Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Kurzzeitig rotbraune Färbung

Doch Burgunder-Blutalgen im Staudhamer See? Neue Hinweise auf Belastung aufgetaucht

Der Staudhamer See ist der „Haus-See“ der Wasserburg. Wie steht es um die Wasserqualität?
+
Der Staudhamer See ist der „Haus-See“ der Wasserburg. Wie steht es um die Wasserqualität?

Ende April beobachteten einige Leser am Staudhamer See eine rote Färbung. Das Gesundheitsamt gab vor kurzem Entwarnung. Nun gibt es aber neue Hinweise auf die Burgunderblutalge. Woher diese kommen und was das für Bade-Fans bedeutet.

Wasserburg – Was ist los am Staudhamer See? Dieser Frage ist das OVB vor wenigen Tagen nachgegangen. Hintergrund waren Gerüchte in der Stadt, dass der beliebte Badeort einen Algenbefall habe. Eine Anfrage des Gesundheitsamts gab daraufhin Entwarnung. Wasserverfärbungen seinen nicht feststellbar gewesen und alle Probenentnahmen seien ebenfalls unauffällig gewesen. Einige Leser wollten diese Antwort jedoch nicht so recht glauben, unter ihnen Franz Göpfert, Vorsitzender des Kreisfischereivereins Wasserburg und damit Pächter am Staudhamer See.

„Das kommt mir ein bisschen komisch vor“, erklärt Göpfert, denn der Verein habe selbst Ende April, Anfang Mai eine Rotfärbung bemerkt. Die Beobachtungen seien auch an das Landratsamt, das Wasserwirtschaftsamt und das Gesundheitsamt gemeldet worden, so der Vorsitzende. Zusätzlich sei der Verein auch selbst tätig geworden und habe eine Wasserprobe an den Tiergesundheitsdienst Bayern geschickt. Der Befund liegt der Redaktion vor. Die meisten Werte, so ist daraus zu entnehmen, sind unauffällig. Doch es gebe eine Belastung mit Ammonium, Nitrit, Nitrat und Phosphat. Diese Werte seien zwar ebenfalls sehr niedrig, sie würden jedoch auf eine „sehr geringe organische Belastung“ hinweisen. Weiter heißt es im Befund: „In der Probe sind unter dem Mikroskop freischwimmende, lange, unverzweigte Zellfäden von Algen beziehungsweise Cyanobakterien zu erkennen, die dem Erscheinungsbild der Gattung Planktothrix entsprechen. Die genaue Artbestimmung ist allerdings schwierig. Durch optische Übereinstimmung mit Abbildungen und anhand der Beschreibung des Gewässerzustands und seiner Chemie ist die Vermutung Burgunderblutalge (Planktothrix rubescens) durchaus plausibel und wahrscheinlich.“

Genau davor hatte das Gesundheitsamt in der jüngsten Anfrage noch gewarnt. „Burgunderblutalgen (Planktothrix rubescens) sind nicht den Pflanzen zuzuordnen, sondern den fädigen Cyanobakterien („Blaualgen“) und bilden bei der Blüte Toxine, also giftige Stoffe, die sich im Wasser lösen und bei Menschen gesundheitliche Folgen haben können, von Hautausschlag und allergischen Reaktionen bis hin zu Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Bindehautreizungen oder Atemwegserkrankungen“, hieß es damals noch von der Behörde. Wie sind die unterschiedlichen Ergebnisse zu erklären und sollte der Staudhamer See etwa doch gemieden werden?

Algenbelastung kann auch nur wenige Wochen dauern

Dr. Peter Steinbauer vom Tiergesundheitsdienst Bayern, der gemeinsam mit einem Kollegen die Wasserprobe analysiert hat, will dazu keine Aussage treffen. „Es ist schwer zu sagen, woher die verschiedenen Ergebnisse kommen“, erklärt er. „Da spielen viele Faktoren eine Rolle.“ Zumal der Tiergesundheitsdienst auch nur eine Wasserprobe erhalten habe und eine eindeutige Zuordnung der gefundenen Partikel zur „Burgunderblutalge“ auch nicht erfolgt sei. „Das können wir auch gar nicht leisten. Das muss ein Speziallabor vornehmen. Wir können nur sagen, basierend auf dieser einen Wasserprobe und den Beobachtungen, die uns geschildert wurden, ist es wahrscheinlich, dass es sich um die Burgunderblutalge handelt.“

