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Fast vom Zug erfasst

Mann (83) riskiert am Bahnhof Bernau Leben für Regenschirm: Das sind die Konsequenzen

Ein Mann und seine Frau mit Regenschirm und Railjet mit Bundespolizei
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Notbremsung wegen Regenschirm: Ein Mann und seine Frau legen den Zugbetrieb in Bernau lahm – die Bundespolizei ermittelt

In Bernau riskierte ein Mann sein Leben, als er auf die Gleise stieg, um seinen Schirm zu retten. Ein Zug musste eine Notbremsung durchführen, um einen Unfall zu verhindern. Was dem Rentner droht - und wie es ihm und dem Regenschirm geht.

Bernau – Am Mittwoch (13. Dezember) gegen 9.45 Uhr setzte ein 83-Jähriger wegen eines Regenschirms am Bahnhof in Bernau sein Leben aufs Spiel. Er hatte den Schirm nach Angaben der Bundespolizei zunächst vergessen. Seine 77-jährige Ehefrau, die am gegenüberliegenden Bahnsteig stand, wollte ihm den Regenschirm über die Gleise hinweg zuwerfen. Dieser erreichte jedoch nicht die Arme ihres Mannes, sondern landete zwischen den Schienen. Ihr Gatte stieg daraufhin auf die Gleise, um den Schirm zu bergen. Das kostete ihn beinahe das Leben: Nachdem er sich in den Gleisbereich begeben hatte, rauschte ein Fernzug auf den Mann zu.

Der Zug habe, laut Pressesprecher Dr. Rainer Scharf von der Bundespolizeiinspektion Rosenheim, eine Notbremsung vor dem Bahnhof eingeleitet, als er aus einer leichten Kurve kam und den Mann auf den Gleisen erblickte. Zusätzlich gab der Lokführer ein Warnsignal ab. Der Zug kam allerdings erst kurz hinter dem Bahnsteig zum endgültigen Stehen. Das schnelle Eingreifen des Triebfahrzeugführers war trotzdem maßgeblich, um das Leben des Mannes zu retten. Laut Bundespolizei konnte sich der Mann, keine 15 Meter von der Lok entfernt, vom Gleis wieder auf den Bahnsteig ziehen, bevor der Zug vorbeirauschte.

Mit 130 km/h unterwegs

Der Fernzug, der auf der Strecke von Salzburg nach München fuhr, hatte keinen planmäßigen Halt in Bernau und war dementsprechend schnell unterwegs. Nach ersten Erkenntnissen der Rosenheimer Bundespolizei hatte der Zug eine Geschwindigkeit von etwa 130 Kilometern pro Stunde, als er sich dem Bernauer Bahnhof näherte. An Bord befanden sich rund 140 Fahrgäste. „Ein Zug braucht im Extremfall bei Kilometern pro Stunde rund 1000 Meter, bis er nach Einleiten der Notbremsung zum Stehen kommt“, erklärt Rainer Scharf.

Nach dem Vorfall wurde unverzüglich die Bundespolizei verständigt, die wenige Zeit später vor Ort eintraf. In der Zwischenzeit wurde der 83-Jährige von dem Lokführer betreut, der, so Scharf, „mit dem Schrecken davongekommen“ ist. Eine medizinische Betreuung des Mannes sei nicht notwendig gewesen. Neben dem Schrecken zog sich der 83-Jährige beim Klettern auf den Bahnsteig kleinere Schürfwunden an den Händen zu. Durch das abrupte Abbremsen des Zuges sei keiner der Insassen verletzt worden. Beamte der Bundespolizei gingen durch den Zug und erkundigten sich nach dem Zustand der Passagiere. Der Lokführer konnte die Fahrt nach der Unterbrechung fortsetzen.

Strafanzeige gegen den 83-Jährigen

Nach Pressesprecher Scharf handelte es sich bei dem Zug um einen Railjet der ÖBB. Weder die Deutsche Bahn, als Netzbetreiber, noch die ÖBB gaben auf Nachfrage des OVB spezifische Aussagen und verwiesen darauf, „dass wir uns nicht zu laufenden Ermittlungen äußern können.“

Nach Rainer Scharf seien die Ermittlungen so weit abgeschlossen. Am Bahnsteig waren zu dem Zeitpunkt des Vorfalls Reisende anwesend, von denen einige Zeugenaussagen aufgenommen wurden. Gegen den Mann wird jetzt ein Verfahren wegen eines fahrlässig verursachten gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr eingeleitet. „Die Strafanzeige geht in diesen Tagen an die Staatsanwaltschaft“, daher könne man die Konsequenzen für den 83-Jährigen noch nicht abschätzen, so Scharf.

Gegenstände werden zum Geschoss

„Es ist lebensgefährlich, sich auf die Gleise zu begeben“, betont Rainer Scharf. Gleiches gelte für geworfene Gegenstände. „Wenn der Zug den Gegenstand erfasst, wird er zum Geschoss“, erklärt Scharf. Man könne zudem nicht abschätzen, wie schnell ein Zug fahre und daher auch nicht, wann er einen erreicht. „Züge können nicht ausweichen.“ Ein Zug brauche im Extremfall bei 100 km/h rund 1000 Meter, bis er nach Einleiten der Notbremsung zum Stehen kommt, führt der Pressesprecher aus.

Was ist aber aus dem Schirm geworden? „In den Bildern der Beweisaufnahme konnte ich keinen Schirm mehr auf den Gleisen sehen“, sagt Scharf, „daher gehe ich davon aus, dass der Mann ihn retten konnte.“ Neben der Anzeige gegen den 83-Jährigen kam es durch den Vorfall bei zwei anderen Zügen zu Teilausfällen. Zusätzlich hatten fünf weitere Züge insgesamt rund 130 Minuten Verspätung, so die Pressestelle der Bundespolizei.

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