Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer im Streik
„Völlig unnötiger“ Bahnstreik? So stark waren Rosenheim und die Region betroffen
Dieses Jahr scheint ein echtes Streikjahr im Bahnverkehr zu sein. Im Sommer streikte die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) und nun zieht die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) nach. Die Gründe und was das für Rosenheim bedeutet.
Rosenheim – Der kalte Wind pfeift durch die Bahngleise von Bad Aibling. Kein Mensch ist zu sehen. Der Bahnhof wirkt verlassen. Die Stille wird kurz vom Gebell eines Hundes durchbrochen. Der nächste Zug fährt in einer halben Stunde nach Holzkirchen. Doch diesmal ohne Fahrgäste aus Bad Aibling. Ob daran der Streik der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) Schuld hat?
Seit Anfang November verhandelt die GDL mit der Deutschen Bahn (DB). Nachdem die Verhandlungen nicht vorangingen, traten sie am Mittwoch in den Streik. Gegen 22 Uhr legten Lokomotivführer ihre Arbeit nieder. Der Streik soll bis Donnerstag (17. November), 18 Uhr gehen. Bis dahin geht die DB von einer „massiven Einschränkung“ des Regionalverkehrs aus.
35 Forderungen von der GDL
Die GDL habe insgesamt 35 Forderungen aufgestellt, die die Personalkosten der DB um 50 Prozent steigern würden. Die Deutsche Bahn war bis Redaktionsschluss für weitere Rückfragen nicht erreichbar. Sie verwies auf die Pressemitteilungen. Darin heißt es, dass die GDL in einer Vier-Tage-Woche mit 35 Stunden bei vollem Lohnausgleich eine Lohnerhöhung von 555 Euro im Monat fordert. Außerdem ziele sie auf eine Erhöhung der Zulagen um 25 Prozent ab, sowie auf 67 Prozent mehr betriebliche Altersvorsorgen.
Zu diesem kurzfristig angekündigten GDL-Streik hat der DB-Personalvorstand Martin Seiler eine klare Meinung: „Das ist eine Zumutung für die Bahnreisenden. Dieser Streik ist völlig unnötig.“ Am Donnerstag und Freitag (16. und 17. November) sollten weitere Verhandlungen stattfinden. „Die Lokführergewerkschaft ignoriert Absprachen und handelt verantwortungslos“, sagt Seiler. Die DB habe bereits in der Auftaktrunde einem elf-Prozent-Angebot mit einer zusätzlichen Inflationsausgleichsprämie von bis zu 2850 Euro zugestimmt.
Angebote an Fahrten wird stark reduziert, auch in Rosenheim?
„Jetzt zeigt die Spitze der Lokführergewerkschaft ihr wahres Gesicht, sie war nie an Lösungen interessiert“, so Seiler. Zudem sagt er, die GDL würde „die Sozialpartnerschaft mit Füßen“ treten. Das möchte die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer so nicht stehen lassen. Auch sie waren für ein Interview derzeit nicht zu sprechen. In einer Pressemitteilung heißt es, dass Verhandlungen und Warnstreik keine „einmalige Eskalation“ sei, sondern eine gängige Praxis während einer Tarifauseinandersetzung.
Klar ist, dass die Fahrgäste darunter leiden. Reisende auf dem Bahnsteig wollten sich dazu nicht äußern. Heute Morgen lief der Notfahrplan für den DB-Personenverkehr an. „Viele Fahrgäste haben ihre Reise vorgezogen oder auf einen späteren Zeitpunkt verschieben können. Im Fernverkehr, der den ganzen Tag nach Notfahrplan fahren wird, verkehren heute rund 20 Prozent der ICE- und Intercity-Züge“, heißt es weiter in der Pressemitteilung.
Doch im Regionalverkehr gibt es große Unterschiede. Aufgrund der Streikbeteiligung können in einzelnen Regionen teilweise keine Züge fahren. „Die Region Rosenheim ist heute nicht betroffen gewesen und es wird wohl auch so bleiben“, sagt Annette Luckner, Pressesprecherin der Bayerischen Regiobahn. Sie erwartet, dass sich der Streik bei der Bayerischen Regiobahn nicht bemerkbar machen werde, da die Züge wie gewohnt fahren können.