Aber ob die Algenbelastung gefährlich sei, könne nur schwer beantwortet werden. „Das lässt sich nicht allgemein sagen. Das hängt auch vom Einzelfall ab.“ Grundsätzlich sei auch festzuhalten, dass die Algen wie die Burgunderblutalge seit Urzeiten in geringen Mengen in jedem Gewässer zu finden seien. „Ab und an kommt es dann vor, dass die Bedingungen, wie Nährstoffe und Sauerstoffgehalt, passen und es zu einer Explosion der Algen kommt“, erklärt Steinbauer, dann sei die Rotfärbung zu erkennen. „Aber wann es tatsächlich gefährlich wird, ist immer unterschiedlich.“ Auch wie lange die Belastung anhalte und wie viel vom See belastet sei, könne nicht pauschal beantwortet werden. „Manchmal hält es nur wenige Tage oder Wochen und ist dann wieder verschwunden. Manchmal sind auch nur bestimmte Stellen verfärbt. Am Bodensee beobachten wir dieses Phänomen zum Beispiel schon seit Jahren.“

„Keine Hinweise auf Gefährdung der Gesundheit“

Auf Anfrage bestätigt auch das Gesundheitsamt erneut, dass es keinen Grund zur Sorge gebe. „Tatsächlich legt der Befund der Untersuchung vom Fischereiverein das Vorkommen von Burgunderblutalgen zwar nahe. Dennoch zeigen sich darin keinerlei Hinweise, dass dadurch eine Gefährdung der Gesundheit gegeben ist“, erklärt Dr. Wolfgang Hierl, Leiter des Gesundheitsamtes Rosenheim. „Es ist kein Nachweis von gesundheitsgefährdenden Toxinen im Wasser erfolgt“, so der Amtsleiter und weist wie Steinbauer daraufhin, dass in zahlreichen Seen ein größeres Vorkommen an Cyanobakterien vorhanden sei. „Die Burgunderblutalgen stellen keine Gefahr für die Gesundheit dar, solange sie nicht blühen und/oder in größerer Zahl absterben und dabei ihre Toxine freisetzen.“ Allerdings stellt Hierl fest, dass sich Anzahl und der Zustand der Cyanobakterien sehr schnell ändern könnten, sodass es sich bei Untersuchungen immer nur um Momentaufnahmen handele. „Ist ein auffällig roter Teppich mit Schlierenbildung sichtbar, so muss in jedem Fall vom Baden abgeraten werden“, stellt Hierl deshalb fest. „Da dieser Zustand aber unter Umständen nur für einen Tag oder Stunden anhält, ist hier auch die erhöhte Aufmerksamkeit der Badenden in Eigenverantwortung gefragt.“

Aufgrund der neuen Entwicklungen werde das Gesundheitsamt am Dienstag, 11. Juli, am Staudhamer See entsprechende Proben nehmen und an das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit zur Untersuchung verschicken. Dabei werde das Wasser zunächst auf Vorkommen und Anzahl der Cyanobakterien untersucht, gegebenenfalls könne dann eine Untersuchung auf Toxine nachgeschaltet werden. „Gemäß den Empfehlungen des Umweltbundesamtes muss erst bei einer Zellzahl von 100.000 pro Milliliter von der moderaten Wahrscheinlichkeit einer Gesundheitsgefährdung ausgegangen werden“, so Hierl weiter. „Eine Gefährdung durch Toxine besteht bei Konzentrationen ab 30 Mikrogramm pro Liter, für empfindliche Personen mit Vorerkrankungen und kleine Kinder schon darunter. Deshalb würden in so einem Fall Warnhinweise an die Bevölkerung herausgegeben. Dazu besteht momentan, trotz der Befunde des Fischereivereins, noch kein Anhaltspunkt.“

Das Gesundheitsamt wolle zudem Kontakt mit dem Fischereiverein aufnehmen, mit der Bitte, bei Auftreten auffälliger Verfärbungen im Wasser in Zukunft auf die Behörde zuzugehen, um durch eine engere Zusammenarbeit schneller und effizienter handeln zu können.

Kommentare