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Existenzen gefährdet

„Schockiert“ über „monströsen“ Brenner-Nordzulauf: Was Riedering jetzt noch erreichen will

Die  Visualisierung des Brennernordzulaufs bei Riedering: Der Tunnel Ringelfeld endet nicht mehr am Südufer des Simssees, sondern führt bei Holzen (Gemeindegrenze zu Rohrdorf) wieder heraus. Dort soll auch der Überholbahnhof mit vier Gleisen hinkommen. Rechts oben liegt der Tinninger See.
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Die Visualisierung des Brennernordzulaufs bei Riedering: Der Tunnel Ringelfeld endet nicht mehr am Südufer des Simssees, sondern führt bei Holzen (Gemeindegrenze zu Rohrdorf) wieder heraus. Dort soll auch der Überholbahnhof mit vier Gleisen hinkommen. Rechts oben liegt der Tinninger See.

Die offenen Gleise ist Riedering los. „Da waren wir lästig“, sagt der Bürgermeister. Unzufrieden mit dem Brenner-Nordzulauf sind die Gemeinderäte trotzdem. Und schockiert.

Riedering – Bis Januar 2024 haben die vom Brennernordzulauf betroffenen Gemeinden Zeit, Kernforderungen an die Bahn zu stellen. Dabei gab die Bahn erst kürzlich bekannt, wie die Trasse verlaufen soll. Ein enormer Zeitdruck also. Und offenbar nicht für alle Bürgerinnen und Bürger so wichtig, wie die Diskussion im Riederinger Gemeinderat zeigte.

Bürgermeister Christoph Vodermaier (FWGR) hatte zuvor die Ergebnisse aus dem letzten Dialogforum mit der Deutschen Bahn zusammengefasst. Er betonte, dass man einiges erreicht habe, wie beispielsweise eine Verlängerung des Tunnels bis Holzen: „Da waren wir lästig.“ Gleichwohl werde der Nordzulauf die Region belasten. Der Überholbahnhof sei „verheerend für Lauterbach.“

Die Existenz der regionalen Landwirtschaftsbetriebe sei gefährdet, weil viele Hektar für die Baustelleneinrichtungen benötigt werden. Ebenso erwarte er negative Auswirkungen auf den Tourismus durch die lange Bauphase, die stellenweise offene Tunnelbauweise, die geplanten Straßenverlegungen und „das monströse Bauwerk.“ Abgesehen davon sei der Bedarf immer noch fraglich.

Georg Staber (FWGR) wollte wissen, wie die Bahn an den landwirtschaftlichen Grund kommen wolle. Vodermaier antwortete, dass die Bahn lapidar gesagt habe, dass das jeder für sich selbst entscheiden müsse. Eine Entschädigung sei für die Bahn wohl kein Problem.

Richard Mühlbauer (FWP) meinte, dass die Bahn „hübsch blauäugig“ sei. Spätestens mit der Detailplanung werde ersichtlich werden, dass das „noch recht teuer“ werden wird. Was eine Entschädigung für landwirtschaftlichen Flächen angeht, sei er – ausgehend von den Erfahrungen beim Ausbau der A94 – sehr skeptisch: „Da werden irgendwelchen historischen Werte angenommen.“

Vodermaier ergänzte hinsichtlich der Kosten, dass die Bahn bei Holzen einen Bach über die Bahntrasse verlegen wolle. Da sei nicht nur die Frage, ob das klappt. Auch Josef Loferer (FWGR) warnte vor unkalkulierbaren Kosten. Er sei „schockiert, dass im Ort die Vorstellung fehlt, was da auf uns zukommt.“ Lauterbach sei schließlich „genauso unsere Heimat.“ Er regte eine Exkursion nach Südtirol an, um dort die Baustelle des Brennerbasistunnels zu besichtigen. Er mache sich dennoch wenig Hoffnungen: Der Bundestag werde wohl zustimmen, der Kosten-Nutzen-Faktor werde entsprechend hin gerechnet werden. Marianne Loferer (CSU) fand die Idee eines Ortstermins gut.

Durchgehender Tunnel vom Samerberg zum Inn wäre günstiger

Beim Punkt Kosten hakte Vodermaier ein: Ein durchgängiger Tunnel käme laut Berechnung seitens der Bahn günstiger. Investitionskosten von 1,9 bis 2,4 Milliarden Euro inklusive möglicher Existenzgefährdung von einzelnen landwirtschaftlichen Betrieben durch dauerhafte Inanspruchnahme von etwa 0,2 Hektar und mehrjährige, bauzeitliche Inanspruchnahme von rund 57 Hektar landwirtschaftlicher Fläche im Bereich Eitzing bis Lauterbach für einen durchgängigen Tunnel. Dagegen 2 bis 2,5 Milliarden Euro, die die geplante Unterquerung der Sims koste, sowie mögliche Existenzgefährdung von mehreren landwirtschaftlichen Betrieben durch dauerhafte Inanspruchnahme von rund acht Hektar und mehrjährige, bauzeitliche Inanspruchnahme von 84 Hektar landwirtschaftlicher Fläche im Bereich Eitzing bis Lauterbach.

„Wir werden weiter den Dialog suchen. Eine Verbesserung für die gesamte Region und mit positiven Effekten auch für Riedering könnte eine Innunterquerung bei Rosenheim sein“, so Vodermaier weiter. Aber man dürfe keine Pauschal-Forderungen stellen.

Irmgard Wagner (SPD) fühlte sich im Stich gelassen: „Das plätschert alles so dahin.“ Christine Banjai (FWGR) berichtete von einer Busreise nach Südtirol. Der Brennerbasistunnel dort bekomme zwei Gleise. „Warum braucht die deutsche Seite dann vier Gleise?“ Zudem seien Starkregen und der viele Aushub eine tickende Zeitbombe. Beim Samerberg sei ähnliches zu erwarten. Und weiter sagte sie: „Wen interessiert das in Berlin, in Riedering oder Niedermoosen? Noch glaubt anscheinend niemand daran.“ Bürgermeister Vodermaier fügte hinzu, dass immer die Rede sei von Personenschnellzügen und von möglichen 230 km/h auf der Strecke. Von Güterverkehr sei keine Rede mehr.

Trassenverlauf seit Ende Oktober bekannt

Seit Ende Oktober ist die endgültige Linienführung des Brenner-Nordzulaufs, der in den Landkreisen Ebersberg und Rosenheim geplant ist, bekannt. Bei der Vorstellung betonten die Planer der Deutschen Bahn, dass man an insgesamt fünf Punkten, über die Gesamtstrecke von Grafing bis Kiefersfelden verteilt, optimiert habe. So haben sich die Planer rund um Stephanskirchen, Riedering und Rohrdorf für die Variante Cyan, also für eine Unterquerung der Sims, entschieden. Der Trinkwasserbrunnen im Ödenwald bei Stephanskirchen bleibt mit dieser Variante unberührt und im Ort Scheiberloh müssen keine Häuser abgerissen werden. Stattdessen wird der Tunnel länger, das Südportal verschiebt sich in den Bereich Holzen. Im Anschluss daran folgt ein Überholbahnhof im Bereich Immelberg und Lauterbach, also eine oberirdische Streckenführung mit vier Gleisen nebeneinander, bevor die Strecke in den Samerbergtunnel mündet. 

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