezeichnet wird), aber auch Anklänge an mittelalterliche Bauformen oder auch die Verwendung von Schein- oder Zierfachwerk ist an einigen Gebäuden, die wir uns anschauen gut zu sehen.
Gibt es eine besondere Anekdote, die Sie unseren Lesern Länge verraten können?
Poitsch: Wir standen einmal in der Gartenstraße vor einem Haus und während ich die Besonderheit erklärte, ging ein Fenster im ersten Stock auf, weil die Eigentümerin Geburtstag hatte und dachte eine Gruppe von Freuden wäre gekommen, um ihr ein kleines Geburtstagsständchen zu singen, was wir dann natürlich spontan auch getan haben- zu ihrer großen Freude...
Was sind weitere interessante Aspekte aus Ihrer Sicht?
Poitsch: Diese Führung hat für mich zwei besonders schöne Aspekte: Zum einen sind es die Gebäude selbst, die ja alle wirkliche Schmuckstücke sind. Zum anderen repräsentieren sie auch ein Stück Zeitgeschichte zwischen 1890 und 1914, die ganz besonders spannend war – in der Welt, aber auch in Bad Aibling, das damals wirklich seine „goldenen Jahre“ (Titel der Führung) erleben durfte.
