Verleihung bei der Sparkasse Rosenheim-Bad Aibling
Vom Buchsbaum bis zur Hightech-Überwachung: Das sind die Sieger des Rosenheimer Gründerpreises
Egal ob Kunststoff-Stacheln, Mikrochips oder künstliche Intelligenz. Nach monatelanger Arbeit wurden die erfolgversprechendsten Ideen des Rosenheimer Gründerpreises 2023 ausgezeichnet. Diese erstaunlichen Entwicklungen waren die besten.
Rosenheim - Die Wirtschaft von innen heraus zu revolutionieren war der hohe Anspruch des Rosenheimer Oberbürgermeisters Andreas März, der die Preisverleihung des Rosenheimer Gründerwettbewerbs bei der Sparkasse Rosenheim-Bad Aibling eröffnete. Zusammen mit dem Rosenheimer Landrat Otto Lederer übernahm er die Schirmherrschaft des Gründerpreises und warf einen gespannten Blick auf die Liste der zahlreichen Erfindungen.
Finale des Rosenheimer Gründerpreises
Gut 30 Teilnehmer haben seit dem Start im Oktober 2022 ihre Ideen ausgearbeitet und über drei Monate in diversen Workshops verfeinert. Am Ende entstanden zehn Businesspläne, die von einer Fachjury bewertet wurden. Die Konzepte erstreckten sich von automatischen Produktionslinien über nachhaltige Produkt-Kreisläufe bis hin zu digitalen Frühwarnsystemen. „Ich glaube schon, dass ich etwas von Betriebswirtschaft verstehe“, meint März dazu, „wenn ich das hier so lese, bin ich allerdings froh, heute ‚nur‘ als Oberbürgermeister hier zu sein.”
Den ersten Preis des Gründerwettbewerbs sicherte sich eine vermeintlich unkomplizierte Erfindung: Die Stephanskirchnerin Jacqueline Aßbichler entwickelte ein Netz aus Kunststoff-Stacheln, das Buchsbäume vor Schädlingsbefall bewahren soll. Die Juristin kam gemeinsam mit ihrem Sohn Vincent auf die ungewöhnliche Konstruktion, nachdem im Garten ihrer Mutter fast sämtliche Bäume abgefressen waren. „Nur ein Baum hat es überlebt, weil auf ihm, im Gegensatz zu den anderen Büschen, Dornen wuchsen.“
Davon inspiriert entwickelte die Familie zusammen mit ein paar Freunden das „Igel-Prinzip”, das nun die Gärten vor dem sogenannten Buchsbaumzünsler „ohne Chemie“ schützen soll. Denn mit den Stacheln können die Insekten nicht mehr auf den Büschen landen, um dort ihre Eier abzulegen. Um die Produktion des frisch gegründeten Unternehmens „JaVias” ins Laufen zu bekommen, gab es für den Sieger ein Preisgeld in Höhe von 3000 Euro, einen Drucker von der Firma „Bensegger“ und einen Chefsessel von „Steelcase“.
Auch das Ehepaar Ebert aus Kolbermoor, das den zweiten Platz belegte, bezeichnete sich nicht als „klassische Gründer”. Ihr Plan von nachhaltigen und langlebigen Produkten aus sogenannten expandierten Polypropylen überzeugte die Jury dennoch. Mit dem Schaumstoff ähnlichen Material wollen die beiden Produktmanager unterschiedliche Alltagsgegenstände herstellen. „Das können Sitzkästen, Schlitten oder auch Instrumentenkoffer sein”, erklärt Johannes Ebert. Am wichtigsten sei, die Produkte so herzustellen, dass sie „ewig” halten und dadurch langfristig weniger Sperrmüll produzieren.
Rosenheimer Metallbauer mit Plasmaschneider
Der dritte Preis ging an zwei Rosenheimer Metallbauingenieure, die sich schon 2019 ein Herz gefasst haben und ihren eigenen Plasmaschneider zusammenbauten. „Eigentlich kostet so ein Teil eine halbe Million Euro”, sagen die Gründer Johannes Lechner und Sebastian Hauser. Ihre eigene Maschine haben sie mit viel Arbeit für 16.000 Euro hergestellt. Mit diesem „Wettbewerbsvorteil” entwickeln sie mit ihrer Firma „MetallteQ” nun individuelle Geländer, Treppen oder Balkone. Denn mit dem Plasmaschneider lassen sich laut den Handwerkern deutlich schönere Schnitte setzen und das Design somit perfekt auf die Kundenwünsche anpassen.
Den Mut, beispielsweise eine solche Maschine selbst zu entwickeln, bewunderte Harald Kraus, Vorstand der Sparkasse Rosenheim-Bad Aibling. „Genau so eine Power und Zuversicht braucht es, um sich auch in unruhigen Zeiten nicht verbiegen zu lassen”, betonte der Gastgeber der Verleihung.
Bei der Rückkehr des Rosenheimer Gründerwettbewerbs aus der Corona-Zwangspause gab es in diesem Jahr zusätzlich zwei Sonderpreise für digitale Erfindungen. Einer davon ging an fünf Studenten der Technischen Hochschule Rosenheim, die mit ihrer Firma „MoxyByte“ eine Lösung für die Überwachung kritischer Infrastruktur entwickelt haben. „Unser Gerät überwacht zum Beispiel wichtige Kabelschächte für Strom oder Heizung”, erläutert Gründer Max Weber. Bei einer Störung sendet der angebrachte Sensor dann automatisch ein Warnsignal an die zuständige Stelle.
Den zweiten „Sonderpreis digital“ bekam die Firma „DeepSynergy.AI” aus dem Rosenheimer Gründernetzwerk Stellwerk 18. Dominik Eibl und Matthäus Niedermeier entwickelten ein Programm, das mit künstlicher Intelligenz die Produktionspläne von Unternehmen koordiniert. „So weiß man selbst bei hunderten von Abläufen, wer was zu welchem Zeitpunkt machen muss”, meint Eibl.
Ein besonderer Dank galt an dem Abend auch den 20 Juroren aus der Rosenheimer Wirtschaft, die in den Workshops dabei waren und die abschließenden Businesspläne bewerteten. „Vielleicht wurden dadurch einige ihrer Illusion beraubt, andere wurden aber sicherlich bestärkt”, meint Landrat Otto Lederer. Er sei wie Bürgermeister März überzeugt, dass der Rosenheimer Wirtschaftsraum seine Stabilität den starken Unternehmen verdankt. „Und dafür braucht es auch in Zukunft viele mutige Gründer.”


