Juristin gewinnt den Rosenheimer Gründerpreis
Durch Zufall zur Schädlings-Bekämpfung: Wie eine Rosenheimer Richterin nun Buchsbäume rettet
Eigentlich kümmert sich Jacqueline Aßbichler als Vorsitzende Richterin des Landgerichts Traunstein um den Kampf gegen das Verbrechen. Seit dem Rosenheimer Gründerpreis geht es aber nun auch dem Buchsbaumzünsler an den Kragen. Auslöser dafür war eine ungewöhnliche Entdeckung.
Rosenheim - Eine von rund 100 befallenen Buchsbaumpflanzen in einem Garten in Stephanskirchen brachte Jacqueline Aßbichler einige Monate später den Rosenheimer Gründerpreis ein. Beim Ausgraben der kaputten Pflanzen ihrer Mutter stellte die Juristin gemeinsam mit ihrem Sohn Vincent verwundert fest: „Ein verwilderter Buchs war ohne Befall des schädlichen Buchsbaumzünslers.” Der Grund: Im Gegensatz zu allen anderen hatte die Pflanze kleine Ästchen gebildet, die verhinderten, dass der Falter auf dem Buchsbaum landen konnte. Nach einigen Beobachtungen kam Aßbichler die Erleuchtung: „Keine Landung, keine Eier, keine Raupen, kein Schaden”, fasst es die Richterin zusammen. Die Idee zur Firma Buxit war geboren.
Ein Netz aus Kunststoff-Stacheln
Das Prinzip sei dabei ganz leicht zu verstehen. „Die ‘Spikes’ entsprechen der Abwehr, die uns der Igel oder die Rose bereits in der Natur vormachen”, erklärt Aßbichler. Durch ein Netz aus Kunststoff-Stacheln gelangt der Falter aufgrund seines Flugverhaltens nicht auf die Blätter. Da er somit auch keine Eier ablegen kann, kann der Buchs nicht von den daraus schlüpfenden Raupen befallen werden.
Um diese simpel klingende Grundidee bildete sich in kurzer Zeit ein „bunt gemischtes” Team. Zu den Erfindern Jacqueline und Vincent Aßbichler gesellten sich Harriet Hagen und Fabian Fischer, die bereits jahrelang im IT-Bereich und Vertriebsmanagement arbeiten. Neben ihren alltäglichen Jobs entwickelten sie einen Prototypen und meldeten sich im Herbst 2022 beim Rosenheimer Gründerpreis an.
Dass die Idee auch in der Praxis ankommt, bemerkten die Teilzeit-Unternehmer aber erst bei der Galabau Messe in Nürnberg im September 2022. „Dort waren andauernd Leute an unserem eigentlich sehr kleinen Stand”, meint Vincent Aßbichler, der sich damals noch auf sein juristisches Staatsexamen konzentrieren musste.
Mit der Gewissheit, dass die „Spikes” gebraucht werden, entwickelte das Buxit-Team aber trotz Zeitmangel einen Businessplan, den sie im Februar beim Gründerpreis mit „vollem Risiko“ präsentierten. Als Theaterstück rund um König Ludwig II. stellten sie das Stachelnetz vor. „Denn schon vor über 100 Jahren wäre der ‘Kini’ der perfekte Adressat unseres Produktes gewesen“, meint die Richterin.
Die ungewöhnliche Präsentation kam bei der Jury gut an. „Ich war innerhalb weniger Minuten ein Buchsbaum-Experte und habe das Prinzip sofort verstanden”, meint Juror Hartmut Drexel, Geschäftsbereichsleiter der Handelskammer München und Oberbayern. Gerade im Vergleich zu den bisher verwendeten Chemikalien ist das Netz seiner Meinung nach eine langlebige und umweltfreundliche Alternative.
Für ihre Erfindung erreichten Aßbichler und ihr Team bei der Preisverleihung des Rosenheimer Gründerpreises im März 2023 den ersten Platz, inklusive 3000 Euro, Chefsessel und Drucker. Das Geld geht laut der Chefin direkt an die Mitarbeiter, die mit Herzblut auch am Wochenende viel Zeit für das Netz investieren, das seit Februar auf dem Markt ist.
Verkauf rund um Rosenheim
Der Verkauf der in Deutschland produzierten Stacheln erfolgt aktuell in einem kleinen Lagerhaus in der Hofmühlstraße in Stephanskirchen sowie in zwei großen Rosenheimer Gartencentern. „Wir haben mittlerweile 3000 Laufmeter produziert und schon einige Interessenten”, freut sich Aßbichler, die sich mit Buxit zunächst in Deutschland und später auch in Europa etablieren will.
Je nachdem, wie das Produkt angenommen wird, rechnet die Gründerin damit, dass sie bald personelle Verstärkung braucht. Denn den Job als Vorsitzende Richterin werde sie so schnell nicht aufgeben. „Wir haben ja auch junge Leute im Buxit-Team, die noch viel Energie haben“, meint Aßbichler.
Ein persönliches Ziel hat die Juristin aber noch ausstehen. „Ich würde gerne den englischen König Charles erreichen.“ Denn dieser sei ebenso umweltbewusst und aufgeschlossen wie zu seiner Zeit König Ludwig. Wer also Kontakt zum englischen Königshaus hat, solle sich doch bitte bei ihr melden.


